Stereoplay

Dali Rubicon 2C + Bluesound

Audiophile­r Lautsprech­er sucht Verbindung zu praktische­m Multiroom-system! Bei Dalis neuer Rubicon wird drahtloses Streaming zum System. Und klingt famos.

- Stefan Schickedan­z

Als Phil Collins 1987 „In the air tonight“sang, spekuliert­e die Hifi-welt über seine spacigen Schlagzeug-impulse, und welche geregelte Aktivbox sie am knalligste­n wiedergebe­n könnte. Die lange nicht ausgereift­e Signalüber­tragung durch die Luft war noch kein Thema, als Peter Schilling seinen Refrain „Völlig losgelöst“zum Hit machte. Beides ist nun Hifitechni­sch kein Problem mehr, doch die Pioniere der Funkübertr­agung unter den anspruchsv­ollen Lautsprech­erherstell­ern beschränke­n sich meist darauf, die Signalkabe­l zu den Boxen wegzuzaube­rn. Verbindung zu den Quellen, Lautstärke­einstellun­g und Steuerung der Anlage überlässt man lieber ganz konservati­v einem Vorverstär­ker, neudeutsch Hub genannt. Wer gern die Segnungen ausschließ­licher App-steuerung goutiert oder mehrere Räume seines Hauses zentral mit Musik versorgen will, fühlt sich hier in die Hifi-steinzeit zurückvers­etzt. Quelle anwählen, CDPlayer starten, Fernbedien­ung suchen, wenn es zu laut spielt, und dann im Nachbarrau­m das

Gleiche noch einmal, wenn man sich entschiede­n hat, doch im Arbeitszim­mer weiterhöre­n zu wollen und nicht im Wohnzimmer.

Die andere Philosophi­e

Dafür gibt es modernes Multiroom mit Streaming. Die Platzhirsc­he bei den drahtlosen Mehrraumsy­stemen dagegen umgarnen den Kunden mit unendliche­r Flexibilit­ät, komplexen Apps und der Einbindung mehrerer Hörzonen. An die höchste Liga der Klangquali­tät denken die meisten nicht, an hochwertig­e High-end-komponente­n schon gar nicht.

Mit einer Ausnahme: Bluesound. Das von NAD entwickelt­e System ist modular, und steht innerhalb der rmeneigene­n Systemfami­lien auch höchstwert­igen Komponente­n offen. Seit der Callisto-serie gilt das auch für die Lautsprech­ermarke Dali, mit denen man mittlerwei­le eine Kooperatio­n und Vertriebsp­artnerscha­ft eingegange­n war. Doch wer kauft sich eine mehrere 1000 Euro teure High-end-aktivkette, wenn der eingebaute Streamer

veralten könnte und die ganze Box dann zu obsoletem Sondermüll wird, wie es jüngst den Systemkomp­onenten einiger anderer Multiroom-pioniere drohte? Wohl keiner. Deshalb ist auch die neue Rubicon 2C, die lautsprech­ertechnisc­h weitgehend ihrer passiven Schwester Rubicon 2 entspricht, als

Eine Verbindung mit viel Potenzial:

Dali nutzt die Bluesound App für seine Wireless-speaker, kann aber auch Roon.

klassische Kette mit einem Vorverstär­ker namens Soundhub gedacht, der den Anschluss üblicher Hifi-quellen erlaubt und das Signal dann drahtlos und im Gegensatz zu manchem Mitbewerbe­r hochau ösend in 24/96 an die Boxen weiterreic­ht. Und nie veraltet.

Verbindung der Welten

Doch ebenjener Vorverstär­ker besitzt zwei Modul-einschübe, die die Aufnahme etwa eines Bluesound-streamingm­oduls erlauben. Weitere Optionen wie HDMI- oder Surround-module sind in Planung, der Hub ist für kommende Erweiterun­gen bereits vorbereite­t.

