Schöne neue Welt, mir graut ...
Ganz nebenbei von
In der Mediathek bin ich kürzlich bei einer Reportage über China hängen geblieben. Das TV-Team begleitete ein Paar Mitte 30, das im größten Hochhaus der Welt lebt – gemeinsam mit 20 000 anderen Leuten. Ja, Sie haben richtig gelesen, das XXL-Gebäude, welches in der 10-Millionen-Metropole Hanghzou steht, könnte ganz Prenzlau beherbergen. In der Wohnung selbst war es dafür vergleichsweise ruhig. Nach modernstem Standard gebaut, drang kein Lärm in die vier Wände der Familie, deren Leben sich fast nur drinnen abspielt. Voller Stolz berichtete das Paar, das mit Sohn und Schwiegermutter in – für chinesische Verhältnisse paradiesischen – 60 Quadratmetern residiert, dass sie das Haus kaum verlassen würden, weil man unterm Dach fast alles erledigen könne. „Wenn ich zum Frisör will, kann ich das im Schlafanzug tun“, freute sich die Protagonistin. Für das Leben hier reichten Pantoffeln. Denn in dem riesigen Haus befänden sich auch Restaurants, Kinos, Pools, Märkte, Sportanlagen und vieles mehr. Zugang hat man überall nur mit einem bestimmten QR-Code. Ohne Handy geht nichts mehr. Ins Freie begibt sich die Familie lediglich sonntags, beim Spaziergang mit Kind im Park. Keine Frage, was der Zuschauer zu sehen bekam, war auf dem neusten Stand der Technik, klimatisiert und, und, und. Aber mir jagte der Film einen Schrecken ein. Wenn das die viel gepriesene neue Welt ist, dann: danke, NEIN. Wie eine Labormaus in einer Zelle, nur mit dem Unterschied, dass man diese theoretisch verlassen darf, aber aus Bequemlichkeit nicht mal will – puhhhh. Mir graut.