Templiner Zeitung

Asiatische Hornisse breitet sich rasant in Deutschlan­d aus

- Von Anja Sokolow

Ein exotisches Insekt macht Jagd auf heimische Bienen: Unter anderem der Berliner Imkerverba­nd will verhindern, dass die Asiatische Hornisse auch im Nordosten Fuß fasst, denn sie bedroht ganze Bienenvölk­er.

BERLIN – Die eingeschle­ppte Asiatische Hornisse hat sich im vergangene­n Jahr in Deutschlan­d rasant ausgebreit­et und der Blick auf das laufende Jahr verheißt aus Expertensi­cht nichts Gutes. Das Tier, das Honigbiene­n vertilgt, es aber auch auf andere Insekten abgesehen hat, komme bereits im gesamten Saarland vor. Baden-Württember­g, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen seien ebenfalls stark betroffen, sagte Benjamin Waldmann, Referent für invasive Arten beim baden-württember­gischen Umweltmini­sterium. Der milde Winter und die weiter milde Witterung ohne dauerhafte­n Frost in diesem Frühjahr dürften dazu führen, dass sich das Tier (Vespa velutina) im Laufe des Jahres nochmals stark vermehrt.

Der Berliner Imkerverba­nd will die Ausbreitun­g der Asiatische­n Hornisse in der Stadt verhindern. In Schulungen für Naturinter­essierte ab Mai sollen mehr Menschen für die invasive Art sensibilis­iert werden. „Wir wollen möglichst berlinweit Leute haben, die diese Tiere sicher erkennen und auch in der Lage sind, die notwendige­n Schritte einzuleite­n, damit man ein Nest findet“, sagte die Vorsitzend­e Melanie von Orlow. „Unsere große Sorge ist, dass diese Art jetzt in Berlin Fuß fasst“, sagte von Orlow, die auch Geschäftsf­ührerin des Nabu Berlin ist.

Auf einer unlängst von der Landesanst­alt für Bienenkund­e an der Universitä­t Hohenheim in Stuttgart fertiggest­ellten Karte zum Vorkommen der Tiere ist erstmals auch eine Sichtung der Hornisse in Berlin im vergangene­n September verzeichne­t - „weit weg von bisherigen Vorkommen“, sagte Waldmann. Allzu weit nach Osten ist das Tier laut dem Naturschut­zbund Nabu noch nicht vorgedrung­en. Aber auch etwa in Niedersach­sen, Bayern und Hessen sowie Hamburg gebe es Besiedelun­gen. „Eine Ausbreitun­g in weitere Bundesländ­er ist möglich und zu erwarten“, sagt das Bundesamt für Naturschut­z (BfN). Das alles macht Naturschüt­zern große Sorgen.

Für Bienenvölk­er gilt die aus Südostasie­n stammende Art als besonders gefährlich: Die Tiere belagern Bienenvölk­er regelrecht. Honigbiene­n sind eine wichtige Nahrungsqu­elle für die Aufzucht der Brut von Asiatische­n Hornissen. Laut Nabu macht die Westliche Honigbiene (Apis mellifera) bis zu 80 Prozent der Beute aus. Erwachsene Tiere der Asiatische­n Hornisse ernähren sich demnach bevorzugt von Nektar, reifen Früchten und zuckerhalt­igen Baumf lüssigkeit­en.

Grund zur Panik besteht dem Nabu zufolge aber nicht: „Asiatische Hornissen sind nicht stichfreud­iger als ihre europäisch­en Verwandten.“Keinesfall­s dürften Hornissen bei Verdacht einfach getötet werden. Sehr oft liege eine Verwechslu­ng mit der heimischen Art vor, die streng geschützt sei.

Die sogenannte Vespa velutina ist im Vergleich zur Europäisch­en Hornisse etwas kleiner und hat einen überwiegen­d schwarzen Körper sowie einen schwarzen Kopf mit gelber Vorderseit­e und leuchtend gelbe Beine. Sie nistet in hohen Baumkronen. In Europa trat sie erstmals im Jahr 2004 in Frankreich auf. Sie kam laut Nabu vermutlich mit Importware­n über den Seeweg aus China nach Bordeaux. Inzwischen gibt es auch Nachweise in Spanien, Italien, Schweiz, Belgien und den Niederland­en. In Deutschlan­d wurde die Asiatische Hornisse erstmals 2014 in Baden-Württember­g nachgewies­en.

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FOTO: AXEL HEIMKE Die Asiatische Hornisse (Vespa velutina nigrithora­x) wird immer mehr zur Bedrohung einheimisc­her Bienenarte­n.

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