Startpunkt für die Gegenwart
Radiohead gehören ohne Frage zu den einflussreichsten Artrock-bands der letzten 30 Jahre. Aber ist es wirklich schon an der Zeit, das eigene Erbe zu verwalten und neu zu bewerten? Dieser Eindruck entsteht ein wenig angesichts der Edition von „Kid A Mnesia“, einer 3-CD-BOX, die sich aus den Alben „Kid A“(2000) und „Amnesiac“(2001) sowie einer CD mit unveröffentlichten Tracks und alternativen Takes beider Platten zusammensetzt. Das vierte und fünfte Album der experimentierfreudigen Briten begründeten daraufhin ihren Ruf als Soundforscher der Extraklasse. Neu ist an der vorliegenden Ausgabe, dass
sie erstmals nicht als Einzelwerke gesehen, sondern in einem ursächlichen Zusammenhang präsentiert werden. Und das ergibt dann doch wieder Sinn, da es sich um eine durchgehende Schaffensphase handelt.
Ein weiterervorteil der Zusammenlegung beider Alben besteht darin, dass man sich in den 90 Minuten der beiden Original-platten wesentlich besser auf den teils eindringlichen, teils ätherischen, aber in jedem Fall suggestiven bis hypnotischen Radiohead-kosmos einlassen kann, als wären es zweimal 45 Minuten.teil 3, das eigentliche „Kid A Mnesia“ist ein wenig anders zu betrachten, denn zum größten Teil besteht die CD aus Versionen von Songs der ersten beiden Platten. Diese Takes sind durchaus interessant, aber eben nur Ergänzungen. Davon ausgenommen sind die beiden bislang (zumindest in Studioversionen) unveröffentlichten Songs „Ifyou Saytheword“und das akustische „Follow Me Around“, die zusammen zehn Minuten ausmachen. Es ist fast ein wenig schade, dass sie nicht CD 1 und 2 zugeschlagen wurden, denn dort hätten sie viel besser hingepasst. Trotz dieses durchaus zielführenden Rückgriffs auf alte Zeiten wäre es aber wünschenswert, sechs Jahre nach dem letzten offiziellen Album bald wieder neues Material von Radiohead in Händen zu halten. Denn schon die Erinnerungen an die frühen Jahre sind Optionen auf das, was noch immer kommen könnte.
Xl recordings / indigo (2:05:07, 3 cds)