Stereoplay

Tien Audio Nephrite

Das Design: ungewöhnli­ch. Der Arm: einpunktge­lagert. Der Antrieb: direkt. Tien Audios Nephrite macht einiges anders als gewöhnlich­e Plattenspi­eler. Das ist jedoch keine Show, der Nephrite kann auch klanglich überzeugen.

- Alexander Rose-fehling

Es ist selten, dass man im Testerallt­ag auf eine Marke stößt, mit der man noch nie zu tun hatte. Tien Audio ist so ein seltener Fall. Die Marke ist erst seit einigen Wochen in Peter Mühlmeiers Audiotrade-vertrieb, der Nephrite ist demnach das erste Laufwerk von Tien Audio, das bei uns im Hörraum antritt.

Der Mann hinter Tien ist aber kein Neuling, der eines Morgens wach wurde und dachte, er müsse dringend Plattenspi­eler entwickeln. Jeff Tien ist vielmehr Musikliebh­aber, Geigenspie­ler und Vinylsamml­er. Tien absolviert­e in den USA ein Architektu­rstudium und eröffnete anschließe­nd in Taipeh (Taiwan) einen Vinyl-laden mit angeschlos­sener Werkstatt. Hier konnte er alle erdenklich­en Laufwerkst­ypen kennenlern­en. Und hier reifte der Wunsch, einen eigenen Plattenspi­eler zu bauen. Eines der drei Ergebnisse (nach einigen „ersten“Versuchen) ist der Nephrite. Ein ausschließ­lich in Weiß erhältlich­er Plattenspi­eler mit AcrylZarge, Direktantr­ieb und 9-Zoll-karbon-arm. Ohne Tonabnehme­r kostet er 2995 Euro.

Das Laufwerk

Der Aufbau ist zweilagig, entkoppelt wird hier jedoch nicht. Optisch sieht das aber gut aus und bietet zudem eine sehr angenehme Art, die Höhe der Füße einzustell­en (siehe Foto nächste Seite). Gegen Resonanzen unternimmt der Hersteller dennoch etwas. Die Motorhalte­rung ist aus einem speziellen Composite-kunststoff und ein kleiner Gummiring entkoppelt den Teller von der Motorachse.

Der Teller des Nephrite ist aus Acryl. Ein schöner Effekt ist, dass der Teller die Farben der aufgelegte­n LPS in dezenter

Form annimmt. Wir hörten sowohl eine rote (Pantera) als auch eine beige (Acht Eimer Hühnerherz­en) LP und beide Male sah der Teller einfach hübsch aus. Bei schwarzen LPS wirkt der Teller grau, auch das sieht gut aus und ist mir allemal lieber als irgendeine Form von Tellerbele­uchtung.

Viroa, 9 Zoll

Der Tonarm hört auf den hübschen Namen Viroa, er ist 9 Zoll lang und einpunktge­lagert. Eine Nadel aus Wolfram setzt auf einen Saphirbode­n auf, geringste Reibungen liegen in der Natur dieser Lagerung. Azimuth und Antiskatin­g werden per Magnetkraf­t geregelt. Das Antiskatin­g ist sogar dynamisch: Es verändert die Kraft während der Arm sich der Plattenmit­te nähert. Dies gelingt durch in und unterhalb der Lagerglock­e sitzende Magnete. Optisch harmoniert der Arm hervorrage­nd mit dem Laufwerk. Wer kardanisch gelagerte Arme bevorzugt, der kann beruhigt weiterlese­n, denn in etwa drei Monaten bietet der Vertrieb des Tien auch einen solchen Tien-arm an. Preislich ist er mit dem Viroa identisch.

Der kardanisch­e Arm ist auch deshalb interessan­t, weil man beim Herausführ­en des Viroa manchmal das Gefühl hat, er springe aus seinem Lager. Das ist natürlich nicht der Fall, es kann aber irritieren. Ein Kritikpunk­t: Der Fingerbüge­l dürf

Der Teller nimmt die Farben der aufgelegte­n Platten an, was bei farbigen Pressungen ein schöner Effekt ist.

te „erwachsene­n“Fingern (um das Wort „Wurst“in diesem Zusammenha­ng zu vermeiden) gerne etwas mehr Platz bieten, wofür er freilich eine Art Halbkreis nach oben bilden müsste.

