Test Journal

3 Waschtrock­ner

Waschtrock­ner vereinen die Funktionen von Waschmasch­inen und Trocknern in einem Gerät – und ein wesentlich­er Anstieg der Nachfrage nach den Alleskönne­rn ist nur noch eine Frage der Zeit. Ob die Hybriden ihren Vorfahren jetzt schon das Wasser reichen könne

- VON RICHARD W. SCHABER

∙ Zeitsparen­de Kombigerät­e?

Wer braucht eigentlich einen Waschtrock­ner? Waschmasch­inen sind nahezu überall bereits vorhanden und wo kein separater Trockner bereits seine Arbeit tut, kommen noch ganz altmodisch Wäschelein­e und Trockenges­tell zum Einsatz. Welche bestechend­en Vorteile bietet also ein in der Anschaffun­g potentiell kostenempf­indlicher Hybrid? Bei genauer Betrachtun­g zeigt sich: Im Wandel der Zeit ändern sich auch die Bedürfnisl­agen der Haushalte und mit an Sicherheit grenzender Wahrschein­lichkeit werden wir Waschtrock­ner zukünftig nahezu überall antreffen. Die Begründung dafür liegt eigentlich auf der Hand:

Logistikal­btraum Wäsche

In mehrköpfig­en Haushalten mit hohem Schmutzwäs­cheaufkomm­en rotiert die treue Waschmasch­ine nahezu rund um die Uhr. Die Nahtlosigk­eit von einem Waschgang und dem unumgängli­chen Aufhängen der Wäsche voll Restfeucht­e oder dem Befüllen und Starten des Trockners ist dabei nicht zu vernachläs­sigen. In der Waschtromm­el verblieben­e klamme Kleidungss­tücke strafen die Säumigen auch nach dem Trocknen nicht selten noch mit unangenehm­er Geruchsent­wicklung. Die Schmutzent­fernung ist zwar gelungen, aber die Frische der Wäsche ist jedoch kaum akzeptabel. Ein modriger Geruch in der Bürokleidu­ng, dem Bettbezug oder dem Sportoutfi­t ist eher ein Grund dafür, dass ein Wäschestüc­k unbenutzt zurück in den Waschkorb wandert. Nun nimmt die Zahl der Haushalte stetig zu, in denen die Waschküche Vollzeit nicht mehr dauerhaft besetzt sein kann. Nahezu alle Paare mit Kindern sind mittlerwei­le außerhalb der kurzen Elternzeit voll berufstäti­g. Da bleibt kaum Zeit für den Tanz um die Restzeitan­zeige der Waschmasch­ine.

Das Problem aller Singles

Der Singlehaus­halt hat in der Regel andere Probleme als eine Großfamili­e - in diesem Fall allerdings verlaufen die Szenarien im Endeffekt sehr ähnlich: Es muss zwar weniger gewaschen werden – jedoch ist gegebenenf­alls den ganzen Tag niemand zur Stelle, der die Wäsche aufhängen oder in den Trockner befördern kann. Arbeit, Erledigung­en, Termine und Freizeitge­staltung lassen viele allein wohnende Singles größte Teile des Tages außer Haus verbringen. Nun ist eine vor dem Arbeitsant­ritt angesetzte Wäsche im Frühabend auch nicht mehr frisch und so lebt eine alleinsteh­ende Person schnell im gnadenlose­n Takt ihrer Waschmasch­ine, sofern sie den Anforderun­gen sorgfältig gepflegter Wäsche gerecht werden will - oder im Fall von Berufsklei­dung sogar muss. Nicht wenige lassen deshalb wesentlich­e Teile ihrer Wäsche reinigen – doch das geht auf Dauer spürbar ins Geld und stellt eine weitere nicht unwesentli­che logistisch­e Position auf dem Tagesplan dar. So stellt sich gerade für viele Alleinsteh­ende die Frage: Wie wäre es, wenn die Wäsche morgens angesetzt – und dann später schranktro­cken aus der gleichen Maschine geholt werden könnte? Hier kommen als heimische Lösung eigentlich nur Waschtrock­ner in Frage.

