Philipp Amthor kandidiert für den CDU-Bundesvorstand
Philipp Amthor hat sich neu erfunden. Der Vorpommer mischt in der Bundes-CDU wieder mit. Im Mai strebt er eine Premiere an. Parteikollegen denken für ihn gleich noch größer.
BERLIN – Er hat mächtig einstecken müssen, kassierte heftige Prügel, musste durch ein Stahlbad und anschließend über Jahre ins politische Abklingbecken - in der Lobbyismus-Affäre um das USUnternehmen Augustus Intelligence war Philipp Amthor zu Beginn der 2020er Jahre die Hauptf igur, die zuvor so steile Polit-Karriere mündete fast in einen Absturz. Der Bundestagsabgeordnete der CDU aus Mecklenburg-Vorpommern musste fortan über einen längeren Zeitraum kleinere politische Brötchen backen - doch mittlerweile hat sich der heute 31-Jährige wieder an die großen Fleischtröge zurückgekämpft.
Dass der Christdemokrat mittlerweile im politischen Berlin - und damit auf Bundesebene - eine größere Zug- und Strahlkraft hat und seiner vorpommerschen Heimatregion ein Stückchen entwachsen ist, war nicht zuletzt deutlich geworden, als Amthor zu Jahresbeginn nach der Rücktrittsankündigung des CDULandeschefs in MecklenburgVorpommern, Franz-Robert Liskow, gleich abwinkte, als es darum ging, einen Nachfolger für den scheidenden Parteivorsitzenden auszuwählen. Immerhin will sich Amthor jetzt offenbar als CDUGeneralsekretär in MV in das Team des designierten nuen Landeschefs Daniel Peters einbinden. Parallel machte Amthor seine bundespolitischen Ambitionen deutlich, er kündigte im Gespräch mit dem Nordkurier an, auf dem CDU-Bundesparteitag im Mai erstmals für den Bundesvorstand zu kandidieren.
Neben diesen objektiven Fakten gibt es aber auch symbolische Situationen, die zeigen, dass Amthor in der Bundes-CDU über ein enormes Standing verfügt. Bei seinen vier Auftritten in den vergangenen Wochen auf großen Regionalkonferenzen der CDU fungierte Amthor gemeinsam mit CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann als eine Art „Vorband“für die anschließende Hauptrede des jeweiligen Abends, die Parteichef Friedrich Merz hielt. Amthor und Linnemann peitschten ein, brachten die Hallen auf Betriebstemperatur Merz konnte sich ganz auf seinen eher staatsmännischen Auftritt konzentrieren.
„Philipp, in 15 Jahren bist du Kanzler“
Und beim Einheizen durch die „Vorband“verstieg sich General Linnemann schon einmal zu der Aussage: „Philipp, in 15 Jahren bist Du Kanzler.“Sicherlich, eine Bemerkung mit einem Augenzwinkern und einer Prise Übertreibung - und doch mit einer gewissen Aussagekraft. Amthor im Übrigen konterte die Linnemann-Performance durchaus galant: In 15 Jahren würde ein Bundeskanzler jedenfalls keinen Reformstau mehr vorfinden, weil Friedrich Merz dann sicher schon alle Probleme gelöst hat, so der schlagfertige Vorpommer.
Apropos Kanzler: Amthor, der als großer Fan und Unterstützer von Friedrich Merz gilt und sich eindeutig auf den Sauerländer als CDUKanzlerkandidaten bei der Bundestagswahl im Herbst 2025 festgelegt hat, weiß, dass der Bundesparteitag im Mai eine entscheidende Wegmarke in der K-Frage ist. „Wenn Merz bei der anstehenden Wiederwahl zum Parteivorsitz ein gutes Ergebnis einfährt, dürfte ihm die Kanzlerkandidatur kaum noch zu nehmen sein.“Wohl wissend, dass in der CDU mit den Ministerpräsidenten Daniel Günther (Schleswig-Holstein) und Hendrik Wüst (Nordrhein-Westfalen) immer noch zwei Alphatiere mit den Hufen scharren und allzu gerne die CDU in Richtung einer schwarz-grünen Liaison drehen möchten.
Und dann lauert immer noch der unberechenbare
Markus Söder auf seine Chance - der Chef der CDU-Schwester CSU verliert bekanntermaßen das Kanzleramt in Berlin nie so ganz aus den Augen. Söder und Merz würden sich rechtzeitig auf das Prozedere zur Kandidatenkür verständigen, sagt Amthor. Ob vor den drei Landtagswahlen im Osten im Frühherbst oder danach - das sei noch nicht entschieden, betont der Vorpommer.
Dabei haben sowohl Christdemokraten als auch Christsoziale den festen Vorsatz, die Fehler aus dem Wahlkampf 2021 nicht zu wiederholen. Seinerzeit hatten sich Söder und Armin Laschet über Monate heftig bekämpft, ehe sich der Nordrhein-Westfale letztendlich durchsetzte. Allerdings kam Laschet damals nicht ohne Blessuren aus der parteiinternen Auseinandersetzung heraus - und kassierte anschließend bei der Bundestagswahl eine bittere Schlappe gegen SPD-Mann Olaf Scholz. „Das darf uns nicht wieder passieren“, warnt Amthor. Unabhängig davon, ob er selbst in 15 Jahren am Tor des Kanzleramtes rütteln wird.