3 Waschtrockner
Waschtrockner vereinen die Funktionen von Waschmaschinen und Trocknern in einem Gerät – und ein wesentlicher Anstieg der Nachfrage nach den Alleskönnern ist nur noch eine Frage der Zeit. Ob die Hybriden ihren Vorfahren jetzt schon das Wasser reichen könne
∙ Zeitsparende Kombigeräte?
Wer braucht eigentlich einen Waschtrockner? Waschmaschinen sind nahezu überall bereits vorhanden und wo kein separater Trockner bereits seine Arbeit tut, kommen noch ganz altmodisch Wäscheleine und Trockengestell zum Einsatz. Welche bestechenden Vorteile bietet also ein in der Anschaffung potentiell kostenempfindlicher Hybrid? Bei genauer Betrachtung zeigt sich: Im Wandel der Zeit ändern sich auch die Bedürfnislagen der Haushalte und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit werden wir Waschtrockner zukünftig nahezu überall antreffen. Die Begründung dafür liegt eigentlich auf der Hand:
Logistikalbtraum Wäsche
In mehrköpfigen Haushalten mit hohem Schmutzwäscheaufkommen rotiert die treue Waschmaschine nahezu rund um die Uhr. Die Nahtlosigkeit von einem Waschgang und dem unumgänglichen Aufhängen der Wäsche voll Restfeuchte oder dem Befüllen und Starten des Trockners ist dabei nicht zu vernachlässigen. In der Waschtrommel verbliebene klamme Kleidungsstücke strafen die Säumigen auch nach dem Trocknen nicht selten noch mit unangenehmer Geruchsentwicklung. Die Schmutzentfernung ist zwar gelungen, aber die Frische der Wäsche ist jedoch kaum akzeptabel. Ein modriger Geruch in der Bürokleidung, dem Bettbezug oder dem Sportoutfit ist eher ein Grund dafür, dass ein Wäschestück unbenutzt zurück in den Waschkorb wandert. Nun nimmt die Zahl der Haushalte stetig zu, in denen die Waschküche Vollzeit nicht mehr dauerhaft besetzt sein kann. Nahezu alle Paare mit Kindern sind mittlerweile außerhalb der kurzen Elternzeit voll berufstätig. Da bleibt kaum Zeit für den Tanz um die Restzeitanzeige der Waschmaschine.
Das Problem aller Singles
Der Singlehaushalt hat in der Regel andere Probleme als eine Großfamilie - in diesem Fall allerdings verlaufen die Szenarien im Endeffekt sehr ähnlich: Es muss zwar weniger gewaschen werden – jedoch ist gegebenenfalls den ganzen Tag niemand zur Stelle, der die Wäsche aufhängen oder in den Trockner befördern kann. Arbeit, Erledigungen, Termine und Freizeitgestaltung lassen viele allein wohnende Singles größte Teile des Tages außer Haus verbringen. Nun ist eine vor dem Arbeitsantritt angesetzte Wäsche im Frühabend auch nicht mehr frisch und so lebt eine alleinstehende Person schnell im gnadenlosen Takt ihrer Waschmaschine, sofern sie den Anforderungen sorgfältig gepflegter Wäsche gerecht werden will - oder im Fall von Berufskleidung sogar muss. Nicht wenige lassen deshalb wesentliche Teile ihrer Wäsche reinigen – doch das geht auf Dauer spürbar ins Geld und stellt eine weitere nicht unwesentliche logistische Position auf dem Tagesplan dar. So stellt sich gerade für viele Alleinstehende die Frage: Wie wäre es, wenn die Wäsche morgens angesetzt – und dann später schranktrocken aus der gleichen Maschine geholt werden könnte? Hier kommen als heimische Lösung eigentlich nur Waschtrockner in Frage.
Worauf kommt es wirklich an?
Natürlich drängt sich vor der Anschaffung eines solchen Großgeräts die Frage auf, ob die Hybriden aus Waschmaschine und Trockner auch halten, was sie versprechen. Um diese Frage klar beantworten zu können, werden drei Geräte namhafter Hersteller im Testlabor mit unterschiedlichen Aufgaben konfrontiert – wobei besonderes Augenmerk nicht nur auf Waschkraft, Trockenleistung und Arbeitszeit sondern auch auf die empfindliche Position des Energieverbrauchs gelegt wurde.
Wer tanzt aus der Reihe?
Die Zukunft kommt – und zwar in Form der drei Testgeräte der Hersteller Grundig, AEG und Sharp zunächst eher un-
auffällig daher: In Größe und Gewicht sowie Design unterscheiden sich die Hybriden nicht wirklich von herkömmlichen Waschmaschinen. Vor der Inbetriebnahme der Geräte im Labor muss – ebenso wie im Eigenheim – zunächst auf eine sachgerechte Entfernung der Transportsicherungen gedacht werden. Diese sind in unterschiedlicher Anzahl stets vorhanden und befinden sich in der Regel auf der Rückseite der Maschine. Sie fixieren das Gegengewicht, welches bei Betrieb die Schleuderbewegungen der Waschtrommel ausgleicht und den Maschinen ihr stattliches Gewicht verleiht. Im Wesentlichen bestehen die Transportsicherungen aus langen Gewindeschrauben, die durch Plastikfassungen in die Rückseite der Maschinen eingelassen sind. Werden diese nicht entfernt, kann das Gegengewicht nicht frei schwingen. So überträgt sich die Schleuderkraft der Maschine auf deren Gehäuse und lässt sie sprichwörtlich aus der Reihe tanzen. Hier haben alle Hersteller nachzubessern: In den Bedienungsanleitungen verdient der Hinweis auf die Transportsicherungen einen deutlich prominenteren Platz – Sharp hat zumindest einen separaten Hinweiszettel beigelegt. Ebenso sind die Maschinen im Auslieferungszustand mit Aufklebern übersät, die auf Vorzüge des Produkts hinweisen – ein Aufkleber mit der wesentlichen Warnung bezüglich der Sicherungen wäre da wohl kein Ding der Unmöglichkeit.
