Gesundheit!
Ramonas Kolumne
Fein säuberlich ordne ich die Belege für die Steuererklärung. Der Stapel mit den Belegen zu Ausgaben für medizinische Leistungen ist gegenüber dem Vorjahr weiter angewachsen. Auf Finanzdeutsch: Ich habe mehr Krankheitskosten zum Zweck der Heilung oder Linderung einer Krankheit aufgewendet.
Zugegeben, man wird nicht jünger, das eine oder andere Zipperlein verlangt nach einer Behandlung, die Fettpölsterchen nach einem Fitnessprogramm, die schlaflosen Nächte nach Stressabbau und der Darm nach gesunder Kost. Das kann schon mal ins Geld gehen! Leider werde ich auf vielen Kosten sitzen bleiben, denn Ausgaben für vorbeugende Maßnahmen erkennt der Fiskus nicht an. Wo aber sparen? Ich rauche nicht, ich trinke nicht, ich kiffe nicht.
Sparen scheint das Wort der Stunde zu sein und spaltet Patienten in eine Mehrklassengesellschaft. Stimmt so nicht? Die Symptome, wie weniger Ärzte, weniger Pflegepersonal, weniger Nachtdienste, stundenlange Wartezeiten, Gangbetten, völlig überarbeitete Fachärzte, massig Papierkram und knauserige Krankenkassen sprechen für einen recht kranken Patienten, das Gesundheitssystem an sich. Man muss sich bloß mal in den Wartezimmern und Stammtischen der Republik umhören.
Was mir als Kassenpatientin, inzwischen negativ behaftetes Synonym für „armes Würstchen“, ein Loch in die Haushaltskasse reißt, ist für andere zum Geschäftsmodell geworden. Um Begriffe, wie Risikostrukturausgleich und unintelligentes Sparen entbrannte im Internet
eine erbitterte Meinungsschlacht, die Ärzte und Krankenkassen wie Bösewichte der Nation aussehen lassen, weil sie Gelder und Prämien kassieren.
Einfach ist es für die Kassen ja nicht, ein Mehr von was auch immer zu verwalten und dafür immer mehr Personal einzustellen. Wobei auf Nachfrage bei einer Handvoll gesetzlicher Krankenkassen nicht jede diese Tendenz bestätigen wollte. Entweder gibt es „aus grundsätzlichen Erwägungen hierzu keine Angaben“oder aber gleich gar keine Antwort. Schweigen ist Gold. Ich hätte gerne auch was davon ab, vom dem Gold natürlich!
Es wäre einfach, nun der Pharmaindustrie den schwarzen Peter zuzuschieben. Tue ich aber nicht. Stattdessen frage ich mich, ob ich den Berg an Belegen wohl grundsätzlich einem System zu verdanken habe, an dem Krankenkassen wie Länder allzu gerne festhalten.
Mir stößt das alles ziemlich sauer auf, lebe ich doch gesundheitsbewusst. Die erkleckerliche Summe von mehreren tausend Euro an Gesundheitskosten pro Jahr belasten mich schwer, ganz gleich, wer hier wieder mal die Hand aufgehalten hat. Wenn das so weitergeht, könnte der oft ausgesprochene und gut gemeinte Wunsch „vor allem Gesundheit“vielleicht schon bald umformuliert werden in „vor allem Gesundheit und viel Geld, die auch bezahlen zu können“.