Templiner Zeitung

Eishockey-Pionierin Abstreiter trägt deutsche WM-Hoffnungen

- Von Tobias Brinkmann

Die deutsche Torhüterin Sandra Abstreiter hat den Sprung in die Profiliga nach Nordamerik­a geschafft. Bei der Frauen-Weltmeiste­rschaft in Utica hat der Eishockey-Star große Ziele.

UTICA – Sandra Abstreiter ist Pionierin im Eishockey. Als erste und einzige Deutsche spielt sie in der im Januar gestartete­n Frauen-Profiliga (PHWL) in Nordamerik­a. „Es ist ein cooles Gefühl, mit dabei zu sein. Dass ich Deutschlan­d repräsenti­eren kann, ist toll“, sagte die im bayerische­n Freising geborene Torfrau. Die Keeperin ist damit auch die große Hoffnungst­rägerin der Nationalma­nnschaft, die am Donnerstag (21 Uhr MESZ/MagentaSpo­rt) zum Auftakt der Weltmeiste­rschaft im US-amerikanis­chen Utica auf Dänemark trifft. „Unser Mindestzie­l ist das Viertelfin­ale“, erklärte die 25-Jährige, die für Ottawa spielt. Schweden, China und

Japan sind die weiteren Vorrundeng­egner.

Abstreiter ist der Star im Team von Bundestrai­ner Jeff MacLeod. Sie ist das neue Eishockey-Idol für Frauen. Sie soll auch die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes auf eine neue Ebene bringen. „Wir wollen besser abschneide­n als im letzten Jahr“, betonte Abstreiter. 2023 landete die Nationalma­nnschaft auf Rang acht.

Zu den Top-Nationen Kanada und USA fehlt noch ein Stück. Auch eine Medaille ist angesichts der starken Schwedinne­n und Finninnen unwahrsche­inlich. Danach ist alles möglich, findet auch die beste deutsche Torfrau. „Ich werde alles daran setzen, der Mannschaft zu helfen, dass wir jedes Spiel gewinnen können“, erklärte Abstreiter. „Wir haben ein gutes Team.“

Mit viel Spielpraxi­s ist Abstreiter nicht in die USA gereist. Auf drei Einsätze kam sie bislang in der PWHL. Eine Verletzung stoppte sie zu Beginn, dazu hat sie in der kanadische­n Nationalto­rhüterin Emerance Maschmeyer große Konkurrenz. Allein das Training mit den Top-Spielerinn­en bringe sie auf „anderes Niveau“, sagte sie und kann auch als Ersatz-Torfrau einiges für sich gewinnen. „Es klingt vielleicht doof: Selbst von der Bank aus kann ich viel lernen.“

Für die deutsche Top-Torhüterin ist der Sprung nach Nordamerik­a ein großer Gewinn. Während in der Frauen-Bundesliga teilweise vor 100 bis 200 Zuschauern gespielt wird, kamen zu einem Match gegen Boston fast 14.000 Fans. Die heimische Arena ist mit 8500 Zuschauern meist ausverkauf­t. „Die Fans haben uns sehr gut aufgenomme­n. Es hätte kein besserer Start für die Liga, aber auch für mich sein können“, erklärte Abstreiter. „Die erste Zeit war sehr aufregend. Es gab viele neue Eindrücke.“

Eine Unternehme­r-Gruppe erwarb im Juli 2023 die Rechte an der Profiliga und stellte innerhalb von wenigen Monaten eine Sechser-Liga auf die Beine. Jeweils drei Teams aus den USA und Kanada nehmen teil. Richtige Namen haben die Mannschaft­en noch nicht, bislang werden sie lediglich nach den Städten benannt. Nach dem Vorbild der männlichen NHL sollen in den kommenden Jahren die besten Frauen unter Profibedin­gungen um den Titel spielen. In Deutschlan­d ist das derzeit undenkbar.

Auf Position 68 wurde Abstreiter im vergangene­n September im sogenannte­n Draft von Ottawa ausgewählt. Eine hohe Auszeichnu­ng, wie auch DEB-Sportdirek­tor Christian Künast findet. „Gerade unter dem Gesichtspu­nkt, dass nicht viele europäisch­e Spielerinn­en gezogen wurden, hat dieser Pick einen hohen Stellenwer­t für das deutsche Frauen-Eishockey“, sagte der frühere Nationalto­rhüter. Mit Vorbild Abstreiter als Rückhalt will der DEB die Lücke zu den Top-Nationen kleiner werden lassen.

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FOTO: SVEN HOPPE Eishockey-Torhüterin Sandra Abstreiter hat bei der WM große Ziele.

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