Wer wäscht wirklich weiß?
Im Test müssen die Waschtrockner im Labor leisten, was man auch ihren Vorgängern abverlangt: Zunächst wird ein Berg weißer Wäsche – bestehend aus Hemden, Handtüchern, Kissenbezügen und großen Bettlaken – im heißesten Programm zwischen 90 und 95 Grad gewaschen. Das Trockengewicht der Wäschestücke beträgt dabei etwa 4,3 kg und ein sogenannter Fleckenmonitor wird beigelegt, um die effektive Waschleistung der einzelnen Geräte vergleichend bewerten zu können. Dabei sind alltagstypische Flecken, die eigentlich jedes weiße Wäschestück zuverlässig ruinieren: Kaffee, Schwarztee, Rotwein, Ketchup, Öl und Lippenstift mit kräftigem Farbton. Die benötigte Waschzeit wird von den modernen Maschinen nach Befüllung automatisch ausgerechnet, korrigiert sich gegebenenfalls während des Betriebs und beläuft sich schlussendlich bei allen Maschinen auf 180 bis 215 Minuten. Hier fällt auf: Das Gerät von Grundig lässt sowohl beim Waschen als auch im darauf folgenden Trockengang den Stromzähler am fleißigsten Mitlaufen. Währenddessen ist das Ergebnis der Fleckenmonitore recht klar: Auch im heißesten Waschgang ist den eingetrockneten Rotweinflecken und dem dunklen Lippenstift ohne zusätzliche Behandlung nicht beizukommen – das Gerät von AEG zeigt hier aber im Vergleich die mit Abstand beste Leistung. In Sachen Restfeuchtigkeit nach dem Schleudergang sind keine signifikanten Unterschiede zwischen den Testgeräten zu nennen.
Innen zu kalt, außen zu heiß
Bei der Kochwäsche mit 90 Grad sollen nicht nur hartnäckige Fläcken aus strapazierfähigen Textilien entfernt werden – die Desinfektion der Wäsche, oft Arbeitskleidung aus Gesundheitsberufen, ist ein wichtiger Teilaspekt des heißesten Waschprogramms. Doch erreichen die Maschinen auch die versprochenen hohen Temperaturen, um gesundheitsgefährdenden Keimen und Erregern restlos den Gar auszumachen? Der Test zeigt: Kein Gerät kommt der anvisierten Temperatur auch nur nahe.
Die in den Waschtrommeln installierten Temperaturfühler lassen daran keinen Zweifel. Anderorts erreichen die Maschinen jedoch ungewöhnlich hohe Gradzahlen – jedoch eher ungewollt: Die Außenscheibe des Bullauges des Grundig-Geräts erreicht im heißen Waschgang eine Temperatur von über 62 Grad. Auch der AEG-Waschtrockner weist an gleicher Stelle knapp 50 Grad Oberflächentemperatur auf. Hier besteht gerade für Kleinkinder eine gewisse Verletzungsgefahr. Nur der Waschtrockner von Sharp verzeichnet in der Hinsicht angenehm unauffällige Werte.
Knappe Ergebnisse
Auch im ECO-Modus erreichen die Maschinen nicht die versprochenen 60 Grad – die Beigabe eines Hygienespülers scheint so im Hinblick auf zuverlässige Keimfreiheit der Wäsche in jedem Durchgang ratsam. Das Waschergebnis ist im Vergleich diesmal nicht so eindeutig wie bei der Kochwäsche, doch kann auch hier AEG tendenziell die beste Leistung verzeichnen. Die jeweiligen Trockengänge nach dem Waschen liefern angesichts geringer Restfeuchte durchaus annehmbare Ergebnisse – wenngleich die eine Dauer von mehr als 3 Stunden auch bei großen Wäschemengen ebenso ausufernd erscheint wie der gemessene Energieverbauch. Hierbei sei angemerkt, dass auch klassische strombetriebene Trockner nach wie vor einen gnadenlosen Energiekonsum verzeichnen. Im Wasserverbrauch verhalten sich sämtliche Geräte gleichermaßen unauffällig. Es lässt sich mit Sicherheit sagen, dass diese Position bei den Betriebskosten gemessen am Stromverbrauch nicht mehr als ein statistisches Rauschen darstellt.
Lohnt sich die Anschaffung?
Wie ratsam es ist, zum Kauf eines Waschtrockners zu schreiten, hängt ganz von der häuslichen Bedürfnislage ab: Gerade berufstätige Singles profitieren in jedem Fall massiv von der Arbeit der Allrounder – diese lösen schließlich ein empfindliches logistisches Nadelöhr im Haushalt. Hinzu kommt die enorme Platzersparnis, da statt zwei wuchtigen Geräten nur noch Stellplatz für eines benötigt wird. Auch der recht hohe Energieverbrauch sollte den Meisten im Gegensatz zur notgedrungenen Nutzung von Wäscherei-Services kein Loch in die Tasche reißen. Gerade kleinere Wäschemengen bewältigen die Geräte relativ spielend – ein weiterer Pluspunkt für Kleinhaushalte, die nicht zu viel Wäsche auflaufen lassen. Auch für Familien mit engem Zeitplan kann ein Waschtrockner große Erleichterung in den Haushalt bringen. Fazit also: Die Zukunft gehört zweifellos den Alleskönnern – wer heute nicht mehr die Zeit für ausgiebiges Wäscheverladen hat, kann sich den zukunftsweisenden Geräten aus unserem Labortest bereits getrost anvertrauen.