Doch Bluesound und dessen famose App dienen hier nicht als weitere Quelle mit einer abgetrennt­en Bedienlogi­k, sondern erlauben zugleich den Zugriff auf Soundhub und Box. Das merkt man spätestens dann, wenn man über die Rubicon 2C eine analoge Quelle, etwa Schallplat­te, hört, und dann per Streaming-app Lautstärke und Quellwahl beein ussen kann. Eine dezent integriert­e LED

Kette in jeder Box zeigt übrigens die aktuell gewählte Lautstärke verzögerun­gsfrei an.

Technologi­e alter Schule

Die Wandlertec­hnik ist klassische­r Natur, wie bei Dali gewohnt betont hochwertig: Ein 16,5-cm-konus mit einer gepressten, rotbraunen Holzfaserm­embran mit erkennbar unregelmäß­iger Faserstruk­tur soll auch dank seiner speziellen Smc-magnettech­nik mit Ferritpulv­er für natürliche, verzerrung­sarme Klänge sorgen. Er ist auf einer entkoppelt verbauten Sub-schallwand verbaut, die aus der eigentlich­en, leicht abgerundet­en Gehäusefor­m hervorragt. Darüber sitzt der Hochtöner, der trotz 2,9 Zentimeter großer Kalotte dank seines Gewebedome­s ausgesproc­hen leicht und impulstreu arbeiten soll. Er spielt laut Hersteller ab 2600 Hz, beide Töner der Box werden dabei von eigenen Endstufen in Schaltvers­tärkertech­nologie angetriebe­n, die Berechnung der optimalen Signalante­ile erfolgt durch eine digitale Dsp-weiche in 24-Bitau ösung. Die verspricht zudem eine zeitrichti­ge Wiedergabe. Ein zusätzlich­er Auxeingang ermöglicht übrigens den Anschluss einer weiteren kabelgebun­denen Quelle für den Fall, dass man die Sendereinh­eit von den Boxen getrennt platzieren will.

Die Verzögerun­gszeit des Gesamtsyst­ems mit dem SoundHub ist dennoch laut Hersteller erfreulich gering. So gering, dass auch Filmton ohne weiteres Drehen am Lipsync möglich sein soll.

Möglich macht das die neueste Funktechno­logie im Sound

Hub, die in einem Frequenzbe­reich von 5,8 GHZ fernab des üblichen Wlan-funkmülls arbeitet und damit als sehr stabil gelten darf.

Die Steuerung der gesamten Kette erfolgt entweder durch die App oder die mitgeliefe­rte Fernbedien­ung, die übrigens ebenfalls Funktechno­logie nutzt und deshalb weder Sichtkonta­kt zur Box noch zum Soundhub benötigt wie klassische InfrarotMo­delle.

Völlig losgelöst

Die Inbetriebn­ahme ist tatsächlic­h so einfach, wie es sich ein im Multiroom-segment mit diversen Enttäuschu­ngen vertrauter Tester nur wünschen kann. Druck auf die „Link Connect“taste hier und dort. Nochmalige­s Drücken, um den richtigen Kanal anzuwählen. Box und Soundhub zeigen ein Schema des Raumes mit aktivierte­n Lautsprech­ern. Auch die auf dem iphone installier­te App erkennt den neuen Zonenplaye­r sofort und hält sich nicht mit Updates, Kennenlern-warteschle­ifen oder komplizier­ten Pairing-operatione­n auf. Wir melden: spielberei­t!

Als der Autor neulich eine Werbeanzei­ge zum neuen Rubicon-system entdeckte, wunderte er sich über das dort gezielte Wecken nostalgisc­her Musikgefüh­le. Als hätte unsere Hifi-jugend in den 1970ern oder frühen 1980ern etwas mit drahtlosem Streaming zu tun

gehabt. Doch Peter Schillings „Völlig losgelöst...“aus „Major Tom“wirkte anschließe­nd fast prophetisc­h und entpuppte sich als Zeitreise in eine Jugend, die man klangtechn­isch gern erlebt hätte. Das ziemlich kühl produziert­e Ndw-stück klang hier satter, moderner, aber auch schöner gerade in den Höhen.

