13 Raclettes
∙ Geselliges Miteinander am Esstisch
Ob romantisches Dinner für zwei oder ausgedehnte Weihnachts-Schlemmerei mit der ganzen Familie: Raclette ist eigentlich immer eine gute Idee. Braten, Grillen, Überbacken – so zahlreich wie die Zubereitungsmöglichkeiten beim Raclette ist auch die Auswahl der Geräte auf dem Markt. 13 davon haben wir getestet.
Kaum ist die letzte Grillkohle im Garten verglüht und die Außentemperaturen genauso im Keller wie die Außenbestuhlung, versammeln sich traute Runden in den wohlig warmen Wohnstuben und Esszimmern zum kulinarischen Miteinander. Gerade in der kalten Jahreszeit hat sich das Raclette aus den französischen Alpen – wobei den Schweizern hier eben soviel Ehre gebührt – auf festlich gedeckten Tischen in Deutschland klar etabliert. Zu geselligen Anlässen in kleinen bis mittelgroßen Runden erfreut sich das Raclette nunmehr seit Jahrzehnten immer größerer Beliebtheit. Wurde der aromatisch-würzige Raclette-Käse zu Ursprungszeiten noch nahe der Feuerstelle erwärmt und abgeschabt, präsentiert sich das herzhafte Vergnügen heutzutage als kompakter Tischgrill mit Ofen und Pfännchen zum Überbacken: Der Käse dafür ist in praktischer Scheibenform in jedem Supermarkt erhältlich.
Formenvielfalt für jeden Zweck
Da der Phantasie beim Zubereiten kleiner Köstlichkeiten zu Tisch beim Raclette kaum Grenzen gesetzt sind, versuchen auch die Hersteller der notwendigen Gerätschaften, durch zusätzliche Funktionen und clevere Extras auf sich Aufmerksam zu machen. Letztlich ist die Kaufentscheidung jedoch grundlegend von den Rahmenbedingungen der Verbraucherhaushalte abhängig: Ob an langen, runden oder quadratischen Tischen getafelt wird – es gibt für jede Konstellation eine Lösung. Darüber hinaus gibt es Geräte, die sich flexibel nach Sitzkonstellation aufbauen oder anpassen lassen. Ebenfalls wichtig ist die Größe: Wer ein kleines romantisches Dinner zu Zweit ausrichten möchte, kann mit einer ausladenden Variante für zehn Personen wenig anfangen. Anderorts ist die Budgetfrage entscheidend: Die Testkandidaten siedeln sich in einem weiten preislichen Feld zwischen 30 und 250 Euro an. Im Labor zeigt sich aber schnell, dass nicht jedes hochpreisige Gerät die günstigere Konkurrenz restlos auf ihre Plätze verweist – beim Überbacken mediterraner Pizza-Snacks, dem Ausbacken kleiner Pfannkuchen sowie der Zubereitung von Fleisch auf der heißen Grillplatte sprechen die Ergebnisse eine deutliche Sprache: Das Preisschild ist im Falle der Raclette-Grills keineswegs immer ein Indikator für gute Funktion und überlegene Materialqualität.
Auf zum Warmlaufen!
Im Testlabor müssen sich die in den unterschiedlichsten Formen daherkommenden Geräte zunächst um die Wette erwärmen – bis auf der Grillplatte eine Betriebstemperatur von etwa 170 Grad erreicht ist. Hierbei offenbart sich umgehend ein wesentlicher Unterschied zwischen den Aluguss-Grilloberflächen und den im Falle vieler Geräte genau 50 Prozent der Auflagefläche ausmachenden Natursteinplatten. Letztere sind nämlich von beachtlicher Dicke und erwärmen sich entsprechend langsam. Wo die beschichteten Grills bereits nach vier bis sieben Minuten gnadenlose Hitze verströmen, sind die Natursteine ausnahmslos maximal handwarm. Auch wenn den Steinplatten das schonendere Garverfahren ohne Fetteinsatz zugute gehalten werden kann, wird so mancher Endverbraucher nach geraumer Zeit einen besorgten Blick auf den Stromzähler werfen – denn gerade wenn das Gerät häufiger zum Einsatz kommt, kann durch das einseitige Erhitzen eines etwa 2 Zentimeter dicken Naturstein-Segments im offenen Raum bei rotglühenden Heizelementen kaum noch von einer schonenden Methode die Rede sein. Wer da nicht im Vorfeld den Backofen zum Vorheizen nutzt, wird Geduld haben müssen, bis auf dem Naturstein etwas gart.
