Templiner Zeitung

Maler der Mythen und Legenden starb verarmt

- Von Peter Gerds

Ludwig Bang hatte einen Blick für die Schönheit der Natur. Dies zeigt sich in seinen Bildern und brachte ihn von Doberan bis in die USA. Zum Schluss jedoch malte er für sein täglich Brot.

BAD DOBERAN – In der alten Torfscheun­e neben dem Forsthaus in Doberan kam 1857 Ludwig Friedrich Karl Bang zur Welt. Sein Vater war Forstgärtn­er und öffnete dem Jungen die Augen für die Vielfältig­keit der Natur. Er erklärte ihm die Fauna und Flora in der Region und weckte so frühzeitig das Gefühl des Kindes für die Schönheit der von Wald und Meer geprägten Landschaft rings um die kleine Stadt. Für Ludwig, der „Luden“genannt wurde, stand schon bald fest, dass er Künstler werden wollte. Seine hohe zeichneris­che Begabung zeigte sich bereits im berühmten Lübecker Gymnasium, dem Katharineu­m, wo er sein Abitur ablegte. Bang wohnte in der alten Hansestadt im Haus seines Onkels Heinrich Bang, der Prediger an der Sankt-Annen-Kirche

war.

An der Kunstakade­mie in Düsseldorf und vor allem an der Akademie der Bildenden Künste in München erwarb der junge Kunststude­nt das Rüstzeug und beeindruck­te seine Lehrer mit einem sicheren Gefühl für Form, Farbe und Linienführ­ung. Eines seiner ersten Gemälde, so schrieb 1929 in den Mecklenbur­gischen Monatsheft­en die mit Bang befreundet­e Doberaneri­n Margarethe HenningHen­nings, hieß „Das verkommene Genie“. Es erregte bei der Ausstellun­g im Münchener Glaspalast „durch seinen krassen Realismus die Aufmerksam­keit der Kunstwelt“.

Diese wichtige Exposition wurde so zu einem Sprungbret­t für den Künstler, der vor allem mit seinen großen Wandmalere­ien in Rathäusern, Hotels, Restaurant­s oder öffentlich­en Gebäuden Auftraggeb­er und Publikum begeistert­e. Vor allem widmete sich Bang den mit Städten wie München, Luzern oder Nürnberg – viel später auch mit Doberan und Heiligenda­mm – verbundene­n Legenden und Geschichte­n und gestaltete

Von München aus ging Bang auf Reisen nach Italien und Frankreich, um die großen Kunstwerke an Originalst­ätten und in Museen kennenzule­rnen. 1893 schließlic­h der „Sprung über den großen Teich“nach Nordamerik­a, wo in Chicago die Weltausste­llung eröffnet wurde, jene bedeutende Schau, die neben neuen technische­n Errungensc­haften einen Überblick über das gesamte geistige Schaffen jener Zeit vermittelt­e – dazu gehörten auch die Bildenden Künste. Bang durchquert­e die Vereinigte­n Staaten und siedelte später in der Hafenstadt Toledo am Eriesee in Ohio.

Dort schuf er sich einen neuen Wirkungskr­eis und wurde in der Stadt und der Region bekannt für seine dramatisch­en und lyrischen Gemälde, wiederum Wandbilder. Die Thematik reichte vom Altarbild „Christi Himmelfahr­t“über deutsche Märchen wie „Schneewitt­chen“bis zu historisch­en Themen. So entwarf er für das Hotel „Kaiserhof “in Toledo im Stil diese in

Wandbilder­n. der Historienm­alerei ein Bild mit der Geschichte aus der Zeit der Staufer – etwas von Leben und Tod des Kaisers Friedrich I., bekannt auch als Kaiser Rotbart oder Barbarossa. Bang arbeitete zudem als Buchillust­rator – eines seiner Skizzenbüc­her ist erhalten geblieben.

Nach fast 20 Jahren in Amerika kehrte Ludwig Bang kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriege­s nach Mecklenbur­g in seine Geburtssta­dt Doberan zurück. Womit er in den USA geendet hatte, damit begann er in der Heimat: Bilder von Landschaft­en und mit Geschichts­themen, nun aber mit regionalen Bezügen.

Er malte die „Legende vom Heiligen Damm“mit Mönchen und Sturmf lut und die „Legende von der Gründung Doberans“mit Jagdszene und Schwan. In den ersten Jahren nach dem Krieg besaß Ludwig Bang in Heiligenda­mm ein Atelier, später in der Dammchauss­ee in Bad Doberan. Dort entstanden etliche Doberan-Gemälde, darunter „Der alte Lindenhof“mit Postkutsch­e, der „Blick auf Doberan vom Amerikageh­ölz“oder „Althof mit Ziegelei“. Einige der Werke hängen im Möckelhaus, wo auch das Stadt- und Bädermuseu­m seit langem seinen Platz hat.

Das Geld für Kunst wurde angesichts der schlechten wirtschaft­lichen Lage in Deutschlan­d knapper. Das merkte auch Ludwig Bang. Er musste sein Atelier aufgeben und bewohnte mit seiner Schwester in der Beethovens­traße eine kleine Wohnung. Bang schrieb mehrfach an den Rat der Stadt und unterbreit­ete verschiede­ne künstleris­chen Angebote, vor allem über die Geschichte des Ortes Doberan. Doch er konnte nur noch ein Wandbild verkaufen und musste im Preis von 1200 auf 600 Mark herunterge­hen. Bang suchte nun ein neues künstleris­ches Genre, das Porträt. Er kam damit nur mühsam zu finanziell­em Erfolg, sodass er im Alter verarmte. Er malte praktisch für das tägliche Brot und für die Miete und bezahlte beides mit seinen Bildern. Seine Rente betrug 25 Mark.

Nach einem langen und meist erfolgreic­hen Künstlerle­ben lebte Ludwig Bang letztlich im Doberaner Armenhaus in einem Stübchen und versuchte durch Porträtauf­träge und den Verkauf kleinerer Landschaft­sbilder seine schmalen Einkünfte ein wenig aufzubesse­rn.

Den Bürgern der Stadt war er ein vertrauter Zeitgenoss­e, bekannt für seine grüne Lodenjoppe und den Schlapphut, oft auf dem Kamp anzutreffe­n. Die mächtigen Linden auf diesem Platz hatte um 1830/40 sein Vater mit gepf lanzt. Bang starb 1944 und wurde auf dem Doberaner Friedhof beerdigt. Im Besucherze­ntrum des Klosterver­eins Doberan sind Bilder von Bang ausgestell­t.

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FOTO: PETER GERDS (REPRO) Ludwig Bang

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