Ramonas Kolumne
Senioren, Silversurfer, Junggebliebene
Best Ager? Was oder besser wer soll das denn sein? Sind wir nicht immer im besten Alter? Jedenfalls fühlen wir uns so.
Für Menschen, die nicht mehr so taufrisch daherkommen, benutzt die jüngere Generation ziemlich unsanfte Wörter. Aber mal ehrlich, waren wir als Kinder und Jugendliche anders? Jemand mit dreißig Jahren galt als alt, nur mit seinem Beruf beschäftigt, zuweilen unsichtbar und mausgrau.
Heute wollen uns Marketer mit Schmeicheleien versöhnen, wie eben „Best Ager“. Bestenfalls kann da der Kontostand mithalten. „Senior“bzw. „Senioren“wird heute mit Reife und Erfahrung assoziiert (Seniorchef). Mit dem Begriff lenkt man ab von dem eher negativ besetzen Wort „Alt“, was sich beispielsweise in Bezeichnungen, wie Seniorenresidenz (statt Altersheim) oder Seniorenreisen äußert.
Die Begriffswandlung kommt freilich nicht von ungefähr. Die heutigen Alten sind in der Regel unternehmungslustig, weltoffen, beweglich, mobil, haben die Haare gefärbt, engagieren sich ehrenamtlich, küssen öffentlich ihren Liebsten, tragen auch mal flippige Klamotten, natürlich immer unter dem Aspekt, dass Gesundheit und
Geldbeutel mitspielen. Übrigens sind Menschen meiner Beobachtung nach schon viel früher abgearbeitet als vor einigen Jahrzehnten, wenn man sich mal in den Wartezimmern der Orthopäden und Psychiater umsieht.
Leute um die 50 werden im Allgemeinen eher noch nicht den Senioren zugeordnet. Mit jedem weiteren Zehner steigt die Wahrscheinlichkeit, als Silversurfer, Alte/Alter oder einfach nur als Rentner eingestuft zu werden. Wer sich aktiv und weniger scheintot gibt, geht als Senior-Model, Whoopy (Well Off Old People), Golden Oldie oder junge(r) Alte(r) durch.
Als Frau im reifen/fortgeschrittenen/mittleren/ besten Alter gebe ich nun dieses Magazin heraus, habe im Vorfeld wie verrückt gearbeitet, meine Haare gefärbt, Sport gemacht, die Zähne richten lassen, meine Familie instruiert (Mutti hat grad’ keine Zeit), um meinen Traum zu verwirklichen: ein Lifestyle-Magazin für Menschen, die mitten im Leben stehen – ganz gleich, wie alt sie sind und wie man sie nennt.