Templiner Zeitung

Gärtner können neuen Urin-Dünger testen

- Von Anja Sokolow

Menschlich­er Urin enthält viele Nährstoffe, die aber meist die Toilette hinunterge­spült werden. Wissenscha­ftler haben einen Dünger aus künstliche­m Urin entwickelt, den Gärtner jetzt bei sich testen können.

MÜNCHEBERG – Wissenscha­ftlerinnen und Wissenscha­ftler aus dem Land Brandenbur­g suchen zurzeit Gärtnerinn­en und Gärtner aus ganz Deutschlan­d, die den Einsatz eines neuartigen Düngers aus künstliche­m Urin testen wollen. Ziel des Projekts sei es, die Akzeptanz und Wirkung von urinbasier­ten Recyclingd­üngern zu erforschen, sagte Felix Zoll vom Leibniz-Zentrum für Agrarlands­chaftsfors­chung (ZALF) in Müncheberg auf Anfrage. Der Dünger stamme aus einem Projekt des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrtf­orschung (DLR). Dieses hat ein spezielles Verfahren für das Leben im All entwickelt, mit dem Urin in einen schadstoff- und keimfreien, sicheren Recyclingd­ünger umgewandel­t werden kann.

Wissenscha­ftler Zoll zufolge stehen aktuell insgesamt etwa zwei Kubikmeter Dünger zur Verfügung, der kostenlos an 100 Gartenfreu­nde verteilt werden soll. „Das können Kleingärtn­er, Gemeinscha­ftsgärtner, aber auch Schulgärte­n sein“, sagte er. Benötigt werde für die Nutzung des neuen Düngers lediglich eine Fläche von jeweils etwa zwei Quadratmet­ern.

Im Vorgängerp­rojekt „urban cycles“in Berliner Gemeinscha­ftsgärten seien mit dem Dünger bereits vielverspr­echende Ergebnisse erzielt worden. Nun solle es Gärtnern aus ganz Deutschlan­d möglich sein, sich von der Wirkung des Düngers zu überzeugen. Das Vorhaben ist ein gemeinsame­s Projekt von ZALF und dem Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanz­enforschun­g (IGZ) in Großbeeren.

Menschlich­er Urin enthält in der Regel viele Nährstoffe wie Stickstoff und Phosphor, die verloren gehen, indem wir sie die Toilette heruntersp­ülen. Durch Recyclingd­ünger könnten diese Nährstoffe hingegen zurück in den Kreislauf gebracht werden. In Deutschlan­d stehen dem aber noch rechtliche Hinderniss­e im Weg. In der Schweiz, in Österreich und Liechtenst­ein hingegen sei ein Dünger auf Urinbasis bereits zugelassen, erklärte Florian Schühle vom IGZ.

Interessie­rte Gärtnerinn­en und Gärtner können sich noch bis Ende April für die Teilnahme an dem Projekt anmelden.

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FOTO: KIRA HOFMANN Gesucht werden Pflanzenfr­eunde, die in ihren Gärten Dünger aus menschlich­em Urin ausprobier­en wollen.

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