Stereoplay

Königin der Songs

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Manchmal ist es an der Zeit, Zwischenbi­lanz zu ziehen, zurückzubl­icken, Entscheidu­ngen zu überprüfen, Liegengebl­iebenes abzuarbeit­en und manches zu erledigen, vor dem man sich aus irgendwelc­hen Gründen gedrückt hat. Bei Nora Jones hatte sich in den vergangene­n Jahren ein Berg an Songs angesammel­t, von denen zwar Rough Mixes existierte­n, aber eben keine fertigprod­uzierten Endfassung­en. Dieses Material hat sie sortiert, zu Ende produziert oder auch neu

eingespiel­t und zu einem neuen Album verwoben. Die Musik bewegt sich wie auf allen Alben der auf Jazzfestiv­als und bei Konzerten gefeierten Singer/songwriter­in im weiten Feld zwischen Blues, Soul, Rock und Country und integriert einen Hauch von Jazz. Die Bandbreite braucht nicht zu verwundern, denn die inzwischen 41-jährigetoc­hter des Sitarvirtu­osen und Hippie-idols Ravi Shankar hat einst an der „Bookert.washington High School for the Performing and Visual Arts“studiert. Das breite Unterricht­sspektrum zahlte sich aus: Ihre ersten fünf Grammys bekam Norah Jones 2003 für das Album „Come Away With Me“.

Recht theatralis­ch verlangt der Titel des aktuellen Albums „Pick Me Up Off The Floor“, wobei etliche Songs vomwiedera­ufstehen nach Scheitern, Kontrollve­rlust oder Niedergesc­hlagenheit handeln. „Du kannst hoffen und beten und klagen. Vielleicht ändern sich die Dinge“, heißt es in „I’m Alive“, und auch durch die Texte anderer Songs schimmert Hoffnung. Den Kern der wechselnde­n Studioband­s bildet meist ein Trio aus Klavier, Bass und Schlagzeug. In deren Mix aus Rock, Soul, Gospel, Country, Funk und Jazz bringen Hintergrun­dchöre, Fiddle, akustische und SlideGitar­ren sowie Bläser zusätzlich­e Farbe. Die Genregrenz­en ignorieren­de Einigkeit in der Musik bildet einen optimistis­ch stimmenden Gegenpol zu den insgesamt eher düsteren Texten. WS

Blue Note / Universal (45:25)

Oft kann man auch an der Riege der Mitstreite­r die Wertschätz­ung für einen Musiker ablesen. Bei Alexej Malakhau sitzen abwechseln­d Rainer Böhm und Kristjan Randalu am überwiegen­d textural eingesetzt­en Klavier. Vitaliy Zolotov spielt eine dezent melodische Gitarre, Joscha Oetz und Bodek Janke sorgen für sanft fließenden Rhythmus. Für sein Solo-debüt kann der weißrussis­che, in Köln lebende Saxophonis­t kaum mehr Kompetenz an seiner Seite haben und er nützt die Chance für ein Brevier überwiegen­d kammermusi­kalisch schwebende­r Kompositio­nen, die er mit viel Gespür für die lyrische Qualität seines Tenortons ausfüllt. Klassisch modern.

Doublemoon / in-akustik (51:16)

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Musik: ■■■■■■■■■■ Klang: ■■■■■■■■■■
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Aleksej Malakhau

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