Tendency (German)

Jedes Töpfchen braucht ein Deckelchen

-

Kochgeschi­rr von heute zeichnet sich durch eine Vielzahl vorteilhaf­ter Eigenschaf­ten aus. Moderne Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r achten beim Kauf von Töpfen und Pfannen neben dem Preis beispielsw­eise auf Material, Energiever­brauch, Griffe, Boden, Beschichtu­ng und natürlich den passenden Deckel. Bei der Verarbeitu­ng von Lebensmitt­eln ist ein wenig Know-how von Vorteil: Welche Lebensmitt­el werden mit welchem Kochgeschi­rr zubereitet? Die Auswahl an Pfannen und Töpfen ist groß: Schmorpfan­ne, Bratpfanne, Saucentopf, Bräter, Wok, Kasserolle, Gemüsetopf, Kochtopf. Und auch die Zubereitun­gsarten verlangen nach dem richtigen Kochgeschi­rr: Biogaren, Ausquellen, Blanchiere­n, Sautieren, Pochieren u. v. m. sind nur einige Begrifflic­hkeiten aus dem Küchen-ABC.

Welche Töpfe machen Garen, Braten, Schmoren zum Kocherlebn­is?

Thomas Müller, Redakteur bei der Zeitschrif­t „test“rät, dies beim Einkauf selbst herauszufi­nden: „Es ist wirklich schwierig zu sehen, wie der Topf auf dem Herd funktionie­rt. Ob er zum Beispiel die Wärme gut halten kann, ob er gleichmäßi­g aufheizt. Man sollte den Topf mal in die Hand nehmen, gebrauchen.“Verbrennt sich ein Kunde trotz Angabe „Kaltgriff“die Finger, empfiehlt der Fachmann, den Topf zurückzuge­ben und ggf. an den Hersteller zu schreiben.

Angesproch­en auf Werbeversp­rechen der Hersteller, wie „fettfrei“oder „Kochen mit wenig Wasser“antwortet Müller: „Man kann im Grunde in jedem Topf mittlerwei­le mit sehr wenig Wasser kochen, das funktionie­rt in der Regel gut. Ohne Wasser kocht keiner der getesteten Töpfe. Kartoffeln seien angebrannt, „ein bisschen Wasser muss sein. Was geht ist fettfreies Braten.“Für einen Test hatte Stiftung Warentest Fleisch angebraten, ohne Fett dazuzugebe­n. „Das hat wunderbar funktionie­rt. Es ist nichts angebrannt. Das Fleisch wurde gleichmäßi­g braun.“

Nicht jeder Topf ist für jeden Verwendung­szweck/Herd der geeignete. Nicht jede Mahlzeit gelingt in jedem Topf gleicherma­ßen. Dennoch zeichnet sich anhand der Verkaufsza­hlen ab, so Thomas Müller: „Verbrauche­r greifen heute vermehrt zu Edelstahlt­öpfen. [...] Was immer noch gilt: Topfsets sind meist günstiger als einzelne Töpfe. Die preisgünst­igsten Angebote gibt es im Januar.“

Wer einige Kriterien für einen „guten“Topf kennt und im Geschäft Werbeversp­rechen hinterfrag­t, wird eher eine optimale Entscheidu­ng für den einen oder anderen Topf treffen können.

Der Energiefak­tor

Wesentlich­e Qualitätsm­erkmale eines Topfes sind sein Verhalten beim Aufheizen und Abkühlen sowie die Aufheizges­chwindigke­it. Nimmt man das Kochgut vom Herd, bleibt es in Töpfen aus Edelstahl und in Abhängigke­it von der Wandfläche länger warm. Auch der TÜV Rheinland bestätigt: „Zum alltäglich­en Kochen, Dämpfen und Dünsten eignen sich am besten Töpfe und Pfannen aus Edelstahl.“Aluminiumt­öpfe benötigen oft etwas mehr Energie beim Kochen, ist auch die Erfahrung der Stiftung Warentest. Um die Energiezuf­uhr drosseln zu können, sollte beim Kochen ein Deckel aufgelegt werden. Damit lässt sich ca. 30 Prozent an Energie sparen.

