Die Stimme der Versöhnung
In den Sechzigern wurde die Popmusik erfunden, in den Siebzigern schärfte sie ihr Profil. Dabei erwies sich 1971 als ein Jahr amwendepunkt.woodstock war Geschichte, Mondlandungen interessierten kaum noch jemanden, dafür eskalierte der Vietnamkrieg und Us-präsident Nixon verwickelte sich in Skandale. Louis Armstrong starb, Jim Morrison ebenfalls, der Gebrauch von Halluzinogenen wurde verschärft sanktioniert, erste terroristische Akte erschütterten weltweit Zivilgesellschaften und Muhammed Ali unterlag Joe Frazier. John Lennon träumte mit „Imagine“, Marvin Gaye fragte „What’s Goin' On“, Musiker organisierten Konzerte für Menschen in Bangladesh oder zogen sich mehr und mehr in ihre Welt zurück. Und Cat Stevens veröffentlichte nach dem schon erfolgreichen „Tea For The Tillerman“(1970) „Teaser And The Firecat“, das mit „Morning Has Broken“, „Moonshadow“, „Peace Train“und „Changes IV“gleich eine ganze Reihe Hymnen für die folgenden Jahre des Hippiebiedermeiers lieferte. Überhaupt war Stevens ein Bindeglied zwischen den oft sperrigen Liedermachern der Sechziger und der neuen, an der Wirklichkeit ernüchterten Innerlichkeit, der er mit samtenem Bariton, filigran gestalteten, manchmal auch überschwänglichen Arrangements und eingängigen, korrekten Liedern eine Stimme gab. Ein halbes Jahrhundert später zeigt sich das an der Jubiläumsbox, die neben dem klar remasterten Originalalbum zwei CDS mit Auftritten aus Montreux und England versammeln, die die BBC und andere Fernsehsender aufgezeichnet hatten. Eine weitere CD widmet sich Proben und Studiodemos, eine Blu-ray unter anderem den Videoversionen der Konzerte in Montreux undyorkshire. All die Dokumente unterstreichen Cat Stevens’ Fähigkeit des Kommunikators eines diffusen Wohlbefindens angesichts einer immer illusionsloser werdenden Welt. Das macht seine Musik bis heute heimelig schön.