sennheiser hd 560s
Es gibt wohl keine bessere Methode, um der Musik wirklich nah zu kommen, als durch einen Kopfhörer. Sennheiser macht dem wunderbaren HD 660S mit dem 560S nun selbst Konkurrenz – für 300 Euro weniger. Wie nah kommt der Kleine ran?
Der Einstieg in die Welt der audiophilen Kopfhörer von Sennheiser beginnt derzeit bei 99 Euro für den HD 559. Wer bereit ist, die doppelte Menge auszugeben, kann sich den brandneuen HD 560S zulegen.
Optisch ist der neue an die 500er-serie von Sennheiser angelehnt. Sprich:
Interessant ist, dass beim Treiber nicht auf vorhandene und bewährte Technik zurückgegriffen wird, sondern ein komplett neuer Schallwandler entwickelt wurde. Dieser hat eine Polymerblend-membran, also eine Membran aus einer Polymer-mischung. Anders ausgedrückt: Kunststoff. Diese Membran soll „hochlineare, kontrollierte“Auslenkungen beherrschen. Die Wandler wurden zudem angewinkelt, um die „Schalleinfallrichtung von Stereo-lautsprechern“zu imitieren. Aha.
Die Bauform ist offen; das ist bei den meisten Kopfhörern mit audiophiler Zielgruppe so. Dies soll unerwünschte Reflektionen in der Ohrmuschel verhindern – und sorgt zudem für eine Belüftung des Ohres. Sorechts mit ist der HD 560S kein Mobilhörer, auch wenn es aufgrund der noch geringen Impedanz technisch möglich ist, ihn an einem Mobilplayer zu betreiben, und Sennheiser bewirbt den HD 560S auch gar nicht als Mobilhörer. Dennoch liegt für das 3-m-kabel mit 6,3-mmKlinkenstecker ein Adapter von 6,3 auf 3,5 mm bei.
Auf den Kopf damit
Wer kennt das nicht: Man will einen Kopfhörer benutzen und kann einfach nicht auf Anhieb erkennen, wo links und wo
ist. Das ist hier nicht der Fall. Durch die geschwungenen und am hinteren Teil der Muschel ansetzenden Bügel sowie durch das aufs Gitter gesetzte silberne Markenlogo ist sofort klar, wie rum das Ding auf den Kopf gehört. Das sollte Schule machen.
Die Kopf- und Ohrpolster sind in etwa so wie die des HD 660S (500 Euro, stereoplay 3/18). Der sitzt bei mir dennoch bequemer auf dem Kopf, weil sein Anpressdruck geringer ist! Aber auch den 560S hatte ich stundenlang auf dem Kopf,
ohne dass er mich je gestört hätte, auch, weil er recht leicht ist (240 g).
Messwerte
Im Messlabor konnte der 560S überzeugen. Er bietet eine sehr hohe Maximallautstärke von 126 DBSPL bei 100 Hz sowie ein niedriges bis mittleres Wirkungsgradmittel von 94 db.
Mit seiner recht niedrigen Impedanz von vom Hersteller versprochenen 120 und von uns
HD 560S und HD 660S klingen nicht identisch, auch wenn man die enge Verwandtschaft durchaus hören kann.
gemessenen 132 Ohm stellt der Kopfhörer für keinen Kopfhörerverstärker oder Mobilplayer (die ja auch auf der Couch sehr gut funktionieren) eine Hürde dar. Er läuft selbst an meinem einfachen Samsung-smartphone problemlos.
Und wo wir gerade von Höhen sprechen: Der Hersteller verspricht „optimierte Brillanz über 10 khz“. In unseren Messungen zeigte sich aber, dass der Hochton ab 10 khz abfällt und bei etwa 14 khz seinen -3db-punkt erreicht. Interessanterweise fiel das im Hörtest nicht weiter störend auf. Der preiswerte Kopfhörer klang keineswegs dumpf oder detailarm.
Auch wenn der HD 560S sich klanglich am HD 660S anlehnen soll, fußt sein Äußeres auf der 500er-serie. Hier sind alle „harten“Bestandteile aus Kunststoff, wenn man von den gelochten Metall-muschelgittern absieht. Die Verarbeitung ist aber sehr gut und robust wirkt der Kopfhörer auch.
Hörtest
Betrachtet man die Frequenzgänge von HD 560S und HD 660S könnte man meinen, sie klängen identisch. Nun ja, sagen wir so: Man hört die Verwandtschaft, aber dennoch sprechen sie unterschiedliche Geschmäcker an.
Der 560S spielt heller als der große Bruder, bietet eine kompaktere Bühne und hebt Instrumente und Stimmen stärker hervor. Was soll ich sagen, ich mag ihn lieber!
Auch die Vorne/hinten-ortung der binauralen Aufnahmen unserer Heft-cd „binaural & live“(stereoplay 5/20) machten mit dem Kleinen nicht weniger Eindruck und Spaß. Ist der 560S also besser? Nein, sein Hochton ist etwas rauer als der des 660S, der zudem etwas ausgewogener klingt. Im Bass jedoch zeigt sich wieder die Verwandtschaft: Beide spielen druckvoll und warm.
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