Revolution. Jetzt.
Dass bei einer alten, tief durchentwickelten Technologie nochmals Grenzen versetzt werden, ist rar. Das X-quisite ST ist eine technische Revolution im Tonabnehmerbau.
Kirschholz mit Klavierlack. Mit Haifischhaut bezogenes Flugzeugaluminium. Halbedelstein mit Tuschemalereien. Spulen aus altem Zahngold.
An sich schien das Thema Tonabnehmer ausgereizt bis hin zu den eben aufgezählten Punkten, die eher in einen Alternativschmuckladen passen als zu echter technischer Entwicklung. Sorry, wenn wir hier ein wenig zynisch rüberkommen. Aber wir waren tatsächlich ein klein bisschen gelangweilt.
Damit hat der Schweizer Micha Huber nun Schluss gemacht. Zugegeben zu einem Preis, der seine Abtasterrevolution vorerst von gewöhnlichen Sterblichen fernhält. Aber das muss ja nicht so bleiben. Und wir wollen und müssen wissen, wo in Zukunft die Latte hängt: Nicht ein Stück höher, nein, sondern turmhoch weit weg, in einer anderen, besseren Klangwelt.
Das mag sich jetzt übertrieben anhören. Doch das ist es nicht. Tatsächlich spielt das Xquisite ST in einer völlig anderen Liga, in der es derzeit keinen Gegner für den in den letzten drei Jahren bei der Hifiction AG in Turbenthal entwickelten Mctonabnehmer gibt. Der Grund ist handfester technischer Natur. Und dort zu suchen, wo die winzigen, aber mit hohen Kräften erfolgenden Auslenkungen der Nadel möglichst exakt auf das Spulenkreuz
übertragen werden müssen. Selbst exotische Nadelträger bis hin zu Boron, Saphir oder Diamant, die sich im Gegensatz zu Aluminium-nadelträgern kaum mehr verbiegen, besitzen eine systematische Schwachstelle am Übergang zum Spulenträger. Genau an diesem Punkt setzt der Schweizer Entwickler an: Bei der patentierten „Monobloc-keramik“-technologie werden Nadelträger und Spulenkörper aus einem einzigen, winzigen Stück hochfester Keramik gefertigt. Die kombinierte Anwendung hochmoderner Fertigungsmethoden ermöglicht dabei die Herstellung eines teilweise hohlen Nadelträgers mit achteckigem Querschnitt; am Übergang zwischen Nadelträger und Spulenträger, genau dort, wo die höchsten Belastungen auftreten, entfällt damit die sonst übliche Fügestelle. Das Ergebnis ist eine extrem hohe Steifigkeit von Nadelträger und Spulenkörper und damit eine hörbar exaktere Übertragung der mechanischen Auslenkung auf die Spulen. Doch es kommt noch besser: Ein Micro-ridgeDiamant wird passgenau in eine Querbohrung des KeramikNadelträgers eingesetzt und mit einer minimalen Menge an Klebstoff fixiert. Die bewegte Masse am Abtastpunkt liegt hier bei rekordverdächtig geringen 0,8 Milligramm.
Bei den Spulen setzt Micha Huber wahlweise auf Kupfer,
Silber oder Golddraht in hochreiner Qualität. Um in dem eisenlosen Magnetkreis trotzdem ausreichend hohe Ausgangsspannung zu erzielen, kommt als Magnet eine Neodym-reineisen-kombination zum Einsatz, bei der die Wirbelstromverluste auf ein Minimum reduziert werden konnten. Um den mechanischen Kontakt zwischen Wandler und Tonarm so direkt wie möglich zu gestalten, umfasst ein Aluminiumhalter die Magneteinheit vollständig; eine Zwischenlage aus Palisander an der Auflagefläche wirkt sich dabei positiv auf das Resonanzverhalten aus. Das eigentliche Gehäuse wird aus einem massiven Block gefräst und besteht je nach Modell aus Aluminium oder Titanium. Beim kleinsten Modell des X-quisite kommen Kupferspulen und das Alugehäuse zum Einsatz, der Preis liegt bei 8700 Euro; das getestete X-quisite „ST“mit Silberspulen in Titanausführung schlägt mit satten 12 000 Euro zu Buche. Dass Hifiction einen Übertrager zum gleichen Preis anbietet, sei hier nur am Rande erwähnt, obwohl diese Kombi dann klanglich vollends abhebt.
Eine adäquate Phonostufe sollte es schon sein, um den bisweilen fassungslosen Zuhörern zu demonstrieren, dass eine Schallplatte wie eine Top-bandmaschine klingen kann, auch Vergleiche zu extrem guten Dsd-konserven – die auf diesem Niveau auch nicht mehr mithalten können – wurden gezogen. Die unfassbar saubere, völlig Artefakt- und Verzerrungsfreie Wiedergabe geht mit einem kaum noch merklichen Laufgeräusch der Nadel einher und begeistert mit einer Dynamik, die man der Schallplattenwiedergabe schlicht nicht zugetraut hätte; wie viel Luft nach oben tatsächlich noch im System steckt, demonstriert nun ein bislang ungekanntes Maß an Präzision, verbunden mit einer schon erschütternden Detailtreue, die alles in den Schatten stellt, was wir bis dato von Tonabnehmern gehört haben. Der verblüffende Abtaster wirkt dabei wunderbarerweise weder zu analytisch noch zu streng, sondern präsentiert einen tief emotionalen Klangfarbenreichtum wie aus einer anderen Welt. Ganz zu schweigen von bis dato ungeahnter Präzision im Bass.
Sie merken sicher: Wir sind zutiefst beeindruckt. Und dass damit der Schallplattenwiedergabe eine neue Dimension abgerungen wurde, beweist erneut, dass die alte Technik hochaktuell ist. ■
„Mc-cartridge with unprecedented resolution, designed for most delightful listening experience.“