Firmen-portrait in-akustik
Wann darf sich eine Fertigungsstraße zur „Manufaktur“erklären? In unseren Zeiten. Wo alles durchgetaktet ist und die Maschinen herrschen. in-akustik sucht den Spagat. Zwischen großen Mengen und feinster Kost für audiophile Gemüter.
Die High-end-manufaktur in-akustik sucht den Spagat zwischen großen Mengen und feinster Kost für audiophile Gemüter
Wenn uns ein Hypnotiseur in Traumschlaf versetzt und uns dann das Wort „Manufaktur“zuraunt, an was denken wir dann? Ich wäre beispielsweise bei Johannes Gutenberg. Was für ein Genie. Er veränderte Europa. Die alten Mönche konnten in Rente gehen, alle modernen Bücher entstanden mit beweglichen Lettern. Eine Schmiede in Mainz. Es stinkt, es ist eng, Kunst trifft auf Handwerk.
Mystische Gemeinsamkeit
Wie soll ich dieses Bild auf inakustik in der Gegenwart und im schönen Südwesten des Landes übertragen? Hier gibt es auch Manufaktur. Aber in fast jedem Arbeitsschritt mit einem
Stecker an der Stromdose. Sind Gutenberg und inakustik tatsächlich Verwandte im Sinne der Manufaktur? Die Frage wird uns über die nächsten Zeilen verfolgen. Gutenberg vollendete Bücher, inakustik hingegen Kabel für Highendfreunde. Man spürt die Differenz von 570 Jahren. Und dennoch gibt es mystische Gemeinsamkeiten.
Beispiel eins: inakustik vertraut der Massenfertigung an der Basis. Was ganz einfach daran liegt, dass ein Mitgesellschafter das Rohmaterial in die Fertigungswege pumpt. Ich hätte gern ein Kupferkabel mit höchster Reinheit – bitte hier ist es. inakustik braucht nur mit dem Finger zu schnippen, und sofort steht eine Rolle an unbe
handeltem Edelmaterial vor der Türe. Bis hinauf zu hoch-reinem Silberkabel.
Fein getunt
Erst ab diesem Punkt beginnt die Kreativität. Das Rohmaterial könnten wir einfach durch die Fertigungsstraße schießen – das hätte nichts von einer Manufaktur. Doch im tieferen Sinne nimmt immer ein Mitarbeiter bei in-akustik die edlen Kabel in die Hand. Hier wird konfektioniert. Klingt nach Konfekt und Süßigkeit. Und tatsächlich: Aus der unbehandelten Basisversion wird ein feingetuntes Wunderwerk. Die Kabel werden auf Kundenwunsch in der Länge definiert, dazu gibt es noch die edelsten Anschlüsse. Hier setzt in-akustik auf zwei Botschaften. Auf den Leiterbahnen gibt es einen feinen Lack. Der nicht chemisch entfernt wird, sondern mechanisch. Eine Maschine schleift ihn ab. Dann kommen wahlweise Kabelschuhe oder Stecker. Genau an dieser Stelle würden die meisten Hersteller auf Hitze und Lötzinn setzen. Doch wo immer möglich, umgeht in-akustik diese kritische Baustelle. Denn die Kontakte könnten audiophile Energie einbüßen. Zudem gilt Löten als ein maximal böser Arbeitsplatz – hier nur in seltenen Fällen und dann mit bleifreiem Material und aktivem Luftabzug.
Also wird bei in-akustik in der Regel eine mächtige Zange bemüht. So schafft man Kontakte – auf den Punkt genau und mit tonnenschwerem Druck. Das ist höchste Moderne und wunderbares Altertum. So gibt es beispielsweise eine Strickmaschine.
Uralt und eigentlich für das Flechten von Segelseilen bestimmt; in-akustik hat sie aufgekauft und ummantelt seine Kabel damit. Es ist laut, rustikal, ehrlich – genau hier spürt man das Herz der tiefsten Manufaktur. Die Maschine könnte aus den frühen Jahren der Industrialisierung stammen. Das Gegenmodell hingegen wurde erst vor einigen Monaten angeschafft: ein 3D-drucker. Auf Befehl hin erschafft er allerlei Werkzeuge, für die inakustik früher unermessliches Geld ausgeben musste.
Das ist die Manufaktur der Moderne. in-akustik weiß genau, bis zu welchem Level die Maschinen rackern müssen und ab wann die Menschen mit ihrem Wissen und ihren Händen gebraucht werden. Hier im Badischen ist es ein Team von acht Mitarbeitern. Alles folgt den
Wünschen der Kunden. Pro Woche läuft ein Stapel an Bestellungen ein. Dann werden die Kabel auf das perfekte Maß gekürzt oder geflochten. Kabelschuhe oder Stecker? Ein Laufzettel gibt die Wünsche vor. Bis zum Ende der Woche muss der Stapel abgearbeitet sein und dann hinaus damit in die Welt. Derzeit teilt in-akustik den Markt auf 50 zu 50: eine Hälfte geht nach Deutschland, der Rest als Export in die weite Staatengemeinschaft.
Sicherheit geht vor
So wird auch das jüngste Kind gleich mehrfach gestickt. inakustik hat ein mächtiges Stromkabel entwickelt. Das auf einer Seite eben nach Eu-norm aber auch für die Briten und die Us-amerikaner verkuppelt werden kann. So etwas fügt man nicht einfach in den Katalog ein. Mit kleinen Strömen handeln – gern und immer wieder. Doch bei Stromkabeln herrschen andere Gesetze und gefährlich hohe Energien. Deshalb hat in-akustik auch ein eigenes Testlabor aufgebaut. Wie ungebrochen ist der Stromfluss? Stimmen alle Kontakte? In der Kür wird das Kabel in eine mechanische Foltermaschine eingespannt. Je 5000 Biegungen nach links und rechts muss das Kabel aushalten. Erst dann entscheidet sich in-akustik für die Serienproduktion. Gibt es so etwas Dummes wie ein Fazit? Oder gar eine Empfehlung? Klar sagen wir, dass die Kabel aus der Manufaktur deutlich in der Qualität über den maschinellen Serienprodukten liegen. Wobei der Preis eine erstaunlich kleine Rolle spielt.
Schon für kleines Geld könnten wir beispielsweise zwei Cinchkabel erstehen. In der Gegenwelt liegen die feinsten Lautsprecherkabel hingegen bis weit in den vierstelligen Bereich. Wir könnten arm werden. Aber das ist das Geheimnis jeder Manufaktur: Hände, Edelkost und ein leichter Geruch von Weihrauch.
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