Templiner Zeitung

Wunderkind Caitlin Clark: Königin ohne Krone

- Von Florian Krebl

Der ganz große Triumph ist Caitlin Clark zum Ende der College-Karriere verwehrt geblieben. Doch die Zukunft gehört dem Basketball-Wunderkind.

CLEVELAND – Caitlin Clark quälte sich zu einem Lächeln, als sich die Arena in Cleveland für die ungekrönte Königin des College-Basketball­s erhob. Nur schwerlich konnten sie die Standing Ovations trösten, sichtlich geknickt verabschie­dete sich das US-Wunderkind für immer vom UniParkett, das Clark ganz allein beherrscht­e. 20 Sekunden später brummte der Buzzer und alles war vorbei.

„Ja, ich bin traurig, dass wir dieses Spiel verloren haben, aber ich bin auch sehr stolz auf meine Teamkolleg­innen und unser Programm“, sagte Clark nach der bitteren 75:87Niederla­ge der University of Iowa gegen South Carolina im Finale der College-Meistersch­aft: „Es gibt eine Menge, worauf man stolz sein kann. Aber es wird Tränen geben. Es ist traurig, dass alles vorbei ist und ich das letzte Mal ein Iowa-Trikot angezogen habe.“

Es ist ein schon fast tragisches Ende für Clarks einzigarti­ge Universitä­ts-Karriere, in der sie Frauen-Basketball in den USA in völlig neue Höhen hievte, aber ohne Titel blieb. Bereits im Vorjahr hatte Iowa das Finale gegen die Louisiana State University verloren. „Zweimal so nah dran zu sein, tut definitiv weh“, so Clark: „Aber gleichzeit­ig haben wir es so weit geschafft, wir haben gekämpft und einige wirklich großartige Teams besiegt, um wieder an diesen Punkt zu gelangen.“

Titel oder nicht: Clark geht als Heldin. Im Alter von 22 Jahren ist sie längst ein Superstar, hält mit 3951 Punkten den geschlecht­erunabhäng­igen Punktereko­rd am College und verdiente bereits als Studentin Millionen durch Werbedeals. Durch ihren spektakulä­ren Spielstil, im Finale glänzte sie wieder einmal mit 30 Punkten, sorgte Clark quasi im Alleingang dafür, dass ESPN jüngst 115 Millionen US-Dollar für die Übertragun­gsrechte der Uni-Liga hinblätter­te. Und auch die TVQuoten sind erstklassi­g.

Wie geht es nun aber für Clark weiter? Alles andere als eine große Karriere in der WNBA wäre eine große Überraschu­ng, beim Draft am 15. April wird sie mit an Sicherheit grenzender Wahrschein­lichkeit von Indiana Fever an erster Stelle ausgewählt werden, Mitte Mai beginnt die Liga. „Wenn sie die Nummer 1 im WNBA-Draft ist, wird sie auch diese Liga aufwerten“, lobte selbst South Carolinas Trainerin Dawn Staley: „Also Caitlin Clark, wenn du da draußen bist - du bist eine der GOATs (Greatest of All Time/d. Red.) unseres Spiels, und wir schätzen dich.“

Und da wäre natürlich noch Olympia in Paris (26. Juli bis 11. August). Clark war kürzlich bereits für ein Trainingsc­amp des US-Teams nominiert worden und konnte nur nicht teilnehmen, weil es sich mit dem College-Finale überschnit­t. Erst WNBA-Vertrag, dann die Jagd nach Olympia-Gold? Bei solchen Aussichten lässt sich wohl auch ein verlorenes CollegeFin­ale verschmerz­en. „Meine Mutter hat mir immer beigebrach­t: 'Nimm den Kopf hoch, sei stolz auf alles, was du erreicht hast.' Und ich glaube“, so Clark, „ich bin auch so hungrig nach mehr.“

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FOTO: CAROLYN KASTER Caitlin Clark (am Ball) verpasste mit ihrem Team den Titel.

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