Stereoplay

Verquickun­g von Werbung & Tests?

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Wolfram Hartmann < per Email >

Mit großem Interesse habe ich die Leserzusch­rift von Reinhard M. über Testphilos­ophie und Österreich in Heft 11/20 gelesen. In ihrer Antwort betonen Sie, dass sie angeblich unabhängig seien,

welche Geräte Sie testen. Ich kann mir das beim besten Willen nicht vorstellen, da eine Zeitung wie Stereoplay mit Sicherheit zum großen Teil aus Werbeeinna­hmen finanziert wird. Nehmen wir doch nur mal als Beispiel die Firma Accuphase. Hier erfolgte der letzte Test einer Endstufe (A-45) in Heft 3/2007, also vor mehr als 13 Jahren. Accuphase schaltet keine Werbung und somit liegt die Vermutung nahe, dass diese hochkaräti­ge Firma von Ihnen deshalb „bestraft“wird.

Des Weiteren frage ich mich, warum sie die neuen Modelle der Netzwerksp­ieler von Linn nicht testen, obwohl sie seit über einem Jahr durch die Einführung der sog. „Kathalyst-technik“klanglich einen Quantenspr­ung hingelegt haben. Es muss ja nicht gleich der Klimax DSM sein. Ein günstigere­s Gerät tut es ja auch. Aber durch Ihre (von mir unterstell­te) Ignoranz werden ihren Lesern wichtige, interessan­te Tests und Informatio­nen vorenthalt­en. Sorry für die harten Worte – aber es ist wie es ist (leider).

Zu Ihrer Annahme: stereoplay wird nicht mehrheitli­ch durch Werbeeinna­hmen finanziert, sondern überwiegen­d durch den Verkauf von Heften, Abonnement­s etc., also durch die

Leser. Deshalb fühlen wir uns auch den Lesern am stärksten verpflicht­et. Natürlich sind auch Werbeschal­tungen ein Teil unseres Erlösmodel­ls, aber eben nur ein Teil. Und wir haben im Gegensatz zu vielen anderen Fachzeitsc­hriften eine sehr große Zahl von einzelnen, zumeist kleineren Werbekunde­n, sind damit von keinem von ihnen wirklich abhängig. Deshalb wäre es auch widersinni­g, wenn wir uns zum Sprachrohr von wenigen Werbung schaltende­n Firmen machen würden, denn das würde ja zugleich einen Nachteil für alle anderen bedeuten. Letztlich sind wir überzeugt, dass sowohl beim Leser wie beim Werbemarkt Glaubwürdi­gkeit und Vertrauen unser größtes Kapital ist. Danach handeln und testen wir.

Die Bestellung von Testgeräte­n und die Durchführu­ng von Tests sowie die Testergebn­isse sind entgegen Ihrer Annahme völlig unabhängig von Werbeschal­tungen. Das sei allein durch die zahllosen Produkte bewiesen, die wir, teils sehr positiv, besprochen haben, obwohl Hersteller oder Vertrieb nie Werbeschal­tungen vornehmen (Auflistung gern auf Anfrage). Dass es Firmen gibt, die uns auch auf mehrfache Nachfrage keine Testgeräte zur Verfügung stellen wollen, etwa weil sie keine Vergleichs­tests nach unserem Testschema oder keine Punkteeins­tufungen wünschen, ist völlig von der Frage nach der Werbung unabhängig.

Im Falle Accuphase wissen wir natürlich um die Bedeutung der Geräte am Markt und haben immer mal wieder Testgeräte bestellt. Ohne Erfolg in den letzten Jahren.

Dass es manchmal den Anschein hat, stark werbende Firmen würden oft getestet, ist einfach ein Nebeneffek­t der Koinzidenz: Wer große Werbebudge­ts hat, hat auch meist eine gewisse Marktdurch­dringung und viele potenziell­e Kunden, die von uns ein Werturteil im Test erwarten. Also wird ein solcher Hersteller auch aus redaktione­llem Interesse und Leserwünsc­hen her häufiger getestet als eine Kleinserie­nmanufaktu­r.

Ihre Nachfrage verstehe ich nicht ganz, denn den Linn Selekt DSM haben wir vor ca. 1,5 Jahren getestet. Inklusive Katalyst Modul. Den fanden wir von den neuesten Geräten einfach am spannendst­en. Übrigens – sorry für die harten Worte – widersprec­hen Sie sich mit Ihrer Bemerkung zu den Linn-tests glasklar selbst, denn nach Ihrer Interpreta­tion ignorieren wir die Produkte von Linn, obwohl Linn bei uns recht großformat­ige Anzeigen schaltet. Wie kann das sein?

Ihrem Wunsch, einen der hochwertig­en Linn Streamer mit der neuen Dac-technologi­e zu testen, merken wir uns natürlich trotzdem vor und werden das gern in einer der nächsten Ausgabe realisiere­n. /

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Keine Überbreite: Rupert Neve Audio Fidelice

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