Heilende Erde
Ein Allround-Talent
Schon unsere Urgroßeltern wussten von der vielfältigen Wirkung der Heilerde auf unsere Gesundheit, ist die pulverartige Substanz aus eiszeitlichen Lössablagerungen doch bereits seit der Antike ein gutes Mittel zur inneren und äußeren Anwendung bei allerlei Beschwerden.
Der Begriff „Heilerde“wird im allgemeinen Sprachgebrauch gerne für viele unterschiedliche Erdsorten, wie Moor, Lehm, Kreide, Torf, Ton, Löss, Schlick aus dem Meer und aus anderen Gewässern benutzt. Grundsätzlich enthalten sie alle Inhaltsstoffe in unterschiedlicher Konzentration und Zusammensetzung, die ggf. heilend wirken. Heilerde allerdings dürfen sich nur bestimmte Erden nennen. Dabei ist unerheblich, ob die Erde innerlich oder äußerlich angewendet werden kann.
Zwei Begriffe tauchen im Zusammenhang mit mineralischen Erden auf: Arzneimittel und Medizinprodukt. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte klärt auf (Auszug): „Unter Arzneimitteln versteht man Stoffe und Zubereitungen aus Stoffen, die angewandt werden, um Krankheiten zu heilen oder zu lindern oder dafür zu sorgen, dass Krankheiten oder Beschwerden gar nicht erst auftreten. Das gilt sowohl für die Anwendung beim Menschen als auch beim Tier. Die Substanzen können dabei im Körper oder auch am Körper wirken. […]
Medizinprodukte sind Produkte mit medizinischer Zweckbestimmung, die vom Hersteller für die Anwendung beim Menschen bestimmt sind. Anders als bei Arzneimitteln, die pharmakologisch, immunologisch oder metabolisch wirken, wird die bestimmungsgemäße Hauptwirkung bei Medizinprodukten primär auf z. B. physikalischem Weg erreicht.“
Adolf Just (1859–1936), der Gründer der Heilerde-Gesellschaft, hatte die heilende Kraft der Erde wiederentdeckt und ihr den Namen „Heilerde“gegeben. Die Kennzeichnung „Heil“dürfen allerdings nur Tonerden führen, die für Heilzwecke nach dem Arzneimittelgesetz zugelassen sind, erklärt der Leiter der Qualitätssicherung und Prokurist von Luvos, Ulrich Schantz. Der behördlichen Anerkennung als Arzneimittel sind aufwendige Studien vorausgegangen, damit Heilerde mit ihren gesundheitlichen Wirkungen beworben werden darf. Bekannt sind vor allem Produkte der Firma Luvos, die sowohl Heilerde als auch Medizinprodukte aus Heilerde herstellt.
Heilerde von Luvos stammt aus tieferen Bodenschichten und enthält keine weiteren Zusätze, wie Duft-, Farb- oder Konservierungsstoffe. Sie wird für therapeutische Zwecke aufbereitet, d. h. getrocknet, gesiebt und vermahlt, bevor sie in den Handel kommt. Prinzipiell ist naturreiner Löss der gleiche Grundstoff für alle Heilerde-Produkte, der je nach Aufbereitung eine andere Oberflächenstruktur aufweist und somit unterschiedliche Eigenschaften entfaltet. Der Mahlgrad ist für die Wirkung verantwortlich, weswegen Erden je nach Hersteller eine unterschiedlich hohe Säurebindungseigenschaft haben.
Andere Formen und Bezeichnungen von Erden sind Tonerde, Lavaerde, Fango oder Mineralerde. Diese unterscheiden sich u. a. darin, dass sie nur zur innerlichen oder äußerlichen Anwendung geeignet sind und je nach Herkunft eine andere Farbe aufgrund unterschiedlicher Zusammensetzungen aufweisen.