Wer siegt im Dreikampf?
Ein reichlich belegter Pizza-Snack aus Weißbrot, getrockneten Tomaten und Oliven soll nun im Pfännchen mit Käse
überbacken werden – daran scheitert kein Gerät vollends, während der Suntec NC-3482 und das Gerät von Solis insbesondere durch zuschaltbare Unterhitze punkten können. So schmilzt nicht nur oben der Käse, sondern der Weißbrot-Boden wird zudem noch angenehm kross gebacken. Die modularen Raclette-Grills von Rommelsbacher können luxuriöse Platzverhältnisse in den Schubfächern vorweisen, wodurch auch besonders großzügig belegte Pfännchen nicht mit den Heizstäben in Kontakt geraten. Die Gleichmäßigkeit der Bräunung in den einzelnen Pfännchen wird am besten im Pfannkuchen-Test deutlich – dazu wird etwas Teig in die beschichteten Pfännchen gegeben und im Ofenteil ausgebacken. In den meisten Fällen zeigt sich hier: Der Genussfaktor beim Raclette kann durchaus davon abhängig sein, welchen Stellplatz unter den Heizelementen das Pfännchen abbekommt: Der Vergleich zweier Pfännchen klafft oft wie Tag und Nacht auseinander. Negativbeispiele liefern da der Steba RC 28 und beide Geräte von Silvercrest – die auch beim Grillen mit ihren auffällig dünnen Alugussplatten alt aussehen. Hier kann indes der Sieger der Kategorie Preis/ Leistung von Profi Cook mit einer herrlich gleichmäßigen Bräunung des Grillguts auftrumpfen.
Gretchenfrage Materialqualität
Da sich die Geräte trotz ihrer Formenvielfalt in der Handhabung nicht wesentlich unterscheiden, ist bei der vergleichenden Beurteilung besonderer Fokus auf die Wertigkeit der Verarbeitung zu legen. Schließlich ist auch eine einwandfrei getestete Funktion kein Kaufargument, wenn es sich bei dem Gerät um eine Eintagsfliege handelt. Nach ausgiebigem Überbacken und Grillen sind trotz beschichteter Oberflächen deutliche Schmutzrückstände möglich, so empfehlen viele Hersteller das Einweichen der benutzten Teile. Während sich nach ausgiebigem Einweichen fast alle relevanten Geräteteile problemlos reinigen lassen, offenbart hier gerade ein Vertreter der höheren Preisklasse eine eklatante Schwäche: Die Pfännchen des Suntec NC-3482 lassen nach längerem Kontakt mit Wasser an diversen Stellen untrügliche Zeichen von Flugrost erkennen. Die hochpreisigeren Geräte von Rommelsbacher und Solis hingegen setzen Maßstäbe in Sachen Verarbeitung. Auf den ersten Blick wirkt die Auswahl an Geräten so groß, dass sich Entscheidungsschwierigkeiten androhen. Deshalb lohnt der zweite Blick – im Idealfall auf unsere ausführliche Vergleichstabelle mit übersichtlichen Einzelurteilen: Zunächst sind die persönlichen Bedürfnisse wie die anvisierte Teilnehmeranzahl, die Preisklasse und das Format des Geräts mit Hinblick auf die heimische Tischkonstellation abzugleichen. Die Präferenzfrage zwischen Backen und Grillen – fast alle Geräte sind dahingehend eher einseitig veranlagt – sollte dann zu einer passgenauen Entscheidung führen. Ob es nun eines mit Naturstein sein darf, mag durchaus ebenfalls ein Kriterium darstellen. Fest steht: Wer bereit ist, etwas mehr Geld auszugeben, wird mit dem schieren Variantenreichtum und der grandiosen Verarbeitungsqualität des Testsiegers von Solis lange Freude haben. Für deutlich kleineres Geld bieten sich die Geräte von Profi Cook und Clatronic an. Wer das Raclette für romantische Abende zu zweit braucht, kommt zu guter Letzt am „Raclette für 2“von WMF kaum vorbei.