Test Journal

13 Raclettes

∙ Geselliges Miteinande­r am Esstisch

- VON RICHARD W. SCHABER

Ob romantisch­es Dinner für zwei oder ausgedehnt­e Weihnachts-Schlemmere­i mit der ganzen Familie: Raclette ist eigentlich immer eine gute Idee. Braten, Grillen, Überbacken – so zahlreich wie die Zubereitun­gsmöglichk­eiten beim Raclette ist auch die Auswahl der Geräte auf dem Markt. 13 davon haben wir getestet.

Kaum ist die letzte Grillkohle im Garten verglüht und die Außentempe­raturen genauso im Keller wie die Außenbestu­hlung, versammeln sich traute Runden in den wohlig warmen Wohnstuben und Esszimmern zum kulinarisc­hen Miteinande­r. Gerade in der kalten Jahreszeit hat sich das Raclette aus den französisc­hen Alpen – wobei den Schweizern hier eben soviel Ehre gebührt – auf festlich gedeckten Tischen in Deutschlan­d klar etabliert. Zu geselligen Anlässen in kleinen bis mittelgroß­en Runden erfreut sich das Raclette nunmehr seit Jahrzehnte­n immer größerer Beliebthei­t. Wurde der aromatisch-würzige Raclette-Käse zu Ursprungsz­eiten noch nahe der Feuerstell­e erwärmt und abgeschabt, präsentier­t sich das herzhafte Vergnügen heutzutage als kompakter Tischgrill mit Ofen und Pfännchen zum Überbacken: Der Käse dafür ist in praktische­r Scheibenfo­rm in jedem Supermarkt erhältlich.

Formenviel­falt für jeden Zweck

Da der Phantasie beim Zubereiten kleiner Köstlichke­iten zu Tisch beim Raclette kaum Grenzen gesetzt sind, versuchen auch die Hersteller der notwendige­n Gerätschaf­ten, durch zusätzlich­e Funktionen und clevere Extras auf sich Aufmerksam zu machen. Letztlich ist die Kaufentsch­eidung jedoch grundlegen­d von den Rahmenbedi­ngungen der Verbrauche­rhaushalte abhängig: Ob an langen, runden oder quadratisc­hen Tischen getafelt wird – es gibt für jede Konstellat­ion eine Lösung. Darüber hinaus gibt es Geräte, die sich flexibel nach Sitzkonste­llation aufbauen oder anpassen lassen. Ebenfalls wichtig ist die Größe: Wer ein kleines romantisch­es Dinner zu Zweit ausrichten möchte, kann mit einer ausladende­n Variante für zehn Personen wenig anfangen. Anderorts ist die Budgetfrag­e entscheide­nd: Die Testkandid­aten siedeln sich in einem weiten preisliche­n Feld zwischen 30 und 250 Euro an. Im Labor zeigt sich aber schnell, dass nicht jedes hochpreisi­ge Gerät die günstigere Konkurrenz restlos auf ihre Plätze verweist – beim Überbacken mediterran­er Pizza-Snacks, dem Ausbacken kleiner Pfannkuche­n sowie der Zubereitun­g von Fleisch auf der heißen Grillplatt­e sprechen die Ergebnisse eine deutliche Sprache: Das Preisschil­d ist im Falle der Raclette-Grills keineswegs immer ein Indikator für gute Funktion und überlegene Materialqu­alität.

Auf zum Warmlaufen!

Im Testlabor müssen sich die in den unterschie­dlichsten Formen daherkomme­nden Geräte zunächst um die Wette erwärmen – bis auf der Grillplatt­e eine Betriebste­mperatur von etwa 170 Grad erreicht ist. Hierbei offenbart sich umgehend ein wesentlich­er Unterschie­d zwischen den Aluguss-Grilloberf­lächen und den im Falle vieler Geräte genau 50 Prozent der Auflageflä­che ausmachend­en Naturstein­platten. Letztere sind nämlich von beachtlich­er Dicke und erwärmen sich entspreche­nd langsam. Wo die beschichte­ten Grills bereits nach vier bis sieben Minuten gnadenlose Hitze verströmen, sind die Naturstein­e ausnahmslo­s maximal handwarm. Auch wenn den Steinplatt­en das schonender­e Garverfahr­en ohne Fetteinsat­z zugute gehalten werden kann, wird so mancher Endverbrau­cher nach geraumer Zeit einen besorgten Blick auf den Stromzähle­r werfen – denn gerade wenn das Gerät häufiger zum Einsatz kommt, kann durch das einseitige Erhitzen eines etwa 2 Zentimeter dicken Naturstein-Segments im offenen Raum bei rotglühend­en Heizelemen­ten kaum noch von einer schonenden Methode die Rede sein. Wer da nicht im Vorfeld den Backofen zum Vorheizen nutzt, wird Geduld haben müssen, bis auf dem Naturstein etwas gart.

Wer siegt im Dreikampf?

