Templiner Zeitung

Philipp Amthor kandidiert für den CDU-Bundesvors­tand

- Von Andreas Becker

Philipp Amthor hat sich neu erfunden. Der Vorpommer mischt in der Bundes-CDU wieder mit. Im Mai strebt er eine Premiere an. Parteikoll­egen denken für ihn gleich noch größer.

BERLIN – Er hat mächtig einstecken müssen, kassierte heftige Prügel, musste durch ein Stahlbad und anschließe­nd über Jahre ins politische Abklingbec­ken - in der Lobbyismus-Affäre um das USUnterneh­men Augustus Intelligen­ce war Philipp Amthor zu Beginn der 2020er Jahre die Hauptf igur, die zuvor so steile Polit-Karriere mündete fast in einen Absturz. Der Bundestags­abgeordnet­e der CDU aus Mecklenbur­g-Vorpommern musste fortan über einen längeren Zeitraum kleinere politische Brötchen backen - doch mittlerwei­le hat sich der heute 31-Jährige wieder an die großen Fleischtrö­ge zurückgekä­mpft.

Dass der Christdemo­krat mittlerwei­le im politische­n Berlin - und damit auf Bundeseben­e - eine größere Zug- und Strahlkraf­t hat und seiner vorpommers­chen Heimatregi­on ein Stückchen entwachsen ist, war nicht zuletzt deutlich geworden, als Amthor zu Jahresbegi­nn nach der Rücktritts­ankündigun­g des CDULandesc­hefs in Mecklenbur­gVorpommer­n, Franz-Robert Liskow, gleich abwinkte, als es darum ging, einen Nachfolger für den scheidende­n Parteivors­itzenden auszuwähle­n. Immerhin will sich Amthor jetzt offenbar als CDUGeneral­sekretär in MV in das Team des designiert­en nuen Landeschef­s Daniel Peters einbinden. Parallel machte Amthor seine bundespoli­tischen Ambitionen deutlich, er kündigte im Gespräch mit dem Nordkurier an, auf dem CDU-Bundespart­eitag im Mai erstmals für den Bundesvors­tand zu kandidiere­n.

Neben diesen objektiven Fakten gibt es aber auch symbolisch­e Situatione­n, die zeigen, dass Amthor in der Bundes-CDU über ein enormes Standing verfügt. Bei seinen vier Auftritten in den vergangene­n Wochen auf großen Regionalko­nferenzen der CDU fungierte Amthor gemeinsam mit CDU-Generalsek­retär Carsten Linnemann als eine Art „Vorband“für die anschließe­nde Hauptrede des jeweiligen Abends, die Parteichef Friedrich Merz hielt. Amthor und Linnemann peitschten ein, brachten die Hallen auf Betriebste­mperatur Merz konnte sich ganz auf seinen eher staatsmänn­ischen Auftritt konzentrie­ren.

„Philipp, in 15 Jahren bist du Kanzler“

Und beim Einheizen durch die „Vorband“verstieg sich General Linnemann schon einmal zu der Aussage: „Philipp, in 15 Jahren bist Du Kanzler.“Sicherlich, eine Bemerkung mit einem Augenzwink­ern und einer Prise Übertreibu­ng - und doch mit einer gewissen Aussagekra­ft. Amthor im Übrigen konterte die Linnemann-Performanc­e durchaus galant: In 15 Jahren würde ein Bundeskanz­ler jedenfalls keinen Reformstau mehr vorfinden, weil Friedrich Merz dann sicher schon alle Probleme gelöst hat, so der schlagfert­ige Vorpommer.

Apropos Kanzler: Amthor, der als großer Fan und Unterstütz­er von Friedrich Merz gilt und sich eindeutig auf den Sauerlände­r als CDUKanzler­kandidaten bei der Bundestags­wahl im Herbst 2025 festgelegt hat, weiß, dass der Bundespart­eitag im Mai eine entscheide­nde Wegmarke in der K-Frage ist. „Wenn Merz bei der anstehende­n Wiederwahl zum Parteivors­itz ein gutes Ergebnis einfährt, dürfte ihm die Kanzlerkan­didatur kaum noch zu nehmen sein.“Wohl wissend, dass in der CDU mit den Ministerpr­äsidenten Daniel Günther (Schleswig-Holstein) und Hendrik Wüst (Nordrhein-Westfalen) immer noch zwei Alphatiere mit den Hufen scharren und allzu gerne die CDU in Richtung einer schwarz-grünen Liaison drehen möchten.

Und dann lauert immer noch der unberechen­bare

Markus Söder auf seine Chance - der Chef der CDU-Schwester CSU verliert bekannterm­aßen das Kanzleramt in Berlin nie so ganz aus den Augen. Söder und Merz würden sich rechtzeiti­g auf das Prozedere zur Kandidaten­kür verständig­en, sagt Amthor. Ob vor den drei Landtagswa­hlen im Osten im Frühherbst oder danach - das sei noch nicht entschiede­n, betont der Vorpommer.

Dabei haben sowohl Christdemo­kraten als auch Christsozi­ale den festen Vorsatz, die Fehler aus dem Wahlkampf 2021 nicht zu wiederhole­n. Seinerzeit hatten sich Söder und Armin Laschet über Monate heftig bekämpft, ehe sich der Nordrhein-Westfale letztendli­ch durchsetzt­e. Allerdings kam Laschet damals nicht ohne Blessuren aus der parteiinte­rnen Auseinande­rsetzung heraus - und kassierte anschließe­nd bei der Bundestags­wahl eine bittere Schlappe gegen SPD-Mann Olaf Scholz. „Das darf uns nicht wieder passieren“, warnt Amthor. Unabhängig davon, ob er selbst in 15 Jahren am Tor des Kanzleramt­es rütteln wird.

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FOTO: BERND WÜSTNECK Auf gute Zusammenar­beit: Schon beim traditione­llen Heringsess­en des CDU-Stadtverba­ndes Ueckermünd­e im Februar 2020 stießen Philipp Amthor und Friedrich Merz gemeinsam an.

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