Bauernmuseum bietet seit 50 Jahren viel mehr als bloße DDR-Nostalgie
Im ehemaligen Schulgebäude haben sich 3500 Zeugnisse aus mehreren Jahrzehnten angesammelt. So versetzen Brotschneidemaschine und Dreschkasten heutige Generationen ins Staunen.
UCKERMARK – Wer hat noch eine Brotschneidemaschine im Haus, wenn man das Gewünschte im Supermarkt fertig geschnitten bekommt? Die Saisoneröffnung des Bauernmuseums Wittstock war für den einen Anlass zu Nostalgie, für den anderen einfach zum Staunen. Seit inzwischen 50 Jahren werden im Wittstocker Schulgebäude Gegenstände zur Geschichte des Handwerks, der Feuerwehr, der Haus- und Landwirtschaft ausgestellt.
„Inzwischen sind es 3500 Exponate vom geschmiedeten Nagel bis zum Dreschkasten“, verwies der Vereinsvorsitzende des Heimat- und Museumsvereins Tobias Kersten auf die umfangreiche Schau. „Angefangen hat es 1974 mit einer heimatkundlichen Ausstellung im großen Klassenzimmer, die wegen des Besucherinteresses sogar noch verlängert wurde. Seit 1975 gab es die Dauerausstellung unterm Dach.“Als das Gebäude nicht mehr zu Schulzwecken genutzt wurde, sei auch die Nutzung des Hofes möglich geworden. Vor zwei Jahren wurde der dortige Sandboden zur leichteren Pflege in Rasen umgewandelt. Zwischen Dreschkästen, alten Traktoren und Pf lügen fanden sich dort am Tag der Saisoneröffnung 2024 immerhin rund 80 Gäste ein. Als besonderer Anziehungspunkt galt der Stand vom Stralsunder Zoo. Mandy Hallek und Kay Deichfischer waren mit Wüstenbussard Freya und Schneeeule Frederic gekommen.
Oskar und Marie aus Schapow wagten als erste, den Lederhandschuh anzuziehen und mit einem der Tiere auf dem Arm für ein Foto zu posieren. „Die Tiere haben Namen, weil wir sie für unsere Flugshows im Zoo direkt ansprechen müssen. Sie sind da unsere Kollegen“, erklärt Zootierpfleger Kay Deichfischer. „Das hier ist eine kleine, ruhigere Veranstaltung. Wir freuen uns, heute dabei sein zu dürfen.“
Und während draußen im Hof Kinder auf einem Traktor herumkletterten, der Gasthof „Zum Elch“aus Schapow für das leibliche Wohl sorgte, konnte auch im Haus die Runde gemacht werden. Carmen Jentsch aus Fürstenwerder bekundete, zum ersten Mal das kleine Museum zu besuchen. „Wir haben ja unsere Heimatstuben. Ich staune, dass ich hier trotzdem noch einige Sachen entdecke. Das ist hier vielleicht eine andere Art der Sammlung“, sagte sie. Aus Groß Fredenwalde hatte Elke Seifert nach Wittstock gefunden. Ihre Kollegin sei Mitglied im Museumsverein und habe sie eingeladen. „Wenn ich diese Kaffeemühlensammlung sehe, denke ich daran, wie gerne ich bei meiner Oma zum Mahlen an der Kurbel drehte.“
Auf dem keineswegs verstaubten Dachboden fanden Besucher Exponate zur Urund Frühgeschichte, zur Milchwirtschaft und zum Wäschewaschen sowie ein antik anmutendes möbliertes Wohnzimmer. Eine Mutter zeigte ihrem Sohn die in einem Küchenbüfett vorhandenen herausziehbaren Schütten, auch für diese verbanden sich damit Erinnerungen aus der Kindheit.
„Wir planen, wieder mehr Veranstaltungen für Schulklassen anzubieten. Früher fand das in Zusammenhang mit dem Besuch beim Landwirt statt, der hier Kühe hielt. Jetzt könnte im Dorfgemeinschaftshaus die Mehlund Brotherstellung für Kinder erlebbar gemacht werden“, sagte Tobias Kersten. Die 25 Vereinsmitglieder waren mit dieser Saisoneröffnung im 50. Jahr des Bauernmuseums zufrieden. „Unser Magnet mit etwa 300 Besuchern ist und bleibt natürlich der Wittstocker Museumstag. In diesem Jahr am 3. August mit Oldtimertreffen, Feuerwehr, Schauimkerei, Spinnrädern, Schäferin, Gef lügel- und Kaninchenvereinen.“