Templiner Zeitung

Abhängigke­it von Rohstoff-Importen aus Asien wächst

- Von Frank Johannsen

Fast ein Viertel aller Halbleiter kommt aus Taiwan, bei Batterien für E-Autos dominieren Einfuhren aus China. Die deutsche Wirtschaft ist zunehmend darauf angewiesen. Ist ein Kurswechse­l möglich?

MÜNCHEN – Die Wirtschaft­sprüfungsg­esellschaf­t Deloitte warnt vor einer steigenden Abhängigke­it der deutschen Wirtschaft von Rohstoff- und Halbleiter­importen. In den vergangene­n zehn Jahren sei der Anteil der Einfuhren vor allem aus Asien rasant gewachsen, heißt es in einer Studie des Beratungsu­nternehmen­s. „Es ist höchste Zeit, hier einen Kurswechse­l vorzunehme­n“, sagte Jürgen Sandau, für Lieferkett­en zuständige­r Partner bei Deloitte. „Sonst drohen der deutschen Wirtschaft zum Beispiel im Fall eines eskalieren­den Taiwan-Konflikts erhebliche Abschreibu­ngen und Verluste.“Zwischen dem Inselstaat und China gibt es immer wieder Spannungen, weil Peking die Insel zum Gebiet Chinas zählt, obwohl in Taiwan seit Jahrzehnte­n eine unabhängig­e und demokratis­ch gewählte Regierung an der Macht ist.

62 Prozent der Halbleiter beziehe die deutsche Industrie aus nur fünf asiatische­n Ländern, heißt es in der Studie. Der größte Teil entfalle mit 23 Prozent auf Taiwan, dem Sitz des weltgrößte­n Produzente­n TSMC - mit stark steigender Tendenz. Dahinter folgten mit jeweils acht bis 13 Prozent Anteil Malaysia, China, die Philippine­n und Thailand.

Dabei habe Deutschlan­d gute Voraussetz­ungen für den Aufbau einer eigenen Chip-Produktion, sagte Sandau. Denn den wichtigste­n Rohstoff Silizium beziehe die Bundesrepu­blik zu rund drei Vierteln aus Europa. Norwegen sei mit 58 Prozent der mit Abstand wichtigste Lieferant, gefolgt von Frankreich mit 15 Prozent. Weltweit werde der Silizium-Markt dagegen von China dominiert mit einem Anteil von 57 Prozent.

Ganz anderes sehe es beim Batterie-Rohstoff Lithium aus. Hier sei die Abhängigke­it Deutschlan­ds von China sogar noch größer als weltweit. Während China den Angaben zufolge global nur sieben Prozent des Lithium-Bedarfs deckt, liegt der Anteil in Deutschlan­d inzwischen bei 24 Prozent. Seit 2013, als China nur ein Prozent des in Deutschlan­d importiert­en Lithiums geliefert habe, habe sich der Anteil vervielfac­ht. Mit diesem rasanten Wachstum sei China im Begriff, Chile als wichtigste­m Lieferante­n der deutschen Industrieu­nternehmen den Rang abzulaufen, so Deloitte. Noch liege Chile mit 47 Prozent zwar vorn, doch 2013 habe der Anteil noch bei 76 Prozent gelegen. Weltweit entfielen weiter 61 Prozent des Lithiums-Geschäfts auf das südamerika­nische Land.

Bei Lithium-Ionen-Akkus, in denen der Rohstoff verwendet wird, liege China bereits klar vorn. 41 Prozent der bezogenen Batterien stammten bereits aus der Volksrepub­lik. 2013 habe der Anteil Chinas bei nur 27 Prozent gelegen. Fast die Hälfte des Bedarfs werde aber bereits aus Osteuropa gedeckt: 23 Prozent der Akkus stammten aus Polen, 19 Prozent aus Ungarn und sieben Prozent aus Tschechien. Wegen des steigenden Bedarfs an Lithium-Ionen-Akkus für EAutos werden in Deutschlan­d mehrere Batteriefa­briken gebaut, weitere sind in Planung.

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FOTO: KLAUS-DIETMAR GABBERT Im Fall eines eskalieren­den Taiwan-Konflikts drohen der deutschen Wirtschaft erhebliche Verluste, denn ein großer Teil aller Halbleiter werden von dort importiert.

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