Templiner Zeitung

Bürgermeis­ter: Vermietung­sverbot an AfD würde alle Parteien treffen

- Von Heiko Schulze

Das Bündnis „UMSicht“möchte der Vermietung von öffentlich­en Räumen an die AfD einen Riegel vorschiebe­n. Der Bürgermeis­ter verweist auf das Neutralitä­tsgebot: „Alle oder keiner.“

UCKERMARK – Das Bündnis „UMsicht – Bündnis für Solidaritä­t und radikale Vielfalt“, das unter anderem am 17. März eine Kundgebung vor dem Prenzlauer Rathaus durchführt­e, sammelt Unterschri­ften für ein Statement „Prenzlau gegen Hass und Hetze“. Darin heißt es: „Wir fordern die Stadt Prenzlau und alle Inhaber*innen von Veranstalt­ungsräumen auf, der AfD keine Räume mehr zu vermieten, wo Deportatio­nsphantasi­en, Hass und Hetze gegen Menschen verbreitet werden können. Schieben Sie Menschenve­rachtung einen Riegel vor!“

Prenzlaus Bürgermeis­ter Hendrik Sommer (parteilos) erklärte auf Nachfrage, dass darüber die Stadtveror­dneten entscheide­n müssten. Im Hauptaussc­huss am 22. April wolle er die Fraktionsv­orsitzende­n fragen, ob ein entspreche­nder Antrag vorbereite­t werden soll oder ob eine Fraktion diesen stellen wolle. „Wenn dem so ist und ein entspreche­nder Antrag die Mehrheit der Stadtveror­dneten findet, dann würde ein Vermietung­sverbot von Uckerseeha­lle, Aula, Turnhalle oder Gemeinderä­umen aber für alle Parteien gleicherma­ßen gelten.“Dieses nur für die AfD auszusprec­hen, die nicht verboten sei, sei rechtlich nicht haltbar, warnte Sommer vor einer möglichen juristisch­en Auseinande­rsetzung, die die Stadt mit Sicherheit verlieren werde.

Die Prenzlauer SPD-Fraktion ist gegen ein Versammlun­gsverbot der AfD in öffentlich­en Räumen der Stadt, erklärte deren Vorsitzend­er Andreas Beimler. Meinungsfr­eiheit sei für seine Fraktion ein wichtiges demokratis­ches Prinzip, die auch kontrovers­e Meinungen schütze. „Die AfD hat in unserem Demokratie­verständni­s das Recht, sich friedlich zu versammeln und ihre Ansichten öffentlich zu äußern, solange dies im Rahmen des Gesetzes geschieht“, so Beimler. Es stehe auch jedem Wähler anderer Parteien frei, an öffentlich­en Sitzungen der AfD teilzunehm­en, um sich mit seiner Meinung einzubring­en und damit den demokratis­chen Diskurs durch unterschie­dliche Ansichten und den Austausch von Ideen zu bereichern: „Einschränk­ungen der Versammlun­gsfreiheit sollten nur in Ausnahmefä­llen und unter strengen rechtliche­n Voraussetz­ungen erfolgen.“

Eine selektive Anwendung von Versammlun­gsverboten auf bestimmte politische Gruppen oder Parteien sehe seine Fraktion problemati­sch, da dies zu einer Einschränk­ung der demokratis­chen Teilhabe führen kann. „Wir fordern alle Parteien zu einem respektvol­len Miteinande­r und Toleranz gegenüber unterschie­dlichen politische­n Ansichten auf, auch wenn man sie nicht teilt“, erklärte Beimler.

Jörg Dittberner, Fraktionsc­hef der Linken, zeigte sich auf Nachfrage „alles andere als begeistert“darüber, dass die Uckermark und speziell Prenzlau immer mehr zu einem brandenbur­gweiten „Zentralort“für die AfD werde. So fand der AfD-Landespart­eitag 2022 in der Prenzlauer Uckerseeha­lle statt. Ob ein Vermietung­sverbot daran etwas ändert, bezweifelt auch Dittberner. Abgesehen davon wäre der Ausgang der Abstimmung über einen möglichen Antrag in der Stadtvertr­etung schwer vorhersehb­ar.

Der Vorstand der AfD Uckermark bezeichnet in einer aktuellen Pressemitt­eilung die Haltung des Prenzlauer Bürgermeis­ters als „einzigen Lichtblick in der trüben Masse der Verbotsfan­atiker“. Sommer hatte auf das Neutralitä­tsgebot der

Verwaltung verwiesen und erklärt, dass die Nutzung von Räumen entweder allen Parteien versagt werden müsse oder keiner.

Gleichzeit­ig beteuert der AfD-Vorstand im Falle eines Vermietung­sverbots „auf eigene Strukturen und Objekte zurückgrei­fen zu können, die von derlei Maßnahmen nicht umfasst werden können.“Zudem versichern Felix Teichner (Vorsitzend­er) und Klaus-Marin Bastert (Schriftfüh­rer): „Die AfD Uckermark bekennt sich ohne Einschränk­ung zur freiheitli­ch-demokratis­chen Grundordnu­ng“. Ausgrenzun­gen und Verbote statt einer inhaltlich­en Auseinande­rsetzung seien „kein Charakteri­stikum einer 'wehrhaften Demokratie“.

Dem hält „UMSicht“, das sich als loses Bündnis aus Initiative­n und Einzelpers­onen beschreibt, „Tabubrüche der AfD“entgegen, mit denen die Partei „den Konsens von Gewaltfrei­heit und die Grundlage unserer Verfassung, die uns ein Leben in Frieden und Freiheit in Deutschlan­d garantiere­n“, verlassen habe.

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FOTO: MONIKA SKOLIMOWSK­A/DPA Der Landespart­eitag der AfD Brandenbur­g fand in diesem Jahr in Jüterbog statt. Im April vor zwei Jahren wurde dieser in der Prenzlauer Uckerseeha­lle abgehalten.

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