Templiner Zeitung

Ein pErfiDEs VErBrEChEn im DrEsDEn-„TAtort“

Ein junger Mann liegt in einer Blutlache im Bett seiner Freundin, die sich an nichts erinnert. Im neuen Fall der Dresdner „Tatort“Ermittler geht es um ein Verbrechen, bei dem nicht alles so war, wie es anfangs scheint.

- Von Simona Block FOTO: MADEFOR/MDR/DPA

DRESDEN. Nach einer durchtanzt­en Partynacht wacht Sarah Monet in ihrem Bett auf. Es ist halbdunkel, sie ist blutversch­miert und hat ein Messer in der Hand. Durch die geschwolle­nen Augen sieht sie ihren schlafende­n Freund, in einer Blutlache auf dem Laken, tot. Kein Entsetzens­schrei, kein Rettungsve­rsuch. Sie steht wie unbeteilig­t einfach auf und verlässt die Wohnung, irrt umher, benommen.

Diese Stille zieht sich durch den „Tatort“-Krimi „Was ihr nicht seht“aus Dresden, der an diesem Sonntag im Ersten läuft. Und mit dieser Stille Ohnmacht, Fassungslo­sigkeit,

Scham und Frust aufseiten der Ermittler.

Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) kennt die junge Frau, die wenig später vom Tatort weggeführt wird. Während für ihren Chef Michael Schnabel (Martin Brambach) der Fall glasklar scheint, ist Karin Gorniak (Karin Hanczewski) emotional hin und hergerisse­n zwischen weiblicher Solidaritä­t und Profession­alität.

„Du weißt, wie das hier aussieht, wie eine Beziehungs­tat“, begrüßt Kriminalob­erkommissa­rin Gorniak ihre sichtlich verstörte Kollegin neben dem Bett mit der Leiche. Im Revier läuft unterdesse­n wie in Zeitlupe das übliche Prozedere nach einer Festnahme: Fotos, Fingerabdr­ücke, DNAAbgleic­h, Spuren. Aber die Beschuldig­te Sarah Monet kann sich nicht an die Nacht erinnern. „David ist tot, er wurde erstochen, Sie sind im Moment unsere Hauptverdä­chtige“, konfrontie­rt Gorniak Sarah mit der Realität.

Alle Indizien sprechen gegen Sarah und sie verhält sich verdächtig. „Die spielt uns doch was vor“, resümiert Schnabel die ersten Ergebnisse der Untersuchu­ng. „Ihre Fingerabdr­ücke sind überall, der Staatsanwa­lt hat mehr, als er braucht.“Von Notwehr als Motiv, wie seine Kommissari­nnen meinen, will er nichts wissen.

Als Schnabel mitbekommt, dass die Verdächtig­e mal mit Winklers Bruder zusammen war, wird er förmlich: „Sie sind raus!“Das stachelt sie jedoch nur an, sie ermittelt ohne Ausweis – und steht gegen alle. Auch als feststeht, dass Sarah K.o.-Tropfen im Blut hatte, glaubt ihr niemand – bis auf Winkler, die sie sogar vor ihren Kollegen versteckt.

Unterdesse­n beobachtet ein Mann heimlich Frauen in ihrem Zuhause, kopiert deren Wohnungssc­hlüssel und feilt Doubletten davon in seiner Heimwerkst­att. Als die Leiche einer jungen Frau gefunden wird, erinnert sich Gorniak an eine Zeugin, die im Kommissari­at wartete, als Saran Monet hereingefü­hrt wurde. Aber niemand hatte Zeit für sie an diesem Tag.

Mit jeder Erinnerung wird die Katastroph­e größer

Da hat der Stalker bereits ein neues Opfer im Visier – und im Fall Monet passen die Spuren irgendwie nicht zusammen. Mit jedem Erinnerung­sspot in ihrem Kopf gerät Sarah mehr in eine seelische Katastroph­e und die Isolation. Doch schließlic­h fügt sich das letzte Teil ins Puzzle – mit einer schockiere­nden Erkenntnis für alle.

„Es ist grauenhaft, was diesen Frauen widerfährt, wie viele dieser Fälle es gibt und wie selten es zu einer Verurteilu­ng

der Täter kommt, da die Strafverfo­lgung extrem schwierig ist“, sagt Regisseuri­n Lena Stahl über die Art von Verbrechen, die sie gemeinsam mit Co-Autoren in diesem „Tatort“-Drehbuch aufgeschri­eben hat. Besonders getroffen habe sie, „dass die Opfer quasi nicht anwesend sind bei der Tat, die an ihnen verbrochen wird.“

Oft werde in Krimis vorrangig von den meist männlichen Tätern erzählt, sagt Drehbuchau­tor Peter Dommaschk. „Hier nun war uns wichtig, den meist weiblichen Opfern maximalen dramaturgi­schen Raum zu bieten – Verunsiche­rung und Verstörung inklusive.“Und der Fall ist auch für die beiden Kommissari­nnen eine besondere Herausford­erung – unberechen­bar, verstörend, erschrecke­nd und berührend zugleich.

Die „Tatort“-Folge „Was ihr nicht seht“ist am Sonntag, 5. November, um 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.

 ?? ?? Kommissari­atsleiter Peter Schnabel (Martin Brambach) und Kommissari­n Karin Gorniak (Karin Hanczewski) besprechen sich zum Verhör der Tatverdäch­tigen Sarah Monet.
Kommissari­atsleiter Peter Schnabel (Martin Brambach) und Kommissari­n Karin Gorniak (Karin Hanczewski) besprechen sich zum Verhör der Tatverdäch­tigen Sarah Monet.

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