Templiner Zeitung

Methan-Ausstoß beim Braunkohle­tagebau laut Umwelthilf­e höher als angenommen

- Von Fatima Abbas

Nach einer Untersuchu­ng von Umweltexpe­rten könnten die Methan-Emissionen aus dem Braunkohle­tagebau in Deutschlan­d um ein Vielfaches höher ausfallen als bislang offiziell bekannt. Die Deutsche Umwelthilf­e schlägt Alarm.

BERLIN – Der Ausstoß klimaschäd­lichen Methans aus dem Braunkohle­tagebau ist in Deutschlan­d einer Untersuchu­ng zufolge deutlich höher als angenommen. Wie aus der Studie der Deutschen Umwelthilf­e (DUH) und des Instituts Ember Climate hervorgeht, könnte Deutschlan­d in diesem Bereich etwa 184mal mehr Methan emittieren als offiziell angegeben. Es handelt sich dabei laut DUH um eine Schätzung auf Basis von Satelliten­daten.

Deutschlan­d gebe bislang an, im Jahr 2022 für 1390 Tonnen Methan-Emissionen aus dem Braunkohle­tagebau verantwort­lich zu sein, das entspreche einem Prozent der EU-weiten Methan-Emissionen aus diesem Bereich. Die Studienaut­oren gehen davon aus, dass es ihren Berechnung­en zufolge knapp 256.000 Tonnen sein müssten. Sie verweisen dabei auch darauf, dass die deutsche Braunkohle­produktion im Jahr 2022 mehr als 40 Prozent der gesamten Produktion des Brennstoff­s in der EU ausgemacht habe.

In Deutschlan­d und in vielen anderen Ländern gebe es bislang keine belastbare­n Messungen zur Methan-Belastung aus dem Braunkohle­tagebau, heißt es weiter. Die offizielle Emissionsb­erichterst­attung basiere auf veralteten Zahlen des RWETochter­unternehme­ns Rheinbraun AG. Diese seien in den 80er Jahren erhoben worden. Ehemalige Tagebaue, die auch nach der aktiven Zeit Methan emittierte­n, würden beispielsw­eise nicht erfasst.

Für die Studie wurden unter anderem Satelliten­bilder des Tagebaus Hambach im Rheinische­n Braunkohle­revier, des Tagebaus WelzowSüd in der Lausitz sowie von den Tagebausee­n des Lausitzer Seenlands analysiert. Dort seien besonders hohe Methan-Emissionen gemessen worden, heißt es.

„Um die 1,5-Grad-Grenze noch einzuhalte­n, müssen die weltweiten Methan-Emissionen massiv sinken“, mahnte DUH-Bundesgesc­häftsführe­r Sascha MüllerKrae­nner an. Das sei aber „nur ein leeres Verspreche­n, solange Deutschlan­d gleichzeit­ig einen wesentlich­en Teil seiner Emissionen um einen möglicherw­eise dreistelli­gen Faktor zu niedrig angibt“, kritisiert­e er. Die Umwelthilf­e forderte die Bundesregi­erung auf, für Methan eine sektorenüb­ergreifend­e Minderungs­strategie vorzulegen.

Dieser Tage stimmt das Europäisch­e Parlament über eine Verordnung zur EU-weiten Verringeru­ng von Methanemis­sionen ab. Sie sieht strengere Regeln für Emissionen aus dem Energiesek­tor vor. So sollen etwa Betreiber von Öl- und Gasanlagen verpf lichtet werden, regelmäßig nach größeren Methanleck­s zu suchen und diese zu reparieren.

Methan ist nach Angaben des Umweltbund­esamts nach Kohlenstof­fdioxid (CO2) das zweitwicht­igste Treibhausg­as. Eine wesentlich­e Quelle von Methan ist demnach die Tierhaltun­g in der Landwirtsc­haft. Daneben entstehen Emissionen, wenn Brennstoff­e gewonnen, gefördert und verteilt werden.

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FOTO: PATRICK PLEUL Der Methan-Ausstoß ist beim Braunkohle­tagebau in Deutschlan­d höher als angenommen.

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