„Dreckige“Brühe für eine starke Bindung
Tiere machen es vor: Sie nehmen instinktiv Erde zu sich. Dabei wählen sie bestimmte Erden mit Mineralstoffen aus, die ihrer Verdauung zuträglich sind. Genauso wirkt Heilerde. Sie räumt u. a. den Darm auf, hilft gegen Durchfall und Sodbrennen. „Werden im Darm schädliche Stoffwechselprodukte von Darmbakterien an die Heilerde gebunden, trägt dies zur allgemeinen Darmsanierung bei. Die Einnahme wirkt sich zudem positiv auf den Elektrolysehaushalt aus“, berichtet Luvos. Die besondere Bindungsfähigkeit der Heilerde wird durch ein sehr schonendes Mahl- und Siebverfahren mit moderner Ultraschall-Technik erzielt.
Einige Produkte werden mit Eigenschaften, wie Cholesterin- und Histaminbindung beworben, die für Menschen mit Unverträglichkeiten und gesundheitlichen Risiken besonders interessant sein dürften. Der Hersteller Luvos beschreibt, dass Heilerde Cholesterin, Fette, Histamin und andere biogene Amine, Gallensäuren und Schadstoffe wie ein Schwamm direkt aus der Nahrung binden und über den Verdauungstrakt aus dem Körper transportieren kann. Dazu muss die Heilerde zu den Mahlzeiten eingenommen werden. Für den Körper wichtige Antioxidantien bindet Heilerde nach Aussagen von Luvos nur zum geringen Teil.
Eine Säurebindung wird nüchtern bei Einnahme morgens und abends erzielt. Heilerde für die äußerliche Anwendung mit großer Körnung ist zum Trinken wegen ihrer geringen Bindungseigenschaft nicht geeignet. Umgekehrt funktioniert Heilerde für die innere Anwendung notfalls auch äußerlich.
Das Naturprodukt enthält je nach Herkunft unterschiedliche Anteile an Mineralien und kann prinzipiell in jedem Alter von allen Patientengruppen angewendet werden. Studien mit Kindern hat Luvos nicht durchgeführt, so dass die Firma zumindest nicht dazu raten kann, Heilerde für die Behandlung von Kindern unter 12 Jahren einzusetzen.
Die Hersteller von Mineralerde-Produkten empfehlen, bei der Einnahme generell viel zu trinken. Wegen der Wechselwirkung zwischen Heilerde und Medikamenten sollten die Einnahmen zeitlich möglichst mehrere Stunden auseinander liegen, da Heilerde die Wirkung von Medikamenten herabsetzen kann. Im Zweifelsfall sollten Patienten Rücksprache mit ihrem Arzt oder Apotheker halten, um die Wirkung beider Substanzen optimal auszuschöpfen. Patienten mit Nierenleiden haben eingeschränkte Organfunktionen. Für sie ist Heilerde nicht geeignet.
Es ist nicht jedermanns Sache, ein feingemahlenes Pulver zu schlucken. Wer das erdige Trinkerlebnis nicht mag, für den gibt es Alternativen in Form von Kapseln und Granulat.
Mit einer grauen Masse, die am Fuße der Gleichenberger Kogel im steirischen Gossendorf gewonnen wird, stellt das österreichische Unternehmen fangocur vom TÜV zertifizierte Medizinprodukte her. Aufgrund der Qualität der Inhaltsstoffe des Gossendorfer Fangos sowie seiner physikalischen Wirkungen spricht fangocur von einem „Schatz für die Menschheit“. Gossendorfer Naturheilmittel für die innere Anwendung zielen auf die Behandlung von Magen und Darm, Muskeln und Gelenken sowie Mund und Rachen ab und sind teilweise mit Essenzen angereichert, die den Geschmack modifizieren.
Äußerliche Natur-Pur-Kur
Wer selbst von Akne oder anderen Hautunreinheiten betroffen ist, hat im Internet sicher schon viele Tipps und Erfahrungsberichte gefunden, wobei auch immer wieder Heilerde als Behandlungsmaßnahme erwähnt wird. Konsequent angewendet kann Heilerde sehr viel zur Besserung des Hautbildes beitragen, wohl aber nicht alles „wegheilen“, sagen Betroffene. Für das Ergebnis der Heilerdebehandlung spielen natürlich auch Erwartungen und Lebensgewohnheiten eine Rolle.
