sonoro platinum
Mit Sonoro verbindet man elegante, praktische Kompaktanlagen mit und ohne eingebaute Lautsprecher. Nun gibt es auch einen Plattenspieler. Viele Details zeigen: Die meinen es ernst. Doch der Preis bleibt auf dem Boden.
Den Sonoro Platinum auszupacken, bereitet Freude. Die Unterbringung der verschiedenen Schachteln und Bauteile ist durchdacht und selbst beim wieder zusammenpacken, dürften einem hier keine grauen Haare wachsen.
Nach und nach legt man die Bestandteile frei, nach dem ganzen Zubehör (Staubschutzhaube, Netzteil, Cinchkabel, Usb-kabel, Single-puck, Headshell und Tonabnehmer) hebt man das Laufwerk aus dem Karton.
Bildhübsch
Und siehe da: Der Plattenspieler sieht unerwartet schön aus. Man kennt ja diese günstigen Geräte in Elektronikmärkten, die viel Ausstattung bieten, aber ein bisschen billig wirken. Aber das hier, das ist für 580 Euro ein Hammer. Unser Testgerät ist hochglanz-weiß lackiert, und auch wenn ich vorher geschworen hätte, mir nie einen weißen Plattenspieler hinzustellen, hier könnte ich durchaus schwach werden. Wenn Sie nicht auf Weiß stehen, oder dies zumindest von sich denken, können Sie den Platinum auch in Hochglanzschwarz und Mattgrau kaufen. So oder so bekommen Sie einen Rundum-sorglosPlattenspieler mit Vollausstattung. Ihr Verstärker hat keinen Phonoeingang? Egal, der Platinum hat eine eingebaute Phonovorstufe.
Sie haben noch nie einen Tonabnehmer eingebaut und Berührungsängste? Egal, in der abschraubbaren Headshell ist ein 2M Red Moving Magnet von Ortofon eingebaut und justiert. Wie bitte, Sie haben nicht mal Lautsprecher zu Hause? Egal, der Platinum funkt das Musiksignal per Bluetooth an Kopfhörer. Sie möchten Ihre Platten digitalisieren? Bitte sehr, der Platinum hat einen A/d-wandler eingebaut.
Und on top gibt es eine schöne Bedienungsanleitung in Papierform, die Vinyl-anfänger an die Hand nimmt und sogar erklärt, wie rum man die Gummimatte auf den Teller legt! Das ist absolut vorbildlich.
Dazu passt, dass die Einstellung der Auflagekraft hier mit einer Tonarmwaage-freien Methode erklärt wird. So einfach kann Schallplatte sein.
Der Sonoro Platinum ist komplett ausgestattet und lässt sich dank der tollen Anleitung leicht in Betrieb nehmen.
Irren ist menschlich
Vielleicht liegt dieser einsteigerfreundliche Ansatz auch daran, dass es sich beim Platinum um den ersten Plattenspieler von Sonoro handelt. Den Kopf zerbrechen muss sich jedenfalls niemand um dieses Gerät zum Laufen zu bringen. Ein bisschen wundern mussten wir uns aber über folgende Anmerkung bezüglich des Knisterns von Schallplatten: „Bitte beachten Sie, dass dieses Geräusch für das Abspielen von Schallplatten charakteristisch ist.“Nun ja.
Interessant ist, dass man zwar nicht die Füße, dafür aber die Höhe des Tonarms einstellen kann. Ich deute das als einen selbstbewussten Wink mit dem Zaunpfahl in Richtung Tonabnehmerwechsel (der übrigens in der Anleitung erklärt wird…).
Werfen wir schnell noch einen genaueren Blick auf den Platinum: Die Mdf-zarge trägt einen Gleichstrommotor, dessen Pulley unterm Aluminiumgussteller aus dem Chassis guckt. Ein flacher Gummiriemen verbindet ihn mit dem Teller. Per Drehschalter startet man den Motor, die Drehzehl beträgt entweder 33 1/3 oder 45 RPM. Hier hagelt es Kritik: Der Drehschalter sitzt gefährlich nah am Tonabnehmer... Schön sicher im Falle eines Tonabnehmerwechsel ist aber die abnehmbare Headshell des S-förmigen Arms.
Der eingebaute Phono-vorverstärker liegt, wenn er abgeschaltet ist, nicht im Signalweg und lässt den Hochton somit ungehindert passieren. Was sich logisch anhört, ist leider keine Selbstverständlichkeit, wie etwa der Thorens TD 102A in dieser Ausgabe zeigt.
Im Hörtest enttäuschte der Platinum in keinster Weise: Selbst in einer hochwertigen Kette kam er uns nicht völlig deplaziert vor, sondern spielte munter mit sauberen Bässen und insgesamt sehr ausgewogenem, tendenziell warmem Klang.
Er macht in jeder Betriebsart Spaß, selbst mit Bluetooth klingt er nicht schlechter. Tom Pettys „Time To Move On“war sauber und aufgeräumt, mit gutem Timing und einem Schuss Lebendigkeit. Bässe sind nicht ultratief, aber jederzeit gut durchhörbar und sauber. Wer unbedingt aufrüsten will, kann einen externen Phonoverstärker kaufen, etwa den genialen ifi ZEN Phono für 160 Euro (stereoplay 1/21), später auch einen besseren Tonabnehmer. Aber ganz ehrlich: Der Sonoro Platinum ist auch so ein ziemlich toller Plattenspieler!