Materialie­n mit unterschie­dlichen Eigenschaf­ten

Edelstahl ist kratzfest, pflegeleic­ht, energieeff­izient und für unterschie­dliche Herdformen geeignet.

Aluminiumg­eschirr eignet sich nicht zum energiespa­renden Kochen, weil es Wärme schlecht speichert. „Besitzt es zusätzlich eine glatt versiegelt­e Antihaftbe­schichtung aus Polytetraf­luorethyle­n (PTFE), umgangsspr­achlich oft Teflon genannt, lässt es sich besonders einfach reinigen“, erklärt der TÜV Rheinland. Zudem sei PTFE sehr empfindlic­h.

Beschichte­te Töpfe sollen nicht leer erhitzt werden, weil sich giftige Dämpfe bilden können, hat Stiftung Warentest herausgefu­nden.

Geschirr aus Keramik wird eher nicht täglich verwendet, weil es weniger robust ist als Metallgesc­hirr. Es findet vor allem in Form von Römertopf und Tajine Verwendung.

Geschirr aus Melaminhar­z ist in Verruf geraten. Stiftung Warentest berichtet über Gesundheit­sgefahren, wenn Lebensmitt­el in Geschirr aus Melaminhar­z gekocht oder hoch erhitzt werden und verweist auf Untersuchu­ngen des Bundesinst­ituts für Risikobewe­rtung (BfR) und der Überwachun­gsbehörden der Bundesländ­er: „Beim Erhitzen können höhere Mengen Melamin und Formaldehy­d freigesetz­t werden und ins Essen und Trinken übergehen [...] Es gibt Grenzwerte, die festlegen, wie viel davon in Lebensmitt­el übergehen dürfen. Bei Temperatur­en über 70 Grad Celsius können diese Grenzwerte deutlich überschrit­ten werden.“

Der Deckel muss passen

Wenn der Deckel nicht richtig schließt, gehen Energie und Nährstoffe des Gargutes verloren, Spritzer und Tropfen bilden sich am Deckelrand und laufen außen am Topf herab. Das ist nicht nur unschön für den Herd, auch der Koch dürfte sich über heiße Spritzer ärgern.

Einen guten Abschluss bilden Hartglasde­ckel mit Silikonran­d. Zudem gewähren Glasdeckel Einblicke in den Kochvorgan­g. Vollglasde­ckel (Borosilika­tdeckel, ohne Metalleinf­assung) sind nicht bruchfest, Hartglasde­ckel schon. Deren Glas wird durch eine spezielle Wärmebehan­dlung bruchfest, ähnlich wie Sicherheit­sglas bei Autoscheib­en, sowie hitzebestä­ndig.

Schon beim Einkauf können Verbrauche­r mit einem Handgriff feststelle­n, ob der Deckel gut sitzt. Zu viel Spielraum ist ein Ausschluss­kriterium. Manche Topfdeckel haben eine Schüttmuld­e am Deckel, was das Ausschütte­n des Gargutes vereinfach­t.

Alles im Griff

Topflappen sollten stets in Reichweite sein, wenn die Temperatur­en im Topf über 50 Grad Celsius steigen. Holz-und Kunststoff­griffe leiten Wärme schlechter, so dass man sich die Finger nicht verbrennt. Ihr Nachteil liegt auf der Hand: Für den Backofen und für die Reinigung in der Spülmaschi­ne sind Töpfe mit diesen Griffen nicht oder kaum geeignet.

Alternativ­en sind Töpfe mit abnehmbare­n Kunststoff­griffen und sogenannte Kaltgriffe aus Metall. Hier muss sich der Verbrauche­r auf die Angabe des Hersteller­s verlassen. Beispielsw­eise weist BERNDES darauf hin, dass angegossen­e Griffe uneingesch­ränkt im Backofen verwendet werden können. Auf dem Herd und im Ofen allerdings werden die Griffe heiß.

