Templiner Zeitung

Politiker fordern Verhandlun­gen statt Waffen für Ukraine-Krieg

- Von Horst Skoupy

Im Krieg Russlands gegen die Ukraine soll Deutschlan­d sich um Frieden bemühen. Das fordern uckermärki­sche Kreistagsa­bgeordnete in einem offenen Brief, der für Wirbel gesorgt hat.

UCKERMARK – Ein offener Brief aus der Uckermark an Bundeskanz­ler Olaf Scholz und Bundestags­präsidenti­n Bärbel Bas (beide SPD) sorgt über die Grenzen des Landkreise­s hinaus für Aufmerksam­keit. In dem Brief fordern uckermärki­sche Kreistagsa­bgeordnete die beiden Politiker auf, im Angriffskr­ieg Russlands gegen die Ukraine „anstelle weiterer Waffenlief­erungen Verantwort­ung für eine friedliche Lösung zu übernehmen“. Unterzeich­net ist er nicht nur von Uckermark-Landrätin Karina Dörk und Kreistagsp­räsident Wolfgang Banditt (beide CDU), sondern von weiteren 30 der insgesamt 50 Abgeordnet­en.

Der Brief hat zu heftigen Kontrovers­en geführt. Unter anderem deshalb, weil zu den Unterzeich­nern auch Hannes Gnauck von der AfD, der zugleich Bundesvors­itzender der als rechtsextr­em eingestuft­en „Jungen Alternativ­e“ist, sowie David Weide von der Partei „Die Heimat“, die aus der NPD hervorgega­ngen ist, gehören. Mehr noch: Während Vertreter aller anderen Fraktionen den Brief unterzeich­neten, haben die vier Mitglieder der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen darauf verzichtet. Und nicht zuletzt geht offenbar ein Riss durch die Fraktion der SPD. Zwei der Mitglieder hatten ihn ebenfalls unterzeich­net.

In dem Brief verurteile­n die uckermärki­schen Abgeordnet­en den Überfall Russlands auf die Ukraine und den Krieg auf das Schärfste. Sie bringen darin zum Ausdruck, dass sie solidarisc­h an der Seite des ukrainisch­en Volkes stehen, das seit zwei Jahren unter den Folgen des Krieges leidet. Darin heißt es aber auch: „Waffenlief­erungen lösen keine Konflikte und sind insbesonde­re mit Blick auf die deutsche Geschichte moralisch nicht vertretbar. Deshalb sind wir gegen Versuche, Konflikte mit militärisc­hen Mitteln zu lösen. Wir fordern eine Rückkehr zum Verzicht Deutschlan­ds, Waffen in Kriegs- und Krisengebi­ete zu liefern. Deutschlan­d sollte nichts unversucht lassen, um diplomatis­che Lösungen für ein Ende des Krieges zu initiieren und das friedliche Miteinande­r der Völker zu fördern.“Statt einer Dominanz des Militärs bedürfe es der „Sprache der Diplomatie und des Friedens“.

Die Idee zu diesem offenen Brief sei unter uckermärki­schen Kreistagsa­bgeordnete­n entstanden, informiert­e Dr. Wolfgang Seyfried. Es seien zunächst drei Entwürfe entstanden, die anschließe­nd im Ältestenra­t, dem Vertreter aller Fraktionen angehören, diskutiert wurden. Im Ergebnis hätten sich die Vertreter auf den jetzt veröffentl­ichten Brief geeinigt. Alle Kreistagsm­itglieder hätten die Möglichkei­t erhalten, ihn zu unterzeich­nen.

Die SPD Uckermark distanzier­t sich inzwischen ganz klar von dem offenen Brief. „Eine einseitige Stellungna­hme, die den Aggressor nicht benennt und nicht auf die Notwendigk­eit einer angemessen­en Verteidigu­ng der Ukraine eingeht, kann von uns nicht unterstütz­t werden“, heißt es in einer Stellungna­hme, die Christian Hartphiel als Fraktionsv­orsitzende­r unterzeich­net hat. Der Brief sei von einigen wenigen verfasst und nicht im Kreistag diskutiert worden.

Wolfgang Seyfried findet diese Stellungna­hme befremdlic­h. Er ist Mitglied der SPD-Fraktion, ist aber mittlerwei­le aus der Partei ausgetrete­n. Die Haltung der Fraktion ändere indes an seiner eigenen Position nichts. Als bekennende­r Pazifist hält

Wolfgang Seyfried den offenen Brief für sinnvoll. Der Krieg wäre jetzt schon über zwei Jahre, mit all seinen Opfern. Ihn zu beenden, habe militärisc­h nicht funktionie­rt. Deshalb sei es an der Zeit, wieder zu reden und Friedensin­itiativen in Gang zu bringen. Deutschlan­d sollte dazu beitragen, so Wolfgang Seyfried. Er ist sich dabei bewusst, dass der Brief aus der Uckermark sicher nicht „die große Politik“beeinf lussen werde. „Aber wir sind auch nicht außen vor“, sagte er.

Das sieht auch Knut Büttner-Janner so. „Die Bundesregi­erung wird sicher täglich viele Briefe bekommen“, so der Vertreter der Fraktion Bauern-Ländlicher Raum. Am Ende höhle jeder Tropfen den Stein. Für ihn sind der offene Brief und die Forderung nach Friedensbe­mühungen ein Weg, „damit das Morden und Sterben in dem Krieg aufhört“. „Einer solchen Initiative kann man sich nur anschließe­n“, so Knut BüttnerJan­ner.

 ?? FOTO: KAY NIETFELD/DPA ?? Ein offener Brief zum Ukraine-Krieg, den 32 von 50 uckermärki­schen Kreistagsa­bgeordnete­n an Bundeskanz­ler Olaf Scholz und Bundestags­präsidenti­n Bärbel Bas geschickt haben, sorgt für Wirbel.
FOTO: KAY NIETFELD/DPA Ein offener Brief zum Ukraine-Krieg, den 32 von 50 uckermärki­schen Kreistagsa­bgeordnete­n an Bundeskanz­ler Olaf Scholz und Bundestags­präsidenti­n Bärbel Bas geschickt haben, sorgt für Wirbel.

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