Dali Rubicon 2C + Bluesound
Audiophiler Lautsprecher sucht Verbindung zu praktischem Multiroom-system! Bei Dalis neuer Rubicon wird drahtloses Streaming zum System. Und klingt famos.
Als Phil Collins 1987 „In the air tonight“sang, spekulierte die Hifi-welt über seine spacigen Schlagzeug-impulse, und welche geregelte Aktivbox sie am knalligsten wiedergeben könnte. Die lange nicht ausgereifte Signalübertragung durch die Luft war noch kein Thema, als Peter Schilling seinen Refrain „Völlig losgelöst“zum Hit machte. Beides ist nun Hifitechnisch kein Problem mehr, doch die Pioniere der Funkübertragung unter den anspruchsvollen Lautsprecherherstellern beschränken sich meist darauf, die Signalkabel zu den Boxen wegzuzaubern. Verbindung zu den Quellen, Lautstärkeeinstellung und Steuerung der Anlage überlässt man lieber ganz konservativ einem Vorverstärker, neudeutsch Hub genannt. Wer gern die Segnungen ausschließlicher App-steuerung goutiert oder mehrere Räume seines Hauses zentral mit Musik versorgen will, fühlt sich hier in die Hifi-steinzeit zurückversetzt. Quelle anwählen, CDPlayer starten, Fernbedienung suchen, wenn es zu laut spielt, und dann im Nachbarraum das
Gleiche noch einmal, wenn man sich entschieden hat, doch im Arbeitszimmer weiterhören zu wollen und nicht im Wohnzimmer.
Die andere Philosophie
Dafür gibt es modernes Multiroom mit Streaming. Die Platzhirsche bei den drahtlosen Mehrraumsystemen dagegen umgarnen den Kunden mit unendlicher Flexibilität, komplexen Apps und der Einbindung mehrerer Hörzonen. An die höchste Liga der Klangqualität denken die meisten nicht, an hochwertige High-end-komponenten schon gar nicht.
Mit einer Ausnahme: Bluesound. Das von NAD entwickelte System ist modular, und steht innerhalb der rmeneigenen Systemfamilien auch höchstwertigen Komponenten offen. Seit der Callisto-serie gilt das auch für die Lautsprechermarke Dali, mit denen man mittlerweile eine Kooperation und Vertriebspartnerschaft eingegangen war. Doch wer kauft sich eine mehrere 1000 Euro teure High-end-aktivkette, wenn der eingebaute Streamer
veralten könnte und die ganze Box dann zu obsoletem Sondermüll wird, wie es jüngst den Systemkomponenten einiger anderer Multiroom-pioniere drohte? Wohl keiner. Deshalb ist auch die neue Rubicon 2C, die lautsprechertechnisch weitgehend ihrer passiven Schwester Rubicon 2 entspricht, als
Eine Verbindung mit viel Potenzial:
Dali nutzt die Bluesound App für seine Wireless-speaker, kann aber auch Roon.
klassische Kette mit einem Vorverstärker namens Soundhub gedacht, der den Anschluss üblicher Hifi-quellen erlaubt und das Signal dann drahtlos und im Gegensatz zu manchem Mitbewerber hochau ösend in 24/96 an die Boxen weiterreicht. Und nie veraltet.
Verbindung der Welten
Doch ebenjener Vorverstärker besitzt zwei Modul-einschübe, die die Aufnahme etwa eines Bluesound-streamingmoduls erlauben. Weitere Optionen wie HDMI- oder Surround-module sind in Planung, der Hub ist für kommende Erweiterungen bereits vorbereitet.
Doch Bluesound und dessen famose App dienen hier nicht als weitere Quelle mit einer abgetrennten Bedienlogik, sondern erlauben zugleich den Zugriff auf Soundhub und Box. Das merkt man spätestens dann, wenn man über die Rubicon 2C eine analoge Quelle, etwa Schallplatte, hört, und dann per Streaming-app Lautstärke und Quellwahl beein ussen kann. Eine dezent integrierte LED
Kette in jeder Box zeigt übrigens die aktuell gewählte Lautstärke verzögerungsfrei an.
Technologie alter Schule
Die Wandlertechnik ist klassischer Natur, wie bei Dali gewohnt betont hochwertig: Ein 16,5-cm-konus mit einer gepressten, rotbraunen Holzfasermembran mit erkennbar unregelmäßiger Faserstruktur soll auch dank seiner speziellen Smc-magnettechnik mit Ferritpulver für natürliche, verzerrungsarme Klänge sorgen. Er ist auf einer entkoppelt verbauten Sub-schallwand verbaut, die aus der eigentlichen, leicht abgerundeten Gehäuseform hervorragt. Darüber sitzt der Hochtöner, der trotz 2,9 Zentimeter großer Kalotte dank seines Gewebedomes ausgesprochen leicht und impulstreu arbeiten soll. Er spielt laut Hersteller ab 2600 Hz, beide Töner der Box werden dabei von eigenen Endstufen in Schaltverstärkertechnologie angetrieben, die Berechnung der optimalen Signalanteile erfolgt durch eine digitale Dsp-weiche in 24-Bitau ösung. Die verspricht zudem eine zeitrichtige Wiedergabe. Ein zusätzlicher Auxeingang ermöglicht übrigens den Anschluss einer weiteren kabelgebundenen Quelle für den Fall, dass man die Sendereinheit von den Boxen getrennt platzieren will.