Eine intensive Durchblutungswirkung sowie ein Peeling-Effekt zeigen sich bei der Anwendung mineralischer Erden im Gesicht. Beim
Auftragen auf die Haut erzeugt Heilerde zunächst eine kühlende Wirkung. Deshalb wird sie auch bei Schwellungen, Sonnenbrand und Insektenstichen, ja sogar bei Cellulite empfohlen. Beim Trocknen zieht die Heilerde mit ihren wertvollen Inhaltsstoffen, wie Kupfer, Natrium, Eisen, Kalzium, Selen, Phosphor, Zink und Silizium Schadstoffe aus der Haut.
Ähnlich wirken die weiße und braune Lavaerde aus natürlichen Tonmineralien (mineralische Tonerde) des Herstellers LOGONA. Wie der Name Lava (von lateinisch „lavare“– „waschen“) vermuten lässt, reinigt sie Haar und Haut, ohne die natürliche Schutzschicht auszulaugen. Beide Erden unterscheiden sich nicht nur im Namen, sondern in ihrer Wirkung, wie der Hersteller erläutert: „Braune Lavaerde ist besonders empfehlenswert bei empfindlicher oder unreiner Haut, sensibler Kopfhaut, Schuppen oder fettigem Haar. Bei trockener und empfindlicher Haut oder feinem Haar empfiehlt sich die weiße Lavaerde.“
Die Produkte aus Rügener Heilkreide der Firma CMD Naturkosmetik® fühlen sich gut an: Sie lassen sich geschmeidig auftragen, wirken mattierend und ausgleichend und haben durch enthaltene Bio-Öle einen natürlichen Duft. In einigen Peelingcremes und in der Teebaumöl-Zinksalbe setzt CMD Naturkosmetik® Luvos Heilerde ein.
Die salzhaltige, nach Schwefel riechende Heilerde SIVASH der ALNOVA UG wird für die Behandlung von chronischen Krankheiten des Stütz- und Bewegungsapparates sowie Hauterkrankungen angewendet und ist
nach Aussagen von Geschäftsführer Alexey Layer ein in der EU anerkanntes Medizinprodukt, das die Bezeichnung Heilerde führen darf.
Die positiven Effekte der Fango-Heilerde macht sich auch fangocur in der Hautpflege zunutze, die auf die äußerliche Anwendung abzielt. Mineral-Cremes ohne chemische Zusätze, abgestimmt auf den jeweiligen Hauttyp, unterstützen die Haut bei Stoffwechselprozessen und pflegen. Die verschiedenen Mineralmasken befreien die Haut von angesammelten Giftstoffen, reinigen, wirken antibakteriell, bekämpfen Entzündungen und normalisieren den Stoffwechsel der Haut, weswegen sie beispielsweise bei Neurodermitis, Ekzemen, Schuppenflechte, Akne und anderen Hautproblemen zur Anwendung kommen.
Wohltuend: Verwöhnen Sie Ihren gesamten Körper und tauchen Sie ein in ein Heilerdebad! An den erdigen Geruch gewöhnt man sich schnell, zumal es mit einer samtweichen Haut belohnt.
Vielfalt für die Gesundheit
Es schadet sicherlich nicht, Heilerde und anderen Produkten aus heilenden Erden einen Platz in der Hausapotheke und im Reisegepäck einzuräumen, weil sie für eine Vielzahl von Anwendungen einsetzbar sind.
Eine breite Vielfalt an Produkten und Darreichungsformen, wie Pulver, Pasten, Kapseln, Cremes, Gel, Lotions, Masken, Salze, Granulat und Seifen erlaubt es, für die individuelle Anwendung ein passendes natürliches Produkt zu finden. Aussagen zur Qualität können stets nur die Hersteller selbst treffen.