So will das Ministerium neue Lehrkräfte für Brandenburger Schulen gewinnen
Wie fast alle Bundesländer braucht Brandenburg dringend neue Lehrerinnen und Lehrer für die Schulen. Deshalb nimmt das Bildungsministerium für eine Werbekampagne viel Geld in die Hand. Doch dabei will es der Minister nicht bewenden lassen.
POTSDAM – „Du willst zurück zu den Wurzeln? Werde Mathelehrkraft in Brandenburg“, steht auf den Plakaten. Und: „Lehren. Leben. Brandenburg.“Mit einer neuen Werbekampagne will Brandenburgs Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) neue Lehrer für die Schulen zwischen Elbe und Oder finden. „Wir wollen die Reputation des Landes als attraktiven Standort und ebenso attraktiven Dienstherren und Arbeitgeber nutzen“, sagte Freiberg am Dienstag in Potsdam.
Plakatwerbung, Printanzeigen in regionalen Tageszeitungen und Uni-Magazinen sowie Radiospots soll es geben, dazu umfangreiche Aktivitäten in den sozialen Medien. Auch auf Bussen und öffentlichen Bildschirmen soll Werbung geschaltet werden. Insgesamt soll die Kampagne pro Jahr rund zwei Millionen Euro kosten.
Allerdings werden die Plakate oder Printanzeigen vorwiegend im Land Brandenburg selbst zu sehen sein: Freiberg zufolge habe die
Kultusministerkonferenz der Länder schon 2009 verabredet, dass man sich nicht gegenseitig Lehrkräfte abwerben wolle.
Anders ist das allerdings im Internet. „Sie finden das Bildungsministerium nun auch auf Instagram, wo wir vor allem jüngere Menschen erreichen wollen“, sagte Freiberg. „Die besten Kampagnenmotive sind allerdings unsere Schulen und unsere Lehrer selbst.“
Eines der Gesichter der Kampagne ist die frisch gebackene Grundschullehrerin Lucia Steinmeyer, die heute als Englisch- und Sportlehrerin an einer Dorfschule in der Gemeinde Nuthe-Urstromtal arbeitet. Sie hat das vom Land eingerichtete Brandenburg-Stipendium genutzt. Es unterstützt Studierende finanziell, die sich anschließend zum Dienst im ländlichen Raum verpf lichten. „Ich habe durch das BrandenburgStipendium eine klare Perspektive bekommen: Mein Studium schnell zu absolvieren und den Vorbereitungsdienst schon an meiner Bedarfsschule abzuleisten“, sagt Steinmeyer. Weil sie nur zwei Orte weiter selbst aufgewachsen sei, kenne sie die Eltern und Familien, und die Geschichten dahinter. „Ich musste mir keine Sorgen um eventuelle Bewerbungen machen oder um den Umzug an eine neue Schule.“Sie selbst habe den Einstieg in den Lehrerberuf dadurch als „sehr positiv und schön“erlebt. „Es ist bei uns einfach ein sehr familiäres Arbeiten, und das in unmittelbarer Nähe der Großstadt.“
Viel Werbung für den Lehrerberuf macht auch die Lehrerin Luisa Marggraf. Auf Instagram betreibt sie den Kanal „kaffee.und.kreide“, der von 15.200 Followern genutzt wird. „Meine Community verfolgt mich und meinen Alltag als Lehrerin täglich“, sagt Marggraf. Auf Instagram bietet sie unter anderem Unterrichtstipps oder Tipps für Korrekturtage an. „Meine Inhalte richten sich gerade an angehende Lehrer“, sagt Marggraf. Gerade weil sie gern Lehrerin in Brandenburg geworden sei, wolle sie nun bei der Lehrerwerbung helfen. „Mir ist es wichtig, meine Reichweite auf Instagram für die Kampagne zu nutzen.“
Wie Minister Freiberg am Dienstag betonte, wolle man insgesamt nichts unversucht lassen, um mehr Lehrkräfte für Brandenburg zu gewinnen. „Das Bildungsministerium will den Lehrkräftebedarf kurz-, mittel- und langfristig decken“, sagte Freiberg. Dazu habe man bereits finanzielle Anreize für lebensältere Lehrkräfte geschaffen, damit diese ihre Berufstätigkeit verlängern. „Es kommt auf jede Stunde und auf jede Lehrkraft an“. Mit Stand vom 17. Mai gab es laut Freiberg in Brandenburg 1012 freie Lehrerstellen, davon 930, die für das neue Schuljahr ausgeschrieben wurden.