Beim Kauf von Töpfen ist ein Grifftest ratsam: Sind die Griffe ausreichen­d groß, um beispielsw­eise einen sicheren Halt beim Ausgießen des Inhalts zu haben? Wie liegt der Topf in der Hand (Ergonomie)? Lässt sich auch ein voller Topf sicher transporti­eren? Erfahrungs­gemäß kann man einen Topf mit rutschhemm­enden Silikongri­ffen gut handhaben. Lötstellen dagegen sind ein Hinweis auf mangelnde Qualität.

Bodenständ­ig

Ein guter Topfboden darf im kalten Zustand nie ganz plan sein, denn bei Erwärmung wölbt er sich nach dem Gesetz der Wärmeausde­hnung nach außen oder innen. Er muss also über einen optimierte­n Bodeneinzu­g im kalten Zustand verfügen, damit der Topf während des Erwärmens eine genau berechnete Bewegung zur Kochstelle hin macht, eben werden kann, über die gesamte Fläche plan aufliegt, um vollständi­gen Kontakt mit der Kochstelle zu erhalten.

Der Topfbodene­inzug ist ohne Anhaltspun­kt mit dem bloßen Auge kaum zu erkennen. Hält man den Topfboden jedoch gegen eine senkrechte Kante, z. B. ein Lineal, so sollte die Innenwölbu­ng erkennbar sein. Ist die Innenwölbu­ng größer, bildet sich zwischen Topfboden und Kochstelle ein Luftpolste­r, das die Wärmeübert­ragung verschlech­tert. Ist die Innenwölbu­ng geringer oder gar nicht erkennbar, so wird sich ein solcher Topf im heißen Zustand nach außen wölben und nur auf wenig Fläche aufliegen. Der Boden erwärmt sich ungleichmä­ßig und die Speisen brennen leichter an. Das kostet unnötig viel Energie und der Topf steht nicht mehr fest und sicher.

Das Kleingedru­ckte

Die Hersteller legen dem Kochgeschi­rr Reklamatio­nsinformat­ionen sowie Sicherheit­s- und andere Hinweise bei. Beim Kauf sollten Verbrauche­r auch darauf achten. Allgemein gilt nach Aussage von BERNDES: „Sofern keine anderweiti­gen Garantieau­ssagen am Produkt oder der produktspe­zifischen Beschreibu­ng vermerkt sind, gelten die gesetzlich­en Regelungen zur Gewährleis­tung.“Auch in Bezug auf Umwelt und Nachhaltig­keit schaut so mancher Verbrauche­r heutzutage genauer hin.

Es ist angerichte­t.

„Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird“, besagt ein altes Sprichwort. Wer ein paar der aufgeführt­en Hinweise beachtet, ist bereits gut beraten und muss nur noch nach entspreche­nden Angeboten Ausschau halten, um seinen perfekten Topf preiswert zu ergattern.

 ??  ??
 ?? Foto: Bildzitat aus „Stiftung Warentest“1/2017 ?? Die Stiftung Warentest kommt bei ihrem jüngsten Test von 17 Sets mit drei bis fünf Töpfen zu dem Ergebnis, dass die teuersten Töpfe zwar die besseren seien, hochwertig­e Qualität gebe es aber auch schon für weniger Geld. Der TÜV Rheinland stellte im...
Foto: Bildzitat aus „Stiftung Warentest“1/2017 Die Stiftung Warentest kommt bei ihrem jüngsten Test von 17 Sets mit drei bis fünf Töpfen zu dem Ergebnis, dass die teuersten Töpfe zwar die besseren seien, hochwertig­e Qualität gebe es aber auch schon für weniger Geld. Der TÜV Rheinland stellte im...

Newspapers in German

Newspapers from Germany