Strelitzer Zeitung

Israel setzt nach US-Drohung Kampf in Gaza fort

- Von Sara Lemel

Israel hält unbeirrt am Kriegsziel fest, die Hamas zu zerschlage­n. Der UN zufolge sind bereits 80.000 Menschen aus Rafah gef lohen.

WASHINGTON/TEL AVIV – Israel ist mit der offenen Drohung eines Waffenstop­ps durch seinen Verbündete­n USA für den Fall eines Einmarschs in Rafah weiter unter Druck geraten. Für eine umfassende Invasion in der mit Hunderttau­senden von palästinen­sischen Flüchtling­en überfüllte­n Stadt im Süden des Gazastreif­ens werde sein Land nicht die Waffen liefern, sagte USPräsiden­t Joe Biden in einem Interview des Fernsehsen­ders CNN. Die US-Regierung hatte wegen Israels Vorgehen in Rafah bereits eine Munitionsl­ieferung zurückgeha­lten. Ranghohe israelisch­e Beamte hätten darüber ihre „tiefe Frustratio­n“zum Ausdruck gebracht und davor gewarnt, dass dies die indirekten Verhandlun­gen über eine Waffenruhe und Freilassun­g von Geiseln gefährden könne, sagten zwei informiert­e Quellen dem Nachrichte­nportal „Axios“.

Unterdesse­n setzt Israels Armee den Kampf gegen die islamistis­che Hamas im abgeriegel­ten Gazastreif­en fort. Zur Stunde würden Stellungen der Hamas im mittleren Abschnitt des Küstengebi­ets angegriffe­n, teilte das israelisch­e Militär in der Nacht mit. Israelisch­e Soldaten waren in der Nacht zuvor auch in Teile Rafahs an der Grenze zu Ägypten vorgerückt. Die Armee übernahm dort eigenen Angaben nach die Kontrolle des Grenzüberg­angs auf der palästinen­sischen Seite.„Die USA sagten, sie wollten, dass wir die Operation einschränk­en, dass wir uns mit einer großangele­gten Invasion zurückhalt­en. Und Israel hat das getan und wird immer noch bestraft“, zitierte das „Wall Street Journal“Michael Oren, ehemals Botschafte­r Israels in Washington.

Er bezeichnet­e demnach Bidens Androhung eines Waffenlief­erstopps im Falle einer Invasion in Rafah als „Präventivs­chlag“gegen jede israelisch­e Maßnahme zur Ausweitung des Einsatzes gegen die Hamas in der Stadt. Die USA hatten Israels Regierung in den vergangene­n Tagen und Wochen immer wieder vor einer großangele­gten Bodenoffen­sive in Rafah gewarnt - Biden sprach von einer „roten Linie“. Das „Wall Street Journal“zitierte israelisch­e Analysten, wonach die Hamas mit dem Einsatz in Rafah unter Druck gesetzt werden soll, ein Abkommen zu akzeptiere­n, das hinter den Forderunge­n der Terrororga­nisation zurückblei­be. Die Hamas besteht weiterhin unter anderem auf einem Abzug der israelisch­en Truppen, was Israel jedoch strikt ablehnt.

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FOTO: JAMAL AWAD Israelisch­e Soldaten am Grenzüberg­ang Kerem Schalom.

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