Zum Abschied leise
Reden Hifi-vertriebler über die Vergangenheit, hört man oft vom „Goldenen Zeitalter“, den 1990ern. Auf mich wirkte die Szene damals abschreckend: technisch fragwürdige Produkte, grauenvoller Klang in stickigen Hotelzimmern und eine Abschottung gegenüber der Welt des normalen Musikhörers. Auch die Hifi-presse mischte zuweilen bei Esoterik, MP3Bashing und einer Verweigerung der Moderne mit. Dass ich kam und 16 Jahre lang blieb, hat auch mit dem Geist der Erneuerung in der ersten Redaktion AUDIO zu tun, deren Mitglied ich sein durfte. Heute scheint sich deren Mission erfüllt zu haben: Hifi ist wieder in, Musikhören verbindet Menschen statt zu trennen, selbst der Nachwuchs kommt zurück. Die nostalgische Verklärung lässt uns manchmal vergessen, wie fantastisch die heutigen Möglichkeiten zum Musikhören sind, vom unerschöpflichen Streaming bis zu fantastischen Schallwandlern, die selbst mich als hartgesottenen Tester ein ums andere Mal vor Begeisterung umhauten*. Auch die Themen, die mir technischjournalistisch am Herzen lagen, sind etabliert, von den Aktivboxen bis zur Raumakustik und der Punktstrahlertechnologie. Doch: Wenn es am schönsten ist, soll man gehen. Und ich könnte mir keine bessere Hifi-welt vorstellen als die aktuelle, in der Sie, liebe Leser, zukünftig auch ohne meinen Rat zur persönlichen Hifi-perfektion kommen können. Seien Sie offen für Innovationen, bleiben Sie Botschafter unseres schönen Hobbys, vertrauen Sie Ihren Ohren – und bleiben Sie der stereoplay treu. Eine unbestechliche Klanginstitution mit einem so fantastischen, weltweit einmaligen Hörraum braucht die neue Hifi-welt mindestens so dringend wie die alte.
Bleiben Sie gesund, Ihr