Manfred Spitzer gibt AFD einen Korb
Fraktion schlägt Hirnforscher als Enqueteexperten vor. Der erbittet Bedenkzeit – und winkt im letzten Moment ab.
Ulm. Die Bundestagsfraktion hat den Hirnforscher als Enquete-experten vorgeschlagen. Der fand das Thema interessant, erbat sich Bedenkzeit – und hat im letzten Moment abgewunken. Er wolle nicht mit der AFD in Verbindung gebracht werden.
Ulm. Mit den Herausforderungen, vor der die Berufliche Bildung angesichts der Digitalisierung steht, beschäftigt sich eine Enquete-kommission des Deutschen Bundestages, die am vergangenen Donnerstag ihre Arbeit aufgenommen hat. Dem Gremium gehören 19 Bundestagsabgeordnete und 19 externe Sachverständige an. Im elektronischen Newsletter „Bundestagsnachrichten“vom 27. September sind alle Mitglieder aufgeführt. Ebenso, welche Partei welche Experten vorgeschlagen hat. Von der AFD nominiert wurde demzufolge auch ein bekannter Ulmer: Hirnforscher Manfred Spitzer, Ärztlicher Direktor der Psychiatrie der Uni-klinik, der Öffentlichkeit vor allem als Bestseller-autor („Digitale Demenz“) ein Begriff.
Spitzer räumte gestern auf Anfrage ein, tatsächlich von der AFD nominiert worden zu sein, jedoch „ohne dass man mich vorher gefragt hatte“. Als die Anfrage schließlich bei ihm angekommen sei, habe er Bedenkzeit erbeten. Zuerst, so Spitzer, habe er dem Engagement nicht abgeneigt gegenüber gestanden. „Das Thema ist interessant, und ich habe dazu auch einiges zu sagen. Außerdem dachte ich mir: Wenn ich gebeten werde, kann ich nicht einfach kneifen.“Zumal man nicht als Sprachrohr einer Partei, sondern als unabhängige Stimme in der Kommission sitze.
Nach reiflicher Überlegung habe er dann aber abgesagt, so Spitzer. Der letzte Woche veröffentlichte Newsletter mit seinem Namen sei nicht up to date und ergo falsch. „Ich war und bin kein Mitglied der Enquete-kommission.“Grund für seinen Rückzieher sei gewesen, „dass ich nicht mit der AFD in Verbindung gebracht werden möchte, deren Ziele und Vorstellungen ich nicht teile“. Für jede andere der im Bundestag vertretenen Parteien hätte er den Ruf in die Expertenrunde aber angenommen, so der Hirnforscher.
In sozialen Medien war Spitzers Auftauchen auf der Afd-nominierungsliste gestern Anlass für lebhafte Diskussionen. So twitterte etwa der Blogger Sascha Lobo, es sei „bezeichnend, dass der hysterische Digital-sarrazin Manfred Spitzer offenbar bereit ist, mit der AFD zusammenzuarbeiten“.