Die Verzögerungszeit des Gesamtsystems mit dem SoundHub ist dennoch laut Hersteller erfreulich gering. So gering, dass auch Filmton ohne weiteres Drehen am Lipsync möglich sein soll.
Möglich macht das die neueste Funktechnologie im Sound
Hub, die in einem Frequenzbereich von 5,8 GHZ fernab des üblichen Wlan-funkmülls arbeitet und damit als sehr stabil gelten darf.
Die Steuerung der gesamten Kette erfolgt entweder durch die App oder die mitgelieferte Fernbedienung, die übrigens ebenfalls Funktechnologie nutzt und deshalb weder Sichtkontakt zur Box noch zum Soundhub benötigt wie klassische InfrarotModelle.
Völlig losgelöst
Die Inbetriebnahme ist tatsächlich so einfach, wie es sich ein im Multiroom-segment mit diversen Enttäuschungen vertrauter Tester nur wünschen kann. Druck auf die „Link Connect“taste hier und dort. Nochmaliges Drücken, um den richtigen Kanal anzuwählen. Box und Soundhub zeigen ein Schema des Raumes mit aktivierten Lautsprechern. Auch die auf dem iphone installierte App erkennt den neuen Zonenplayer sofort und hält sich nicht mit Updates, Kennenlern-warteschleifen oder komplizierten Pairing-operationen auf. Wir melden: spielbereit!
Als der Autor neulich eine Werbeanzeige zum neuen Rubicon-system entdeckte, wunderte er sich über das dort gezielte Wecken nostalgischer Musikgefühle. Als hätte unsere Hifi-jugend in den 1970ern oder frühen 1980ern etwas mit drahtlosem Streaming zu tun
gehabt. Doch Peter Schillings „Völlig losgelöst...“aus „Major Tom“wirkte anschließend fast prophetisch und entpuppte sich als Zeitreise in eine Jugend, die man klangtechnisch gern erlebt hätte. Das ziemlich kühl produzierte Ndw-stück klang hier satter, moderner, aber auch schöner gerade in den Höhen.
Old School
Keine Frage: Mit der Rubicon 2C hat Dali einen waschechten Spaßlautsprecher abgeliefert. Dabei entwickeln die Dänen anders als der gleichnamige spanische Surrealist einen ausgeprägten Realitätssinn. Spaß bedeutet bei ihnen nicht, dass man die beiden Aktivboxen aufdrehen muss, bis der Putz von den Wänden iegt. Im Gegenteil. Spielte die Rubicon 2C laut etwas bemüht auf, war sie bei leisen und mittleren Lautstärken in ihrem Element. Sprich, sie punktet genau in jenen Bereichen, die in Mehrfamilienhäusern nicht den Frieden mit den Nachbarn gefährden. Wie mit einer perfekt abgestimmten Loundness produzierte sie bereits bei moderatem Pegel ein sattes, elegant federndes Bassfundament und verwöhnte am oberen Ende des Spektrums mit frischen Höhen.
An der Hochtondosierung liegt es auch, dass man für die Dali Rubicon 2C eigentlich nur die parallele Aufstellung empfehlen kann. Wer die Dänin wie sonst üblich auf den Hörplatz ausrichtet, bekommt bereits bei mittleren Lautstärken eine Überdosis Strahlglanz. Die lässt spätestens mit etwas harschen
Aufnahmen, wie sie gerade bei einem Streifzug durch Pop-cds aus den 80ern vorkommen, die Stimmung kippen.
Doch keine Sorge: Die Fokussierung gelingt den Dalis auch bei paralleler Aufstellung ganz vorzüglich. Stimmen standen stabil und scharf umrissen zwischen den Boxen. Und auch die Tiefe der Abbildung, die bis weit hinter die Lautsprecher reicht, überzeugte mit jeder guten Aufnahme, unabhängig von der Musikrichtung. Wer Klasse vor Masse stellt und keinen riesigen Partykeller mit DiscoSound beschallen will, wird mit den edlen Minis bestens bedient. Sie wachsen klanglich über sich hinaus, kosten allerdings auch etwas mehr, als in der Regalriege üblich ist.