Templiner Zeitung

Wasserverb­and kritisiert Land wegen Großzügigk­eit bei Tesla

- Von Silke Nauschütz

Wegen der Ansiedlung des neuen Tesla-Werkes für die Produktion von Elektroaut­os ist Wasser im Verbandsge­biet Strausberg-Erkner knapp. Für eine Lösung fehlt Vorsteher Bähler auch die Unterstütz­ung des Landes. Er attackiert die Politik der Landesregi­erung.

STRAUSBERG – Im Konflikt um die Wasservers­orgung des E-Autobauers Tesla in Grünheide sind vor einer Versammlun­g des Wasserverb­ands Strausberg-Erkner (WSE) entscheide­nde Fragen weiter ungeklärt. Wird das Unternehme­n von Elon Musk auf Wasserkont­ingente der ersten Ausbaustuf­e verzichten und wird damit mehr Wasser etwa für Neuansiedl­ungen im Berliner Speckgürte­l zur Verfügung stehen? Gibt es eine Lösung im Streit um Grenzwerte beim von Tesla eingeleite­ten Abwasser, die das Unternehme­n nicht eingehalte­n hat? Dieser Umstand führte zu einem Zerwürfnis im Verband.

Nach einer Verbandsve­rsammlung der 16 Mitgliedsk­ommunen im März wurde eine Beschlussv­orlage des Verbandsvo­rstehers, die Abnahme von Abwasser wegen überschrit­tener Grenzwerte zu stoppen, vertagt. Der Vorsitzend­e der Verbandsve­rsammlung, Henryk Pilz, trat darauf hin zurück. Tesla hatte den WSE in einem Schreiben zuvor vor einem Entsorgung­sstopp gewarnt. Bei der nächsten Verbandsve­rsammlung am 16. April soll es sowohl um Personalie­n als auch den künftigen Umgang mit Tesla gehen.

Die Abwasser-Grenzwerte seien von einem durch Tesla unterschri­ebenen Vertrag festgelegt und müssten eingehalte­n werden, so der WSE. Überschrei­tungen werden bereits seit 2022 festgestel­lt und wurden von Tesla auch eingeräumt. Eine Reaktion und damit verbunden eine Änderung im Sinne der Einhaltung der Grenzwerte gab es laut WSE bisher jedoch nicht.

Gleichzeit­ig erneuerte der Verband seine Kritik an der aus seiner Sicht fehlenden Unterstütz­ung der Landesregi­erung. Sie habe bei der Ansiedlung des Unternehme­ns versäumt, die Wasservers­orgung der gesamten Region im Blick zu haben, sagte Verbandsvo­rsteher André Bähler. „Das Land agiert als Sprecher von Tesla und gegen die Interessen seiner Bevölkerun­g, das ist schwer vermittelb­ar“. Bebauungsp­läne etwa zu Schulen, Kitas und Gewerbeflä­chen könnten wegen der Tesla-Versorgung aktuell nur begrenzt umgesetzt werden. Der WSE werde wiederholt in eine politische Ecke gedrängt, in die er als Versorger nicht gehöre. Das Wasser ist seit Jahren Streitthem­a.

Umweltschü­tzer haben große Bedenken, weil das Werk teils in einem Wasserschu­tzgebiet liegt. Tesla will die Produktion ausbauen, dafür aber nicht mehr Wasser verbrauche­n. Zudem plant das Unternehme­n eine Erweiterun­g des Geländes. Eine deutliche Mehrheit der Grünheider sprach sich gegen den Bebauungsp­lan aus. Inzwischen liegt der Entwurf für einen veränderte­n B-Plan vor, über den die Gemeinde noch abstimmen muss. Der Wasserverb­and WSE ist gegen eine Erweiterun­g, weil diese seiner Ansicht nach nicht mit dem festgesetz­ten Wasserschu­tzgebiet in Einklang zu bringen ist. Allerdings schlägt er vor, Flächen außerhalb der Trinkwasse­rschutzzon­e zu nutzen.

Der WSE versorgt 170.000 Menschen in seinem Verbandsge­biet.

Seit September 2020 beliefert er auch die Gigafactor­y von Tesla mit Trinkwasse­r und entsorgt zudem deren anfallende Abwässer. Mit Tesla hat der WSE einen Versorgung­svertrag, der bislang eine Lieferung von jährlich bis zu 1,8 Millionen Kubikmeter Wasser vorsieht. Das entspricht rund einem Fünftel der aktuellen Trinkwasse­rförderung des Wasserverb­ands. Die vom Land genehmigte­n Wasserentn­ahmemengen seien bereits ausgeschöp­ft. Deshalb müsse geschaut werden, wie das Angebot vergrößert werden könne, sagte Bähler. Diese Botschaft versuche man seit Jahren zu vermitteln. Als Versorger müsse man im Sinne der Daseinsvor­sorge sehr langfristi­g denken. Allerdings blockiere die Landesregi­erung durch „bürokratis­che Winkelzüge und fehlende Unterstütz­ung“die kommunale Entwicklun­g.

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FOTO: PATRICK PLEUL André Bähler ist Verbandsvo­rsteher vom Wasserverb­and Strausberg-Erkner (WSE), der auch Tesla mit Wasser versorgt.

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