Mit 160 km/h von Berlin nach Stettin
Ab dem 12. April ist der Bahnübergang in Passow gesperrt. Dieser ist Bestandteil des letzten Bauabschnitts, um die Strecke zwischen Angermünde und der Bundesgrenze in Richtung Stettin für die Zukunft fit zu machen.
PASSOW – Die Arbeiten an der Ausbaustrecke der Bahnlinie Angermünde – Stettin werden fortgesetzt. Deshalb wird der Bahnübergang Passow an der Kreisstraße 7312 vom 12. bis 14. April gesperrt. Damit geht der Ausbau der Bahnstrecke, die den Bund 380 Millionen Euro kostet, in ihren letzten Bauabschnitt.
„Die 49 Kilometer lange Strecke zwischen Angermünde und der Bundesgrenze in Richtung Stettin wird fit für die Zukunft gemacht“, bewirbt die Bahn vollmundig ihr Vorhaben. Doch die Arbeiten sind lang ersehnt und längst überfällig. Die Region hat bis heute an den Folgen des Zweiten Weltkrieges zu leiden. Denn nach Kriegsende musste das zweite Gleis auf dieser Strecke als Reparationszahlung an die Sowjetunion abgebaut werden. Die Bahn dümpelt hier vor sich hin. Einwohner fühlen sich abgehängt.
Damit soll nun Schluss sein. Entlang des 30 Kilometer langen Abschnitts zwischen Passow und der deutsch-polnischen Grenze ist der Neubau eines zweiten Gleises sowie der Oberleitung vorgesehen. Die vorhandenen Bahnanlagen werden erneuert und die vier Stationen in Schönow, Casekow, Petershagen und Tantow modernisiert. Der erste Bauabschnitt verläuft zwischen Angermünde und Passow und ist 19 Kilometer lang. Dort wurde der Ersatzneubau der bereits vorhandenen Oberleitung in Angriff genommen. Die vorhandenen Bahnanlagen werden für höhere Geschwindigkeiten erneuert und die Station Passow modernisiert.
Außerdem sind bei Passow und Angermünde 740 Meter lange Überholgleise geplant. Für die Versorgung der Gesamtstrecke mit Bahnstrom errichten die Bauleute bei Angermünde ein Umrichterwerk. Derzeit kann die Strecke mit höchstens 120 km/h befahren werden.
Die Bahn verspricht: „Nach Abschluss der Arbeiten wird die Gesamtstrecke durchgängig mit maximal 160 km/h befahrbar sein. Die durchgehende Elektrifizierung sowie der Bau eines zweiten Gleises ermöglichen kürzere Reisezeiten, mehr Züge auf der Strecke und eine klimafreundliche Mobilität.“Damit wird endlich der Weg frei für modernes Reisen zwischen Berlin und Stettin.
Denn bisher steht Umsteigen in Angermünde auf der Tagesordnung. Viele Pendler nutzen gar Sammeltaxis von und nach Stettin. Klimafreundlich läuft hier bisher gar nichts.
Die Ausbaustrecke von Angermünde zur Grenze soll einen leistungsfähigen regionalen und überregionalen Schienenverkehr ermöglichen. Sie ist ein Teil der zwischen den Metropolregionen Berlin und Stettin verlaufenden sogenannten Stettiner Bahn. Die rund zehn Kilometer auf polnischer Seite werden parallel von der Polnischen Staatsbahnen AG geplant und gebaut.
Die Strecke ist außerdem im europäischen Eisenbahnverkehr von großer Bedeutung. Sie verbessert die Verkehrsbeziehungen zwischen Skandinavien, Zentral- und Westeuropa sowie zwischen Deutschland und Polen.
Nicht zuletzt wird die Strecke mit dem einheitlichen europäischen Zugbeeinflussungssystem ETCS (European Train Control System) ausgestattet. Es steigert die Zuverlässigkeit und Kapazität im grenzüberschreitenden Bahnbetrieb.
Die Baufahrzeuge und das Material stehen schon am Bahnhof Passow bereit. Während der dreitägigen Sperrung wird eine Umleitung ausgeschildert, sie führt über die B 166. Die Zufahrt bis zum Bahnübergang bleibt frei.