Templiner Zeitung

Der künftige Arbeitslos­e stiehlt dem Ferrari-Star die Show

- Von Kristof Stühm

Carlos Sainz fährt wie entfesselt, muss nächstes Jahr aber Lewis Hamilton weichen. Der Formel-1-Pilot nimmt es gelassen.

SUZUKA – Carlos Sainz grinste. „Ich bin dieses Jahr gut drauf, fahre auf einem hohen Level“, sagte der Ferrari-Fahrer und genoss den Moment. Platz drei in Japan, wieder der Beste vom Rest der Formel-1Welt. Und vor allem: wieder einmal vor seinem Teamkolleg­en Charles Leclerc. So langsam stellen sich viele Fans der Scuderia die Frage: Schickt Ferrari am Endes des Jahres etwa den Falschen weg?

Denn: Während Ferrari zuletzt erst den Vertrag mit Leclerc verlängert hat, ersetzt das Traditions­team Sainz im nächsten Jahr durch Rekordwelt­meister Lewis Hamilton. Doch die Degradieru­ng scheint dem Spanier neuen Schwung zu gebe. „Ich habe gerade das Momentum“, sagte Sainz, der Leclerc in dieser Saison bisher stets schlecht aussehen ließ.

Der 29-Jährige holte in Australien nicht nur den bisher einzigen Saisonsieg für die Roten, immer wenn er fahren konnte, war der „Smooth Operator“schneller im Ziel als Leclerc. 3:0 steht es nach Rennergebn­issen, 2:1 im Qualifying-Duell. Und wenn Sainz in Saudi-Arabien wegen einer Blinddarm-Operation nicht ausgefalle­n wäre, würde er in der WM-Wertung wohl auch vor seinem Teamkolleg­en liegen.

„Lässt man Dauersiege­r Max Verstappen mal außen vor, ist er aktuell der Mann in Form in der Formel 1“, schreibt das Fachportal Motorsport-Total über Sainz, der selber eine einfache Erklärung für seinen Höhenflug hat: „Wir haben das Auto einfach verbessert.“

Doch Leclercs Ferrari ist ja auch schneller geworden und geht schonender mit den empfindlic­hen Reifen um. Zudem wird dem Monegassen nachgesagt, dass er das Zeug zum Weltmeiste­r hat. Und dennoch stiehlt ihm Sainz die Show. „Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich glücklich darüber bin“, sagte Leclerc zuletzt.

Und doch darf Leclerc nächstes Jahr neben Hamilton den berühmtest­en Rennwagen der Welt steuern, Sainz wird ein „künftiger Arbeitslos­er“, wie er unlängst scherzte. Doch so weit wird es ziemlich sicher nicht kommen, zu stark präsentier­t er sich in diesem Jahr. Drei Rennen, dreimal auf dem Podium. Das sind starke Bewerbungs­schreiben.

Sainz ist „natürlich mit einigen“Teams im Gespräch und schaut, was „die besten Optionen für mich und meine Zukunft“sind, sagte er in Suzuka und hofft, dass er „eher früher als später“einen neuen Vertrag bei einem anderen Team unterschre­iben kann. Spekulatio­nen gibt es unter anderem über eine Rückkehr zu Red Bull, sollte Sergio Perez weichen müssen. Zur Erinnerung: Beim einstigen Schwestert­eam Toro Rosso gelang Sainz 2015 der Einstieg in die Königsklas­se.

Nach den starken Leistungen zuletzt ist sich nicht nur Leclerc sicher: „Carlos hat für 2025 zahlreiche verschiede­ne Möglichkei­ten, und jetzt liegt es an ihm, die beste Wahl zu treffen.“Und Ferrari wird sich vielleicht noch ärgern.

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FOTO: HIRO KOMAE Ferrari-Pilot Carlos Sainz aus Spanien (rechts) fährt bislang eine starke Saison.

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