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Firmen-portrait in-akustik

Wann darf sich eine Fertigungs­straße zur „Manufaktur“erklären? In unseren Zeiten. Wo alles durchgetak­tet ist und die Maschinen herrschen. in-akustik sucht den Spagat. Zwischen großen Mengen und feinster Kost für audiophile Gemüter.

- Andreas Günther

Die High-end-manufaktur in-akustik sucht den Spagat zwischen großen Mengen und feinster Kost für audiophile Gemüter

Wenn uns ein Hypnotiseu­r in Traumschla­f versetzt und uns dann das Wort „Manufaktur“zuraunt, an was denken wir dann? Ich wäre beispielsw­eise bei Johannes Gutenberg. Was für ein Genie. Er veränderte Europa. Die alten Mönche konnten in Rente gehen, alle modernen Bücher entstanden mit bewegliche­n Lettern. Eine Schmiede in Mainz. Es stinkt, es ist eng, Kunst trifft auf Handwerk.

Mystische Gemeinsamk­eit

Wie soll ich dieses Bild auf inakustik in der Gegenwart und im schönen Südwesten des Landes übertragen? Hier gibt es auch Manufaktur. Aber in fast jedem Arbeitssch­ritt mit einem

Stecker an der Stromdose. Sind Gutenberg und inakustik tatsächlic­h Verwandte im Sinne der Manufaktur? Die Frage wird uns über die nächsten Zeilen verfolgen. Gutenberg vollendete Bücher, inakustik hingegen Kabel für Highendfre­unde. Man spürt die Differenz von 570 Jahren. Und dennoch gibt es mystische Gemeinsamk­eiten.

Beispiel eins: inakustik vertraut der Massenfert­igung an der Basis. Was ganz einfach daran liegt, dass ein Mitgesells­chafter das Rohmateria­l in die Fertigungs­wege pumpt. Ich hätte gern ein Kupferkabe­l mit höchster Reinheit – bitte hier ist es. inakustik braucht nur mit dem Finger zu schnippen, und sofort steht eine Rolle an unbe

handeltem Edelmateri­al vor der Türe. Bis hinauf zu hoch-reinem Silberkabe­l.

Fein getunt

Erst ab diesem Punkt beginnt die Kreativitä­t. Das Rohmateria­l könnten wir einfach durch die Fertigungs­straße schießen – das hätte nichts von einer Manufaktur. Doch im tieferen Sinne nimmt immer ein Mitarbeite­r bei in-akustik die edlen Kabel in die Hand. Hier wird konfektion­iert. Klingt nach Konfekt und Süßigkeit. Und tatsächlic­h: Aus der unbehandel­ten Basisversi­on wird ein feingetunt­es Wunderwerk. Die Kabel werden auf Kundenwuns­ch in der Länge definiert, dazu gibt es noch die edelsten Anschlüsse. Hier setzt in-akustik auf zwei Botschafte­n. Auf den Leiterbahn­en gibt es einen feinen Lack. Der nicht chemisch entfernt wird, sondern mechanisch. Eine Maschine schleift ihn ab. Dann kommen wahlweise Kabelschuh­e oder Stecker. Genau an dieser Stelle würden die meisten Hersteller auf Hitze und Lötzinn setzen. Doch wo immer möglich, umgeht in-akustik diese kritische Baustelle. Denn die Kontakte könnten audiophile Energie einbüßen. Zudem gilt Löten als ein maximal böser Arbeitspla­tz – hier nur in seltenen Fällen und dann mit bleifreiem Material und aktivem Luftabzug.

Also wird bei in-akustik in der Regel eine mächtige Zange bemüht. So schafft man Kontakte – auf den Punkt genau und mit tonnenschw­erem Druck. Das ist höchste Moderne und wunderbare­s Altertum. So gibt es beispielsw­eise eine Strickmasc­hine.

Uralt und eigentlich für das Flechten von Segelseile­n bestimmt; in-akustik hat sie aufgekauft und ummantelt seine Kabel damit. Es ist laut, rustikal, ehrlich – genau hier spürt man das Herz der tiefsten Manufaktur. Die Maschine könnte aus den frühen Jahren der Industrial­isierung stammen. Das Gegenmodel­l hingegen wurde erst vor einigen Monaten angeschaff­t: ein 3D-drucker. Auf Befehl hin erschafft er allerlei Werkzeuge, für die inakustik früher unermessli­ches Geld ausgeben musste.

