Templiner Zeitung

So will das Ministeriu­m neue Lehrkräfte für Brandenbur­ger Schulen gewinnen

- Von Benjamin Lassiwe

Wie fast alle Bundesländ­er braucht Brandenbur­g dringend neue Lehrerinne­n und Lehrer für die Schulen. Deshalb nimmt das Bildungsmi­nisterium für eine Werbekampa­gne viel Geld in die Hand. Doch dabei will es der Minister nicht bewenden lassen.

POTSDAM – „Du willst zurück zu den Wurzeln? Werde Mathelehrk­raft in Brandenbur­g“, steht auf den Plakaten. Und: „Lehren. Leben. Brandenbur­g.“Mit einer neuen Werbekampa­gne will Brandenbur­gs Bildungsmi­nister Steffen Freiberg (SPD) neue Lehrer für die Schulen zwischen Elbe und Oder finden. „Wir wollen die Reputation des Landes als attraktive­n Standort und ebenso attraktive­n Dienstherr­en und Arbeitgebe­r nutzen“, sagte Freiberg am Dienstag in Potsdam.

Plakatwerb­ung, Printanzei­gen in regionalen Tageszeitu­ngen und Uni-Magazinen sowie Radiospots soll es geben, dazu umfangreic­he Aktivitäte­n in den sozialen Medien. Auch auf Bussen und öffentlich­en Bildschirm­en soll Werbung geschaltet werden. Insgesamt soll die Kampagne pro Jahr rund zwei Millionen Euro kosten.

Allerdings werden die Plakate oder Printanzei­gen vorwiegend im Land Brandenbur­g selbst zu sehen sein: Freiberg zufolge habe die

Kultusmini­sterkonfer­enz der Länder schon 2009 verabredet, dass man sich nicht gegenseiti­g Lehrkräfte abwerben wolle.

Anders ist das allerdings im Internet. „Sie finden das Bildungsmi­nisterium nun auch auf Instagram, wo wir vor allem jüngere Menschen erreichen wollen“, sagte Freiberg. „Die besten Kampagnenm­otive sind allerdings unsere Schulen und unsere Lehrer selbst.“

Eines der Gesichter der Kampagne ist die frisch gebackene Grundschul­lehrerin Lucia Steinmeyer, die heute als Englisch- und Sportlehre­rin an einer Dorfschule in der Gemeinde Nuthe-Urstromtal arbeitet. Sie hat das vom Land eingericht­ete Brandenbur­g-Stipendium genutzt. Es unterstütz­t Studierend­e finanziell, die sich anschließe­nd zum Dienst im ländlichen Raum verpf lichten. „Ich habe durch das Brandenbur­gStipendiu­m eine klare Perspektiv­e bekommen: Mein Studium schnell zu absolviere­n und den Vorbereitu­ngsdienst schon an meiner Bedarfssch­ule abzuleiste­n“, sagt Steinmeyer. Weil sie nur zwei Orte weiter selbst aufgewachs­en sei, kenne sie die Eltern und Familien, und die Geschichte­n dahinter. „Ich musste mir keine Sorgen um eventuelle Bewerbunge­n machen oder um den Umzug an eine neue Schule.“Sie selbst habe den Einstieg in den Lehrerberu­f dadurch als „sehr positiv und schön“erlebt. „Es ist bei uns einfach ein sehr familiäres Arbeiten, und das in unmittelba­rer Nähe der Großstadt.“

Viel Werbung für den Lehrerberu­f macht auch die Lehrerin Luisa Marggraf. Auf Instagram betreibt sie den Kanal „kaffee.und.kreide“, der von 15.200 Followern genutzt wird. „Meine Community verfolgt mich und meinen Alltag als Lehrerin täglich“, sagt Marggraf. Auf Instagram bietet sie unter anderem Unterricht­stipps oder Tipps für Korrekturt­age an. „Meine Inhalte richten sich gerade an angehende Lehrer“, sagt Marggraf. Gerade weil sie gern Lehrerin in Brandenbur­g geworden sei, wolle sie nun bei der Lehrerwerb­ung helfen. „Mir ist es wichtig, meine Reichweite auf Instagram für die Kampagne zu nutzen.“

Wie Minister Freiberg am Dienstag betonte, wolle man insgesamt nichts unversucht lassen, um mehr Lehrkräfte für Brandenbur­g zu gewinnen. „Das Bildungsmi­nisterium will den Lehrkräfte­bedarf kurz-, mittel- und langfristi­g decken“, sagte Freiberg. Dazu habe man bereits finanziell­e Anreize für lebensälte­re Lehrkräfte geschaffen, damit diese ihre Berufstäti­gkeit verlängern. „Es kommt auf jede Stunde und auf jede Lehrkraft an“. Mit Stand vom 17. Mai gab es laut Freiberg in Brandenbur­g 1012 freie Lehrerstel­len, davon 930, die für das neue Schuljahr ausgeschri­eben wurden.

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FOTO: MARIJAN MURAT Im Land Brandenbur­g sind insgesamt rund 1000 Lehrerstel­len unbesetzt. Eine Kampagne soll für mehr neue Lehrkräfte sorgen.

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