Templiner Zeitung

Auf Juracks Spuren: DHB-Frauen kämpfen um Riesentrau­m Olympia Schweriner Volleyball­erinnen verlieren Konkurrent­en in der Bundesliga

- Von Moritz Löhr

Deutschlan­ds Handballer­innen spielen um die erste Olympia-Teilnahme seit 16 Jahren. Für Emily Bölk und Co. steht mehr als „nur“das Ticket auf dem Spiel.

NEU-ULM – Olympia. Allein der Gedanke an die riesige Bühne im Zeichen der fünf Ringe bringt Emily Bölks Stimme ins Stocken. „Bei all den Geschichte­n, die ich von Freunden oder meiner Mom im Speziellen immer höre, da kriege ich echt einen Kloß im Hals“, sagte Deutschlan­ds derzeit bekanntest­e Handballer­in. „Es ist einfach ein Riesentrau­m, der jetzt so greifbar ist.“

Bei einem Viererturn­ier in Neu-Ulm kämpft das Team von Bundestrai­ner Markus Gaugisch um eines von zwei zu vergebenen Tickets für die Sommerspie­le in Paris. Der Auswahl des Deutschen Handballbu­ndes (DHB) winkt die erste Olympia-Teilnahme seit 16 Jahren. Nicht nur Bölk weiß vor dem Auftakt morgen gegen Slowenien (17.45 Uhr/Sport1): Es wird höchste Zeit, allerdings müssen die DHB-Frauen dafür ihr Nervenkost­üm im Griff behalten. Die weiteren Gegner am Wochenende sind Montenegro und Außenseite­r Paraguay.

„Wir haben sehr gute Chancen, das Olympia-Ticket zu lösen. Es ist aber auch eine Frage des Kopfes. Wenn man auf dem Papier besser ist, macht es die Aufgabe umso schwerer“, warnte Deutschlan­ds frühere Weltklasse­Handballer­in Grit Jurack. Anders als bei manch anderen wegweisend­en Partien in der

Vergangenh­eit dürfe keine Blockade im Kopf entstehen: „Ich wünsche dem Team, dass es frei spielen kann“, sagte Jurack.

Die Rekordnati­onalspiele­rin zählt zum bislang letzten deutschen Frauen-Team, das sich 2008 in Peking für Sommerspie­le qualif izieren konnte. Die Teilnahmen in China sowie in Atlanta 1996 sieht Jurack als Highlights ihrer Nationalma­nnschaftsk­arriere, sie ordnet die olympische­n Erlebnisse sogar „viel, viel höher“als ihre beiden WM-Bronzemeda­illen von 2007 und 1997 ein. Olympia sei „einfach unbeschrei­blich“, sagte die heute 46-Jährige: „Da kriege ich jetzt noch Gänsehaut.“

Tatsächlic­h sind Olympische Sommerspie­le das Nonplusult­ra für diesen Sport. Eine Doppel-Teilnahme mit den bereits qualifizie­rten

Männern von Bundestrai­ner Alfred Gislason wie zuletzt vor 16 Jahren hätte eine Sogwirkung und würde spätestens im Sommer viel Aufmerksam­keit auf das Gaugisch-Team lenken. Scheitert die favorisier­te deutsche Mannschaft allerdings, läge dies wie ein Schatten auf der Spielerinn­en-Generation um Bölk, der ein Ausnahmeer­gebnis bislang fehlt.

„Wir werden uns zerreißen, egal wer letztlich auf der Platte steht, weil wir ein ganz großes, ganz klares Ziel vor Augen haben“, versprach Bölk mit leuchtende­n Augen. Nicht zuletzt der Rekordsieg bei der Generalpro­be gegen Israel am Sonntag (46:9) zum Abschluss der EM-Qualifikat­ion bescherte dem DHBTeam viel Selbstvert­rauen. Ob die am Sprunggele­nk verletzte Spielmache­rin Alina Grijseels zum Einsatz kommen kann, kurzfristi­g.

„Solche Verletzung­en brauchen Zeit. Wir schauen von Tag zu Tag. Es wird besser, aber ob es reichen wird, können wir erst am Donnerstag abschätzen“, sagte Bundestrai­ner Gaugisch gestern. Bölk meinte: „Wir hoffen alle, dass sie rechtzeiti­g fit wird.“

Wie es auch kommt: Jurack ist zuversicht­lich. Die frühere Rückraumsp­ielerin sieht im deutschen Team immens viel Potenzial, allerdings müsse sich der „Knoten lösen“, sagte die 306-malige Nationalsp­ielerin. „Das Problem ist seit Jahren, dass wir in Deutschlan­d immer sagen, jetzt sind wir dran – und dann hat es knapp nicht gereicht.“

Mit diesen Zeiten wollen Bölk und Co. endlich abschließe­n. entscheide­t sich

SCHWERIN – Die Volleyball­erinnen des SSC Palmberg Schwerin verlieren in der kommenden Spielzeit einen langjährig­en Konkurrent­en. Wie die Volleyball-Bundesliga gestern mitteilte, haben die Roten Raben Vilsbiburg für die Saison 2024/25 keinen Lizenzantr­ag für die höchste deutsche Spielklass­e gestellt. Gegen das Team aus Niederbaye­rn gewannen die Schweriner­innen 2006 und 2009 die deutsche Meistersch­aft. Als Grund für das Ausscheide­n nennen die Vilsbiburg­er Verantwort­lichen die aktuellen wirtschaft­lichen Rahmenbedi­ngungen, die es ihnen nicht erlauben, einen perspektiv­isch erfolgreic­hen Spielbetri­eb mit sportlich konkurrenz­fähigem Kader in der Bundesliga zu organisier­en. Die Raben gewannen 2008 (gegen Dresden) und 2010 (gegen Wiesbaden) den Titel. (dpa)

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FOTO: UWE ANSPACH/DPA Emily Bölk (am Ball) möchte sich mit ihrem Team den Traum von Olympia erfüllen.

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