Erlesene Orte
Der Klang einer unmanipulierten Live-aufnahme – jedes Booklet ziert der Satz „No Editing. All the tracks on this record are heard as they were performed“– kann immer nur so gut sein, wie die Akustik am Ort ihrer Entstehung. Ricci sucht hier von der Kirche über Theater bis zu Bankettsälen alle Spielstätten persönlich aus.
Eine bevorzugte „Location“für Jazz-aufführungen und -Aufnahmen gab gleich einer ganzen Serie von Fonè den Namen: Das Fonè Music Festival Museo Piaggio. Jeder Rollerund Italienfan kennt den Namen Piaggio. Die Firma in Pontedera baut unter anderem die legendäre Vespa. Aber auch die Motorradmarken Aprilia und Motoguzzi sowie der Kleintransporter Porter zählen zum Portfolio. In Pontedera hat man auch ein Firmenmuseum errichtet, das in seinem Auditorium vielen Einzelkünstlern und Bands einen Spielplatz bereitet. Fünf der sechs Jazz-titel nahm Ricci dort auf, ein gutes Pflaster für audiophile Sternstunden.
Natürlich nutzte man die Location auch für die Künstlerfotos. Andrea Manno lichtete die Damen und Herren in, um und auf den diversen Fahrzeugen ab, was ein wahrhaft stimmiges Gesamtbild abgibt.
Adrian von Ripka, der als Tonmeister für die renommierten Bauer Studios die stereoplay-cd masterte, erkannte mit seinen Profi-ohren natürlich sofort die puristische Philosophie hinter den Fonè-produktionen. Er fühlte sich an eigene frühe Taten von „Field Recordings“– mit mobilem Equipment Musiker in ihrer „natürlichen Umgebung“aufnehmend – erinnert und stellte sachlich anerkennend fest: „Das hört
sich wirklich so an, als ob die Musiker in einem bestimmten Saal jetzt vor einem stehen und spielen. Unmanipuliert, unkorrigert, ungeschminkt. Mutig. Ich finde das toll.“
Giulio Cesare Ricci seinerseits freut sich darüber, mit der CD und mit nebenstehendem Interview den stereoplay-lesern Philosophie und Klang seines Labels näherbringen zu können. Oder eben wie einst Gaius Julius Caesar ganz Gallien auch ihre Ohren und Herzen zu erobern. Er schließt das Gespräch mit einem aufrichtigen „Thanks stereoplay“. Wir haben zu danken. Mille grazie, Signor Ricci. ■