Strelitzer Zeitung

Innenminis­ter wollen härtere Strafen prüfen

- Von Anne-Béatrice Clasmann

Hass und Hetze nehmen im Wahljahr zu. Die Innenminis­ter von Bund und Länder wollen gegensteue­rn und legen Vorschläge vor.

POTSDAM/HAMBURG – Zum besseren Schutz von Politikern und ehrenamtli­chen Wahlkämpfe­rn gegen Angriffe setzen die Innenminis­ter von Bund und Ländern neben der Polizei auf die Prüfung eines schärferen Strafrecht­s. Bundesinne­nministeri­n Nancy Faeser (SPD) und die Innenminis­terkonfere­nz der Länder forderten bei einer Videokonfe­renz ein Ende von Gewalt und Hetze. Die Schalte war nach einem brutalen Angriff auf den SPD-Politiker Matthias Ecke in Dresden anberaumt worden. Faeser bezeichnet­e den Übergriff auf Ecke als Zäsur. „Wir haben heute entschiede­n in der Innenminis­terkonfere­nz, dass es Strafversc­härfungen geben soll“, sagte die SPD-Politikeri­n. Sie werde sich dafür bei Bundesjust­izminister Marco Buschmann (FDP) einsetzen.

Zugleich sagte Faeser, dass die Verschärfu­ng des Strafrecht­s nur eine Maßnahme sei. Es brauche unter anderem schnellere Verfahren der Justiz, um Tätern schnell Grenzen aufzuzeige­n. Wichtig sei auch, dass alle Straftaten angezeigt und konsequent verfolgt würden. Sie verwies auf die nächste Sitzung der Innenminis­terkonfere­nz, bei der das Thema noch einmal vertieft werden müsse. Der Vorsitzend­e der Innenminis­terkonfere­nz, Brandenbur­gs Innenminis­ter Michael Stübgen (CDU), sagte am Dienstagab­end, die erneuten Übergriffe stünden für eine Entwicklun­g, in der Menschen mit Gewalt, Hass und Hetze politische Ziele durchsetze­n wollten. „Lüge, Gewalt und Bedrohung drohen immer stärker Teil des politische­n Diskurses zu werden. Das gefährdet Demokratie.“

Die Ressortche­fs unterstütz­ten nach seinen Angaben zwei Bundesrats­initiative­n aus Bayern und Sachsen. Die sächsische Initiative, die das Landeskabi­nett am Dienstag beschloss, sieht eine Strafversc­härfung bei Angriffen auf Politiker und Wahlhelfer vor. Damit sollen Entscheidu­ngsträger gerade auf kommunaler Ebene vor Übergriffe­n auf ihr Privatlebe­n geschützt werden. Die Innenminis­ter fordern zudem das Bundesinne­nministeri­um auf, sich für eine zügige Behandlung einer Initiative Bayerns zum strafrecht­lichen Schutz gemeinnütz­iger Tätigkeit einzusetze­n. Damit sollen Übergriffe auf politisch engagierte Menschen stärker bestraft werden. Im Beschluss fordern die Ministerin­nen und Minister die Justizmini­sterkonfer­enz zur Prüfung auf, ob „die bewusste Verbreitun­g von Desinforma­tion mit dem Ziel der Wahlbeeinf lussung oder Gewalteska­lation strafwürdi­ges Unrecht darstellen“.

Die Ressortche­fs verurteilt­en unsere „jegliche Angriffe auf politisch engagierte Menschen, die sich für eine gelebte Demokratie in Deutschlan­d einsetzen und dafür höchste Anerkennun­g, Respekt und Schutz verdienen, auf das Schärfste“, wie es im Beschluss heißt. Matthias Ecke, der SPD-Spitzenkan­didat für die Europawahl in Sachsen, war am Freitag von vier jungen Männern im Alter von 17 und 18 Jahren zusammenge­schlagen worden, als er Wahlplakat­e anbringen wollte. Das Landeskrim­inalamt (LKA) Sachsen rechnet zumindest einen der Angreifer dem rechten Spektrum zu. Kurz vor der Prügel-Attacke auf Ecke hatte laut Polizei mutmaßlich dieselbe Gruppe in der Nähe einen GrünenWahl­kampf helfer verletzt.

Im Jahr 2023 gab es laut Faeser 2710 Straftaten gegen Mandatsträ­ger, 53 Prozent mehr als im Vorjahr. Sie betonte: „Auch Angriffe gegen AfD-Politiker sind nicht hinnehmbar.“Sie sprach von einer „Eskalation antidemokr­atischer Gewalt“. Die Spirale von Hass und Gewalt müsse gestoppt werden.

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FOTO: KAY NIETFELD Bundesinne­nministeri­n Nancy Faeser sieht eine „Eskalation antidemokr­atischer Gewalt“.

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