Home, Sweet Smart Home
Ramonas Kolumne
Wie schlau sind wir eigentlich wirklich, wenn wir scheinbar noch schlauere (smarte) Geräte in unser trautes Heim einziehen lassen? An dieser Frage kommt man nicht vorbei, denn immer mehr Hersteller wollen uns Geräte mit Rundrum-sorglos-Technik verkaufen, die im Haus miteinander über WLAN vernetzt und mit dem Internet verbunden sind. Viele Deutsche nutzen heute bereits Smart-Home-Anwendungen und sind sich teilweise darüber nicht bewusst. Über Tablet oder Smartphone gesteuert sollen vernetzte Geräte mehr Komfort in unseren Alltag bringen, das Zuhause unterhaltsamer sowie sicherer machen und Kosten sowie Energie einsparen helfen. Ja wie kann das denn sein? Kostet die ganze Vernetzung etwa nichts? Und was, wenn etwas kaputt geht oder die Geräte nicht miteinander „können“, d. h. nicht kompatibel sind? Dann finde mal schnell jemanden, der das ganze Chaos wieder ordnet.
Der Begriff „Smart Home“ist zwar in aller Munde, allerdings besteht oftmals kein einheitliches Verständnis darüber, was das eigentlich ist. Aber egal, schick ist es allemal, wenn sich das intelligente Zuhause auf Tastendruck selbst kontrolliert. Menschen mit Einschränkungen könnten sicherlich hier und da von smarter Unterstützung profitieren, vorausgesetzt, sie haben das nötige Kleingeld für all die klugen Anschaffungen. Auch die lieben Kleinen kämen im Internet der Dinge (IoT) auf ihre Kosten, wenn Spielzeug mit ihnen über das Netz kommuniziert.
Weder habe ich Geld für technischen Luxus übrig noch will ich meinem Heim ein Eigenleben verpassen. Was nicht heißen soll, dass es für andere nicht toll sein kann mitzuerleben, wenn eine App den Abschluss des Waschvorgangs meldet. Doch wollen genau diese Leute in ihrem Traumurlaub am anderen Ende der Welt permanent auf das Smartphone starren, Energiewerte ablesen und womöglich miterleben, wie Einbrecher gerade ihre Wohnung ausräumen?
Der Nutzen der smarten Anwendung will sich mir in diesem Zusammenhang nicht recht erschließen. Vielleicht bin ja auch nur altmodisch und fürchte, dass bestimmte geistige und körperliche Fähigkeiten verloren gehen, wenn ich auf der Couch lümmelnd Befehle ins Smartphone eintippe. Kontrollverlust, Verkümmerung oder gar Bürde? Soweit will ich nicht gehen. Smart Home ist wohl in jeder Hinsicht eine Frage der Verhältnismäßigkeit.
Wie steht es mit der Sicherheit, wenn vernetzte Geräte jede Menge Daten hin- und herschicken? Ich meine nicht die Einbrecher, die sich vielleicht von zeitabhängigen Lichtrhythmen und Rollladenbewegungen abschrecken lassen, sondern Hacker. Warum sollten ausgerechnet Cyberkriminelle, die mit allen Tricks unsere Computer kapern, vor der vernetzten Kaffeemaschine halt machen?
Bevor ich weiter ins Grübeln gerate, werfe ich noch rasch einen Blick in den Kühlschrank. Ganz ohne App erfahre ich, was ich noch besorgen sollte. Oh, jetzt haben Sie mich aber erwischt! Beim Einkaufen verrät mir eine App etwas über die Inhaltsstoffe der Ware. Also bin ich doch nicht ganz so altmodisch …