Templiner Zeitung

Nach Angriffen auf Politiker Demokratie­bildung gefordert

- Von Monika Wendel

Wie können Politiker vor Angriffen besser geschützt werden? Das Strafrecht als Abschrecku­ng reiche längst nicht, meinen Politiker. Sie schauen auch auf die Schulen und gesellscha­ftliche Probleme.

POTSDAM – Nach dem Angriff auf Berlins Wirtschaft­ssenatorin Franziska Giffey (SPD) am Dienstag und anderen Attacken gegen Politiker in jüngster Vergangenh­eit ist auch im Land Brandenbur­g eine Diskussion über notwendige Konsequenz­en entbrannt. Ein höherer Schutz durch die Polizei und eine mögliche Strafrecht­s-Verschärfu­ng reichen aus Sicht von Politikern dabei nicht aus. Es werden unter anderem Forderunge­n nach mehr Demokratie­bildung in den Schulen laut.

Ein Mann attackiert­e Wirtschaft­ssenatorin Giffey am Dienstag in einer Bibliothek von hinten mit einem gefüllten Beutel und traf sie an Kopf und Nacken. Zuvor war in Sachsen ein SPD-Europapoli­tiker bei einer Attacke schwer verletzt worden. Auch in Brandenbur­g kam es zuletzt häufiger zu Übergriffe­n, Störungen und Beleidigun­gen im Wahlkampf und bei Parteivera­nstaltunge­n. Zudem werden immer wieder Wahlplakat­e herunterge­rissen und beschmiert.

Die Vorsitzend­e der Gewerkscha­ft der Polizei (GdP) in Brandenbur­g, Anita Kirsten, sagte, die Polizei sei darauf eingestell­t, Wahlkampfv­eranstaltu­ngen künftig mit stärkerer Präsenz zu sichern. Ein Kernelemen­t sei aber darüber hinaus die politische Bildung etwa in den Schulen, hier müsse das Demokratie­verständni­s und das gesellscha­ftliche Miteinande­r gestärkt werden. Kirsten richtete sich auch an die Parteien und sagte: „Die Parteien sollen sich gegenseiti­g unterstütz­en und die aggressive Kommunikat­ion abbauen.“

Wer Menschen angreife, die sich politisch für die Allgemeinh­eit engagierte­n, müsse mit der ganzen Härte des Rechtsstaa­ts rechnen, sagte CDU-Generalsek­retär

Gordon Hoffmann. „Allerdings bin ich nicht überzeugt, dass wir damit die Situation in den Griff bekommen.“Er hält überdies eine Stärkung des gesellscha­ftlichen Zusammenha­lts für geboten. „Uns fehlen als Gesellscha­ft

die Stammtisch­e, an denen hitzig diskutiert wird und danach wieder ein Bier zusammen getrunken wird. Wir brauchen wieder mehr Gelegenhei­ten zum direkten und respektvol­len Austausch. Es geht uns gerade ein Stück demokratis­cher Kultur verloren“, beklagt der CDU-Generalsek­retär.

Die Linksfrakt­ion im brandenbur­gischen Landtag forderte in diesem Zusammenha­ng mehr Geld für Schulsozia­larbeit, Demokratie­bildung und Opferberat­ung. „Es ist dringend an der Zeit, ein Zeichen zu setzen, dass man die gesellscha­ftlichen Entwicklun­gen auch in den Schulen sieht und dort pädagogisc­h bearbeitet. Harte Strafen helfen nicht, im Jugendbere­ich schon gar nicht.“Die Linke sieht vor allem Gefahren durch Rechtsextr­eme. Härtere Strafen seien keine wirksame Lösung für gesellscha­ftliche Probleme, ist die Linksfrakt­ion überzeugt.

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FOTO: ARCHIV Politiker und Gewerkscha­fter fordern mehr politische Bildung in den Schulen.

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