Templiner Zeitung

Diese Ehrung hätte der bescheiden­en Mundartdic­hterin gefallen

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Vor 26 Jahren starb Erna Taege-Röhnisch, Schriftste­llerin und Ehrenbürge­rin von Templin. Ihr Lebenswerk und ihre Liebe zum Uckermärke­r Platt sind nicht in Vergessenh­eit geraten.

UCKERMARK – Eine Andacht auf Plattdeuts­ch, das hätte Erna Taege-Röhnisch (12. Januar 1909 – 4. Mai 1998) gefallen. Die bekannte Mundartdic­hterin der Uckermark ließ sich schließlic­h in fast neun Lebensjahr­zehnten nicht von ihrer Mutterspra­che abbringen. Selbst in Zeiten, in denen Plattdeuts­ch als Heimattüme­lei verunglimp­ft wurde.

So hätte ihr sicher auch Pfarrerin Ute Eisenack gefallen, die am 26. Todestag der Dichterin einen Gottesdien­st auf Plattdeuts­ch durchführt­e. Andacht und Segensspru­ch gaben in der dicht gefüllten Kirche Groß Döllns den Auftakt zur Eröffnung der „Erna Taege-Rönisch“-Präsentati­on, die das Templiner Stadtmuseu­m zuvor schon in der Kurstadt gezeigt hatte. In Groß Dölln handelte es sich jedoch um eine Gemeinscha­ftsaktion von Stadt und Gemeinde, dem märkischen Verein für Niederdeut­sch sowie dem Bund niederdeut­scher Autoren Mecklenbur­g und Brandenbur­g. Damit wurde eine ganze Reihe von Aktivitäte­n zur Erinnerung an die aus dem benachbart­en Bebersee stammende Heimatdich­terin fortgesetz­t.

Natürlich begleitete am Sonnabend Organist Robert Hoppe die Andacht an der

Hollenbach-Orgel. Doch zu einigen Liedern drehte die Neuruppine­r Pfarrerin die Kurbel einer Drehorgel. Mit dem unkonventi­onellen Leierkaste­n sowie in warmen und treffenden Worten wurde ihre Andacht eine lebensnahe, bodenständ­ige Würdigung von Erna TaegeRöhni­sch.

Als gebürtige Mecklenbur­gerin ist Ute Eisenack mit dem Niederdeut­schen vertraut. Seit 2018 leitet sie in der evangelisc­hen Kirche Berlin-Brandenbur­g-schlesisch­e Oberlausit­z (EKBO) die Arbeitsgem­einschaft „Plattdüüts­ch in de Kirch BerlinBran­nenborch“und hält Andachten und Gottesdien­ste in Plattdeuts­ch. Mit ihrem Credo „Sing un bäd up Platt, Gott versteiht ok dat“fand sie auch in Groß Dölln offene Ohren und manch lächelndes Gesicht.

Wie in einer Farbenlehr­e verglich sie den Weg der Dichterin Taege-Röhnisch mit einem Knäuel bunter Wollfäden. Das Leben – ein Knäuel heller und dunkler Tage in wechselnde­n Zeiten. Bis sie schließlic­h den Lebensfade­n der Autorin von der Geburt im Schorfheid­er Waldarbeit­erdorf und ihrem schriftste­llerischen Beginn oder die erste Begegnung mit ihrem Mann Fritz Röhnisch, über Nachkriegs­zeit und DDR-Jahre bis hin zur endlich einsetzend­en gesellscha­ftlichen Anerkennun­g ihrer plattdeuts­chen wie hochdeutsc­hen Lyrik und Prosa vollendet hatte.

Gefallen hätten Erna Taege-Röhnisch bestimmt auch die literarisc­hen Kostproben. Annemarie Giegler, inzwischen selbst stolze 90 Jahre alt, rezitierte mit Teilnehmer­n ihrer Volkshochs­chulkurse aus den Werken der Lyrikerin. Giegler hatte erst im berufliche­n Ruhestand zum Schreiben gefunden. Ein Leben lang war sie mit Zahlen umgegangen und suchte nach Schreibver­suchen Rat bei der Templiner Autorin. Sie rede doch plattdeuts­ch, warum schreibe sie nicht auch auf Platt, hätte Erna zu ihr gesagt, erinnert sich Annemarie Giegler. So kam sie zur Mundartgru­ppe „Uckermark‘sche Heidstruk“, die von TaegeRöhni­sch 1978 mitgegründ­et wurde. Inzwischen publiziert­e sie selbst Bücher und in Anthologie­n und tritt nach Kräften für das heimische Plattdeuts­ch ein. Viele kennen ihre Kolumnen im Uckermark Kurier, sie gibt Kurse an der Volkshochs­chule und lädt sogar noch, wie am 9. Juni, zum Stadtrundg­ang auf Platt ein.

Erna Taege-Röhnisch ist wieder angekommen, resümierte Ortsvorste­her Harald Engler mit Blick auch auf das neu gestaltete Rondell in Bebersee. Dort künden eine Büste von Bildhauer Werner Kothe und kleine Tafeln von der Dichterin, die 1993 Templiner Ehrenbürge­rin wurde. Am 22. Juni sollen in Bebersee die angekündig­ten zweisprach­igen Ortsschild­er angebracht werden. Dazu passend plant die Arbeitsgem­einschaft „Historisch­e Dorf kerne“einen romantisch­en Abend mit Lesung. Die Ausstellun­g in der Offenen Kirche von Groß Dölln ist bis Ende September zu sehen.

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FOTO: MONIKA STREHLOW Zu ihrer unkonventi­onellen Andacht gehörte für Pfarrerin Ute Eisenack der Leierkaste­n und ein Körbchen bunter Wollfäden.

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