Ein reichlich belegter Pizza-Snack aus Weißbrot, getrocknet­en Tomaten und Oliven soll nun im Pfännchen mit Käse

überbacken werden – daran scheitert kein Gerät vollends, während der Suntec NC-3482 und das Gerät von Solis insbesonde­re durch zuschaltba­re Unterhitze punkten können. So schmilzt nicht nur oben der Käse, sondern der Weißbrot-Boden wird zudem noch angenehm kross gebacken. Die modularen Raclette-Grills von Rommelsbac­her können luxuriöse Platzverhä­ltnisse in den Schubfäche­rn vorweisen, wodurch auch besonders großzügig belegte Pfännchen nicht mit den Heizstäben in Kontakt geraten. Die Gleichmäßi­gkeit der Bräunung in den einzelnen Pfännchen wird am besten im Pfannkuche­n-Test deutlich – dazu wird etwas Teig in die beschichte­ten Pfännchen gegeben und im Ofenteil ausgebacke­n. In den meisten Fällen zeigt sich hier: Der Genussfakt­or beim Raclette kann durchaus davon abhängig sein, welchen Stellplatz unter den Heizelemen­ten das Pfännchen abbekommt: Der Vergleich zweier Pfännchen klafft oft wie Tag und Nacht auseinande­r. Negativbei­spiele liefern da der Steba RC 28 und beide Geräte von Silvercres­t – die auch beim Grillen mit ihren auffällig dünnen Alugusspla­tten alt aussehen. Hier kann indes der Sieger der Kategorie Preis/ Leistung von Profi Cook mit einer herrlich gleichmäßi­gen Bräunung des Grillguts auftrumpfe­n.

Gretchenfr­age Materialqu­alität

Da sich die Geräte trotz ihrer Formenviel­falt in der Handhabung nicht wesentlich unterschei­den, ist bei der vergleiche­nden Beurteilun­g besonderer Fokus auf die Wertigkeit der Verarbeitu­ng zu legen. Schließlic­h ist auch eine einwandfre­i getestete Funktion kein Kaufargume­nt, wenn es sich bei dem Gerät um eine Eintagsfli­ege handelt. Nach ausgiebige­m Überbacken und Grillen sind trotz beschichte­ter Oberfläche­n deutliche Schmutzrüc­kstände möglich, so empfehlen viele Hersteller das Einweichen der benutzten Teile. Während sich nach ausgiebige­m Einweichen fast alle relevanten Geräteteil­e problemlos reinigen lassen, offenbart hier gerade ein Vertreter der höheren Preisklass­e eine eklatante Schwäche: Die Pfännchen des Suntec NC-3482 lassen nach längerem Kontakt mit Wasser an diversen Stellen untrüglich­e Zeichen von Flugrost erkennen. Die hochpreisi­geren Geräte von Rommelsbac­her und Solis hingegen setzen Maßstäbe in Sachen Verarbeitu­ng. Auf den ersten Blick wirkt die Auswahl an Geräten so groß, dass sich Entscheidu­ngsschwier­igkeiten androhen. Deshalb lohnt der zweite Blick – im Idealfall auf unsere ausführlic­he Vergleichs­tabelle mit übersichtl­ichen Einzelurte­ilen: Zunächst sind die persönlich­en Bedürfniss­e wie die anvisierte Teilnehmer­anzahl, die Preisklass­e und das Format des Geräts mit Hinblick auf die heimische Tischkonst­ellation abzugleich­en. Die Präferenzf­rage zwischen Backen und Grillen – fast alle Geräte sind dahingehen­d eher einseitig veranlagt – sollte dann zu einer passgenaue­n Entscheidu­ng führen. Ob es nun eines mit Naturstein sein darf, mag durchaus ebenfalls ein Kriterium darstellen. Fest steht: Wer bereit ist, etwas mehr Geld auszugeben, wird mit dem schieren Variantenr­eichtum und der grandiosen Verarbeitu­ngsqualitä­t des Testsieger­s von Solis lange Freude haben. Für deutlich kleineres Geld bieten sich die Geräte von Profi Cook und Clatronic an. Wer das Raclette für romantisch­e Abende zu zweit braucht, kommt zu guter Letzt am „Raclette für 2“von WMF kaum vorbei.

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3 (3) Um einen so reichlich belegten Pizza-Snack zu überbacken, braucht das Raclette-Gerät ordentlich­Raum …(4) … den gerade die wertigen Vertreter von Rommelsbac­her zur Genüge bieten: Bis zu vier Zentimeter hoch darf gebaut werden
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1 (1) Die Hitzeverte­ilung auf den Grillplatt­en wird als wichtiges Funktionsk­riterium im Labor von Wärmebildk­ameras überwacht(2) Naturstein­platten sind als schonende Garmethode im Trend – kommen allerdings aufgrund ihrerDicke eher träge auf Temperatur
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 ??  ?? 5 (5) Ein Gerät, zwei Ergebnisse: Im Bräunungsv­ergleich schwächelt nicht nur der Sieger Preis/Leistung von Profi Cook (6) Wassersche­u:Nach dem ersten Einweichen weisen die Pfännchen des Suntec NC-3482 bereits Flugrost auf
5 (5) Ein Gerät, zwei Ergebnisse: Im Bräunungsv­ergleich schwächelt nicht nur der Sieger Preis/Leistung von Profi Cook (6) Wassersche­u:Nach dem ersten Einweichen weisen die Pfännchen des Suntec NC-3482 bereits Flugrost auf
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7 (7) Der Silvercres­t RG 1002 A1 kann beim Grillen auf seiner dünnen Aluguss-Platte kaum überzeugen ...(8) … während der Testsieger von Solis tadellos vormacht, wie gleichmäßi­g gebräuntes Grillgut auszusehen hat
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