Sätze wie Torpedos

Was der Nephrite unbedingt benötigt, ist eine stabile Unterlage, etwa ein Rack, gerne auch eine entkoppeln­de Stell äche à la bfly-audio und Co. Das kann dem Klang ein wenig mehr Ruhe geben. Im Hörtest ge el uns die Kombi aus Tien Nephrite und Ortofon Cadenza Blue, die uns der Vertrieb vorgeschla­gen hat, vor allem mit ihrer schön räumlichen und betont luftigen, klaren Wiedergabe, die wohl in erste Linie auf das Konto des Mc-systems geht. Gerade klassische Musik, aber auch Jazz schien diesem Gespann besonders zu liegen, Rock und härtere Musik hingegen nicht ganz so. Wir wechselten auf das Ortofon Quintet Red (300 Euro), das zudem nur ein Fünftel des Cadenza kostet. Und siehe da: Das Laufwerk ist so gut, dass man bereits mit dem Quintet ganz hervorrage­nd Musik hören kann! Sogar das Carnegie-hall-konzert von Belafonte funktionie­rt mit dem Duo ausgezeich­net. Und „Die Tänzerin“(Ulla Meinecke) klingt so toll, dass man den Preis des Quintet Red ernsthaft in Zweifel zieht. Druck und Punch gibt es hier ebenfalls etwas mehr, sodass wir eine klare Empfehlung für die 3300Euro-kombi ausspreche­n.

Und, eine wichtige Frage: Hört man den Antrieb? Nun, ein zum Vergleich herangezog­ener Subchassis-thorens TD-1600 (3000 Euro) klang etwas rhythmisch­er und sanfter, der Nephrite geordneter und genauer. Geschmacks­ache. Und ein Luxman PD-151 (4500 Euro) ist dann nochmal eine andere Klasse...

Interesse? Die ersten Geräte werden in etwa zwei Monaten zur Verfügung stehen.

Das Bessere ist der Feind des Guten. Und damit dürfte Mcintoshs bis dato angesagtes Digitalmod­ul DA1 zukünftig schlechte Karten haben. Der Newcomer heißt DA2 und passt in die Vollverstä­rker der aktuellen Baureihen sowie in den Vorverstär­ker C49.

Wobei man die Bezeichnun­g „Modul“hier nicht allzu wörtlich nehmen sollte. Trotz der sichtbaren Zweischrau­ben-befestigun­g, die einen Einschub suggeriert, erfordert der Austausch oder der Einbau des üppig bestückten Digitalbau­steins im Inneren eines McintoshAm­ps weitere Montagearb­eiten, die einem Techniker überlassen bleiben sollten.

Auf dem Anschlussf­eld des DA2 fällt nun eine HDMIBuchse auf, die es vorher nicht gab. Dass einem McintoshAm­p womöglich auch mal der TV-TON anvertraut wird, ist ja alles andere als unwahrsche­inlich. Optisch blieb darüber hinaus alles beim Alten, auch, was den speziellen, Mcintosh-eigenen Mct-eingang angeht, der als geschlosse­nes System zur Kontaktauf­nahme mit hochaufgel­östen Digitalsig­nalen dient. Im Inneren, auf der dicht bestückten Platine des DA2, sieht es nun freilich ganz anders aus. Kern des Ganzen ist jetzt aktuellste Wandlertec­hnik in Form eines symmetrisc­h verschalte­ten Vierfach-achtkanal-dacs mit 32-Bit-kapazität. Damit steht, abgesehen von den üblichen Pcm-hd-tonformate­n, jetzt via Usb-buchse auch DSD bis hinauf zu feinster DSD512-AU ösung zur Verfügung; DXD akzeptiert der DA2 bis zu 384 khz. Das Da1-modul ließ es ja noch bei DSD256 gut sein, wobei man daraus vielleicht kein übergroßes Thema machen sollte, wichtiger sind vielmehr die Qualitäten der Wandlersek­tion, die hier klanglich nichts zu wünschen übrig lässt; es ist schon erstaunlic­h, wie weit die Technologi­e hier gediehen ist und die früher so gerne geführten Klangdisku­ssionen über DACS und Jitter eigentlich obsolet werden lässt.

Dass das Modul insbesonde­re Mcintoshs beeindruck­ende Vollverstä­rkerriege erheblich aufwertet, ist keine Frage, das gilt auch für den MA8900, den wir damit höher einstufen.

„It is powered by a next generation, Quad Balanced, 8-channel, 32-bit, audiophile-grade Digital-to-analog Converter“

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 ??  ?? Schön zu sehen ist der zweilagige Aufbau. Eine richtige Entkopplun­g der Ebenen gibt es aber nicht. Der Motor scheint laufruhig genug zu sein.
Schön zu sehen ist der zweilagige Aufbau. Eine richtige Entkopplun­g der Ebenen gibt es aber nicht. Der Motor scheint laufruhig genug zu sein.
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Mit dem Ortofon Cadenza Blue MC im Nephrite werden Klassik und Jazz zum Genuss. Der Preis von 1600 Euro kann aber abschrecke­n. Ebenfalls hervorrage­nd klingt es mit dem Ortofon Quintet Red (300 Euro).
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Der Einpunkt-gelagerte Arm verfügt über ein dynamische­s Antiskatin­g und senkt sich schön langsam ab.
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Die Füße des Nephrite sind in der Höhe verstellba­r, dazu nutzt man einen kleinen Inbusschlü­ssel.
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 ??  ?? Auch neu beim DA2: HDMI-AUDIO Return Channel (ARC).
Auch neu beim DA2: HDMI-AUDIO Return Channel (ARC).

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