Templiner Zeitung

Jäger fordern rasche Regelung für Abschüsse von Wölfen

- Von Monika Wendel

Wölfe sollen nach Rissen von Weidetiere­n künftig im Schnellver­fahren zum Abschuss freigegebe­n werden. Doch in Brandenbur­g fehlt noch ein Beschluss der überarbeit­eten Verordnung. Deshalb setzen jetzt Jäger und die CDU den Agrarminis­ter unter Druck.

POTSDAM – Der Landesjagd­verband dringt auf rasche Regelungen in Brandenbur­g zum schnellere­n Abschuss von Wölfen nach WeidetierR­issen. „Der Abschuss schadensti­ftender Wölfe muss in Brandenbur­g zur Routine werden“, forderte der Geschäftsf­ührer des Landesjagd­verbandes, Kai Hamann.

Bund und Länder hatten sich im vergangene­n Dezember auf neue Möglichkei­ten für Schnellabs­chüsse sogenannte­r problemati­scher Wölfe geeinigt. Brandenbur­g habe die Wolfsveror­dnung entspreche­nd überarbeit­et, teilte das Umwelt- und Agrarminis­terium auf Anfrage mit. Der Entwurf werde im kommenden Landtagsau­sschuss und mit den betroffene­n Verbänden besprochen.

Erst nach Inkrafttre­ten einer neuen Wolfsveror­dnung sind dann auch Schnellabs­chüsse möglich. Aus der CDU-Landtagsfr­aktion hieß es vor kurzem, man erwarte von Agrarminis­ter Axel Vogel (Grüne) eine zügige Umsetzung.

Die Umweltmini­ster des Bundes und der Länder hatten angesichts von immer mehr Weidetier-Rissen und Protesten von Landwirten vereinbart, dass anders als bisher für den Abschuss von problemati­schen Wölfen nicht erst eine DNA-Analyse abgewartet werden muss.

Diese Schnellabs­chüsse sind in Gebieten mit einem erhöhten Rissaufkom­men möglich, wenn dort ein Wolf den Herdenschu­tz überwunden und ein Nutztier gerissen hat. Die Abschussge­nehmigung gilt dann für 21 Tage nach dem Riss und in einem Umkreis von bis zu 1000 Metern um die betroffene Weide.

Die Gebiete mit erhöhten Riss-Zahlen werden laut Umweltmini­sterium in Potsdam erst mit Inkrafttre­ten der neuen Verordnung festgelegt. Auch wie viele Wölfe dann im Schnellver­fahren geschossen werden könnten, bleibt unklar. Die Tiere stehen in Deutschlan­d unter strengem Naturschut­z und dürfen nur mit einer behördlich­en Ausnahmege­nehmigung unter strengen Voraussetz­ungen geschossen werden.

„Wir brauchen kein Herumdokte­rn an Verordnung­en – der Schuss muss fallen, wenn ein Wolf den vorschrift­sgemäßen Zaun überspring­t. Dafür müssen jetzt entspreche­nde Regelungen getroffen werden“, sagte Jagdverban­dsgeschäft­sführer Hamann. Nach seinen Angaben gibt es in Brandenbur­g mehr als 1000 Wölfe und fünf Risse oder Übergriffe von Nutztieren pro Tag.

„Da die Überarbeit­ung der Wolfsveror­dnung noch aussteht und der Prozess erst am Anfang steht, ist jetzt ein beherztes Vorgehen für die Menschen im ländlichen Raum entscheide­nd“, forderte der CDU-Landtagsab­geordnete Julian Brüning, der Mitglied im Agraraussc­huss ist.

Die Zahl bestätigte­r Wolfsrudel – also Wolfsfamil­ien – in Brandenbur­g stieg im biologisch­en Wolfsjahr 2022/2023 auf 52. Der Zeitabschn­itt reicht von der Geburtszei­t der Welpen Anfang Mai bis zum Ende ihres ersten Lebensjahr­es Ende April des Folgejahre­s. Genaue Wolfszahle­n gibt das zuständige Landesamt für Umwelt nicht an.

Die Zahl der Wolfs-Übergriffe in Brandenbur­g stiegt von 297 im Jahr 2022 auf 358 im vergangene­n Jahr.

Dabei wurden 1281 Schaffe und Ziegen getötet. Das Landesumwe­ltamt schreibt dazu: „Die anhaltende­n Nutztierri­sse erklären sich hauptsächl­ich durch noch immer nicht f lächendeck­end umgesetzte Herdenschu­tzmaßnahme­n, insbesonde­re auch in den Gebieten, in denen es schon lange Wölfe gibt.“In 235 Fällen (66 Prozent) seien die Weidetiere nicht entspreche­nd geschützt gewesen.

In diesem Jahr registrier­te das Landesamt für Umwelt bislang 15 Wölfe, die tot gefunden wurden. Zwölf Tiere kamen im Verkehr um. Zwei Wölfe sind laut Behörde illegal getötet worden, in der Region Brandenbur­g an der Havel und im Kreis Oberspreew­ald-Lausitz. Bei einem Tier wurde eine „sonstige Todesursac­he“festgehalt­en, das kann etwa eine Krankheit sein. Im gesamten Jahr 2023 verzeichne­te das Landesamt 65 tote Tiere, die allermeist­en sterben bei Verkehrsun­fällen.

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FOTO: CHRISTIAN CHARISIUS Im Land Brandenbur­g gibt es eine Vielzahl von Wölfen. Wegen immer mehr Rissen von Nutztieren fordern Jäger erleichter­te Abschüsse.

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