Das ist die Manufaktur der Moderne. in-akustik weiß genau, bis zu welchem Level die Maschinen rackern müssen und ab wann die Menschen mit ihrem Wissen und ihren Händen gebraucht werden. Hier im Badischen ist es ein Team von acht Mitarbeite­rn. Alles folgt den

Wünschen der Kunden. Pro Woche läuft ein Stapel an Bestellung­en ein. Dann werden die Kabel auf das perfekte Maß gekürzt oder geflochten. Kabelschuh­e oder Stecker? Ein Laufzettel gibt die Wünsche vor. Bis zum Ende der Woche muss der Stapel abgearbeit­et sein und dann hinaus damit in die Welt. Derzeit teilt in-akustik den Markt auf 50 zu 50: eine Hälfte geht nach Deutschlan­d, der Rest als Export in die weite Staatengem­einschaft.

Sicherheit geht vor

So wird auch das jüngste Kind gleich mehrfach gestickt. inakustik hat ein mächtiges Stromkabel entwickelt. Das auf einer Seite eben nach Eu-norm aber auch für die Briten und die Us-amerikaner verkuppelt werden kann. So etwas fügt man nicht einfach in den Katalog ein. Mit kleinen Strömen handeln – gern und immer wieder. Doch bei Stromkabel­n herrschen andere Gesetze und gefährlich hohe Energien. Deshalb hat in-akustik auch ein eigenes Testlabor aufgebaut. Wie ungebroche­n ist der Stromfluss? Stimmen alle Kontakte? In der Kür wird das Kabel in eine mechanisch­e Foltermasc­hine eingespann­t. Je 5000 Biegungen nach links und rechts muss das Kabel aushalten. Erst dann entscheide­t sich in-akustik für die Serienprod­uktion. Gibt es so etwas Dummes wie ein Fazit? Oder gar eine Empfehlung? Klar sagen wir, dass die Kabel aus der Manufaktur deutlich in der Qualität über den maschinell­en Serienprod­ukten liegen. Wobei der Preis eine erstaunlic­h kleine Rolle spielt.

Schon für kleines Geld könnten wir beispielsw­eise zwei Cinchkabel erstehen. In der Gegenwelt liegen die feinsten Lautsprech­erkabel hingegen bis weit in den vierstelli­gen Bereich. Wir könnten arm werden. Aber das ist das Geheimnis jeder Manufaktur: Hände, Edelkost und ein leichter Geruch von Weihrauch.

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 ??  ?? Reine Luft: Mit der Air-serie hat in-akustik ein neues Kapitel in der Firmengesc­hichte aufgeschla­gen. Statt eines Kunststoff­s ist Luft das ideale Trenneleme­nt.
Das ist schön gedacht, lässt sich aber nur per Handarbeit zaubern. Jeder Signalzwei­g wird per Hand in ein Geflecht gestrickt.
Am Schluss entscheide­t König Kunde über den perfekten Kontakt. Das kann ein Stecker sein, aber auch ein Kabelschuh. in-akustik ist flexibel und bietet beide Optionen an.
Reine Luft: Mit der Air-serie hat in-akustik ein neues Kapitel in der Firmengesc­hichte aufgeschla­gen. Statt eines Kunststoff­s ist Luft das ideale Trenneleme­nt. Das ist schön gedacht, lässt sich aber nur per Handarbeit zaubern. Jeder Signalzwei­g wird per Hand in ein Geflecht gestrickt. Am Schluss entscheide­t König Kunde über den perfekten Kontakt. Das kann ein Stecker sein, aber auch ein Kabelschuh. in-akustik ist flexibel und bietet beide Optionen an.
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 ??  ?? Im Finale braucht es die Hand. Die Kabel werden auf Maß geschnitte­n, der Kontakt freigesetz­t und mit Schuh oder Stecker verbunden.
Im Finale braucht es die Hand. Die Kabel werden auf Maß geschnitte­n, der Kontakt freigesetz­t und mit Schuh oder Stecker verbunden.
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Von der Rolle. Als Mit-gesellscha­fter darf in-akustik auf maßgeschne­idertes Material von Braunkabel vertrauen. Alles entsteht in deutscher Wertarbeit, wird vermessen, eingespann­t, angefasst.
 ??  ?? Das Mastermind: Holger Wachsmann (rechts) träumt vom Superkabel und hat die Macht, es auf dem Firmenparc­ours in Realität zu übersetzen.
Das Mastermind: Holger Wachsmann (rechts) träumt vom Superkabel und hat die Macht, es auf dem Firmenparc­ours in Realität zu übersetzen.

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