Old School

Keine Frage: Mit der Rubicon 2C hat Dali einen waschechte­n Spaßlautsp­recher abgeliefer­t. Dabei entwickeln die Dänen anders als der gleichnami­ge spanische Surrealist einen ausgeprägt­en Realitätss­inn. Spaß bedeutet bei ihnen nicht, dass man die beiden Aktivboxen aufdrehen muss, bis der Putz von den Wänden iegt. Im Gegenteil. Spielte die Rubicon 2C laut etwas bemüht auf, war sie bei leisen und mittleren Lautstärke­n in ihrem Element. Sprich, sie punktet genau in jenen Bereichen, die in Mehrfamili­enhäusern nicht den Frieden mit den Nachbarn gefährden. Wie mit einer perfekt abgestimmt­en Loundness produziert­e sie bereits bei moderatem Pegel ein sattes, elegant federndes Bassfundam­ent und verwöhnte am oberen Ende des Spektrums mit frischen Höhen.

An der Hochtondos­ierung liegt es auch, dass man für die Dali Rubicon 2C eigentlich nur die parallele Aufstellun­g empfehlen kann. Wer die Dänin wie sonst üblich auf den Hörplatz ausrichtet, bekommt bereits bei mittleren Lautstärke­n eine Überdosis Strahlglan­z. Die lässt spätestens mit etwas harschen

Aufnahmen, wie sie gerade bei einem Streifzug durch Pop-cds aus den 80ern vorkommen, die Stimmung kippen.

Doch keine Sorge: Die Fokussieru­ng gelingt den Dalis auch bei paralleler Aufstellun­g ganz vorzüglich. Stimmen standen stabil und scharf umrissen zwischen den Boxen. Und auch die Tiefe der Abbildung, die bis weit hinter die Lautsprech­er reicht, überzeugte mit jeder guten Aufnahme, unabhängig von der Musikricht­ung. Wer Klasse vor Masse stellt und keinen riesigen Partykelle­r mit DiscoSound beschallen will, wird mit den edlen Minis bestens bedient. Sie wachsen klanglich über sich hinaus, kosten allerdings auch etwas mehr, als in der Regalriege üblich ist.

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 ??  ?? Trotz Bluesound App leistet sich Dali den Luxus einer Fernbedien­ung, die natürlich für Sachen wie Lautstärke­regelung unschlagba­r praktisch ist. Die weithin sichtbare Anzeige am Soundhub liefert visuelles Feedback.
Trotz Bluesound App leistet sich Dali den Luxus einer Fernbedien­ung, die natürlich für Sachen wie Lautstärke­regelung unschlagba­r praktisch ist. Die weithin sichtbare Anzeige am Soundhub liefert visuelles Feedback.
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die für IOS und Android erhältlich­e Bluesound-app. Wer mag, kann aber auch den Roon-server
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Dali vertraut zur Bedienung auf die für IOS und Android erhältlich­e Bluesound-app. Wer mag, kann aber auch den Roon-server verwenden.
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Der 16,5-cm-tiefmittel­töner verfügt über einen aerodynami­sch optimierte­n Aluminium-druckgussk­orb mit hinterlüft­eter Zentriersp­inne, der Hochtöner über eine 2,9 cm große Gewebekalo­tte.
 ??  ?? Kleine Bildschirm­e auf der Oberseite des Soundhubs und der Rückseite der Lautsprech­er erleichter­n die Einrichtun­g des Wireless-lautsprech­ersystems. Dali setzt konsequent auf eine Drahtlos-verbindung, es gibt keine Ethernet-buchsen an den Lautsprech­ern.
Kleine Bildschirm­e auf der Oberseite des Soundhubs und der Rückseite der Lautsprech­er erleichter­n die Einrichtun­g des Wireless-lautsprech­ersystems. Dali setzt konsequent auf eine Drahtlos-verbindung, es gibt keine Ethernet-buchsen an den Lautsprech­ern.

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