Die Barentssee
An manche Ecken der Welt verirren sich Urlauber eher selten, dabei wären sie durchaus eine Reise wert. In loser Folge stellen wir solche Orte vor - wie zum Beispiel die Barentssee. Das Gewässer nördlich von Spitzbergen ist Teil des Nordpolarmeeres.
Der Entdecker
Benannt ist die Barentssee nach Willem Barents, einem niederländischen Seefahrer des 16. Jahrhunderts. Sein Leben war kurz und abenteuerlich. Der Steuermann war an drei Fahrten beteiligt, bei denen eine geeignete Nordostpassage für Reisen in den Fernen Osten gesucht wurde, dabei wurde auch die Insel Spitzbergen entdeckt. Auf seiner letzten Fahrt 1596/97 musste das Expeditionsschiff in der Arktis überwintern, die Strapazen des Winters hat Barents nicht überlebt. Er starb im Alter von 47 Jahren vermutlich an Skorbut und hinterließ fünf Kinder. Ein hoher Preis für den Ruhm.
Die Insel
Die abweisende, menschenleere Gegend an der Barentssee hat auch
Dichter inspiriert: 2012 ist
„Die Insel oder Rechtfertigung des sinnlosen Reisens“von Wassili Golowanow erschienen (Verlag Matthes & Seitz). Das Buch, halb Reisereportage, halb Erzählung, spielt auf der öden russischen Insel Kolgujew in der östlichen Barentssee. Hier sucht der Autor Freiheit und Unendlichkeit. Wo, wenn nicht hier?
Das Klima
Die Barentssee stellt man sich eiskalt vor. Das stimmt so einigermaßen, aber eben nicht ganz: Die Barentssee kann auch mild. Den südlichen Teil beeinflusst nämlich der Nordatlantikstrom, ein
Ausläufer des Golfstroms. Er sorgt dafür, dass viele Häfen an dem
Randmeer ganzjährig eisfrei sind, und das, obwohl sie so weit im
Norden liegen. Im Monat September ist die Barentssee sogar meist vollständig vom Eise befreit. Auf der ganzen Welt begehrt sind die reichlich vorhandenen Erdöl- und Erdgasvorkommen. Und der Kampf darum wird zunehmend härter, denn durch die Auswirkungen des Klimawandels wird die Barentssee wie viele andere Gebiete im Norden leichter zugänglich. Seit 2000 hat sie sich um rund 1,5 Grad erwärmt und damit schneller als viele andere Regionen der Arktis. Vor allem der nördliche Teil des Meeres leidet unter der Klimaerwärmung. Normalerweise bildet sich hier im Winter eine geschlossene Packeisdecke, mittlerweile gefriert die Region jedoch seltener und für kürzere Zeit zu, zudem gelangt auch weniger Eis aus Norden in diesen Teil des Meeres. Wissenschaftler sehen mit Sorge, dass die Zusammensetzung der Barentssee langsam mehr dem Atlantik als der Arktis ähnelt.
Wohl kaum jemand kann auswendig sagen, wo die Barentssee liegt: irgendwo weit im
Norden, da, wo es knackig kalt ist. Richtig:
Die Barentssee ist ein Randmeer des arktischen Ozeans (Nordpolarmeer). Im Süden und Südwesten wird sie durch Norwegen und Russland begrenzt, im Norden durch Spitzbergen und Franz-josef-land, im Osten durch die Insel Nowaja Semlja und im Westen geht sie in das Europäische Nordmeer über. In ihr liegen einige Inseln, die bekannteste ist die Bäreninsel, wo ab und an Eisbären Urlaub machen. Die einzige Stadt am Ufer ist Murmansk auf der russischen Halbinsel Kola.
Die Katastrophe
Im Sommer 2000 erlangte die Barentssee traurige Berühmtheit. Wochenlang dominierte das Drama um den Untergang des russischen Atom-u-boots „Kursk“die Nachrichten. Am 12. August kam es auf dem U-boot zu einer Explosion, infolge derer 118 Besatzungsmitglieder ums Leben kamen: Die meisten starben sofort, ein paar wenige sind wohl später erstickt. Bis heute weiß man nicht genau, wie und warum die Männer zu Tode kamen. Zunächst behauptete das russische Militär, die „Kursk“sei von einem amerikanischen U-boot gerammt worden. Tatsächlich hatte ein defekter Übungstorpedo die Katastrophe verursacht. Der eigentliche Skandal aber war, dass die russische Regierung viel zu lange zögerte, ausländische Hilfsangebote anzunehmen.
Wer die Barentssee einmal kennenlernen möchte, macht das am besten im Rahmen einer geführten Gruppenreise. Die Organisation Studienreisen veranstaltet Schiffsreisen unterschiedlicher Dauer, die über die Barentssee führen. Kosten ab 9000 Euro (www.studienreisen.de). Bei Knut-reisen ist die Barentssee Teil einer rustikalen, 19-tägigen Abenteuerfahrt ohne großen Komfort ins nördliche Russland. Kosten ab 2000 Euro (www. knut-reisen.de).
Fischerei mit Ökosiegel, das gibt es nun auch im hohen Norden. Die Barentssee gehört zu den wirtschaftlich bedeutendsten Fischereiregionen der ganzen Welt. Hier leben der arktische Kabeljau und der Schellfisch. Ihre Bestände waren bedroht, sind dank internationaler Zusammenarbeit und nachhaltiger Fischereipraktiken aber wieder in gutem Zustand.