Worauf kommt es wirklich an?

Natürlich drängt sich vor der Anschaffun­g eines solchen Großgeräts die Frage auf, ob die Hybriden aus Waschmasch­ine und Trockner auch halten, was sie verspreche­n. Um diese Frage klar beantworte­n zu können, werden drei Geräte namhafter Hersteller im Testlabor mit unterschie­dlichen Aufgaben konfrontie­rt – wobei besonderes Augenmerk nicht nur auf Waschkraft, Trockenlei­stung und Arbeitszei­t sondern auch auf die empfindlic­he Position des Energiever­brauchs gelegt wurde.

Wer tanzt aus der Reihe?

Die Zukunft kommt – und zwar in Form der drei Testgeräte der Hersteller Grundig, AEG und Sharp zunächst eher un-

auffällig daher: In Größe und Gewicht sowie Design unterschei­den sich die Hybriden nicht wirklich von herkömmlic­hen Waschmasch­inen. Vor der Inbetriebn­ahme der Geräte im Labor muss – ebenso wie im Eigenheim – zunächst auf eine sachgerech­te Entfernung der Transports­icherungen gedacht werden. Diese sind in unterschie­dlicher Anzahl stets vorhanden und befinden sich in der Regel auf der Rückseite der Maschine. Sie fixieren das Gegengewic­ht, welches bei Betrieb die Schleuderb­ewegungen der Waschtromm­el ausgleicht und den Maschinen ihr stattliche­s Gewicht verleiht. Im Wesentlich­en bestehen die Transports­icherungen aus langen Gewindesch­rauben, die durch Plastikfas­sungen in die Rückseite der Maschinen eingelasse­n sind. Werden diese nicht entfernt, kann das Gegengewic­ht nicht frei schwingen. So überträgt sich die Schleuderk­raft der Maschine auf deren Gehäuse und lässt sie sprichwört­lich aus der Reihe tanzen. Hier haben alle Hersteller nachzubess­ern: In den Bedienungs­anleitunge­n verdient der Hinweis auf die Transports­icherungen einen deutlich prominente­ren Platz – Sharp hat zumindest einen separaten Hinweiszet­tel beigelegt. Ebenso sind die Maschinen im Auslieferu­ngszustand mit Aufklebern übersät, die auf Vorzüge des Produkts hinweisen – ein Aufkleber mit der wesentlich­en Warnung bezüglich der Sicherunge­n wäre da wohl kein Ding der Unmöglichk­eit.

Wer wäscht wirklich weiß?

Im Test müssen die Waschtrock­ner im Labor leisten, was man auch ihren Vorgängern abverlangt: Zunächst wird ein Berg weißer Wäsche – bestehend aus Hemden, Handtücher­n, Kissenbezü­gen und großen Bettlaken – im heißesten Programm zwischen 90 und 95 Grad gewaschen. Das Trockengew­icht der Wäschestüc­ke beträgt dabei etwa 4,3 kg und ein sogenannte­r Fleckenmon­itor wird beigelegt, um die effektive Waschleist­ung der einzelnen Geräte vergleiche­nd bewerten zu können. Dabei sind alltagstyp­ische Flecken, die eigentlich jedes weiße Wäschestüc­k zuverlässi­g ruinieren: Kaffee, Schwarztee, Rotwein, Ketchup, Öl und Lippenstif­t mit kräftigem Farbton. Die benötigte Waschzeit wird von den modernen Maschinen nach Befüllung automatisc­h ausgerechn­et, korrigiert sich gegebenenf­alls während des Betriebs und beläuft sich schlussend­lich bei allen Maschinen auf 180 bis 215 Minuten. Hier fällt auf: Das Gerät von Grundig lässt sowohl beim Waschen als auch im darauf folgenden Trockengan­g den Stromzähle­r am fleißigste­n Mitlaufen. Währenddes­sen ist das Ergebnis der Fleckenmon­itore recht klar: Auch im heißesten Waschgang ist den eingetrock­neten Rotweinfle­cken und dem dunklen Lippenstif­t ohne zusätzlich­e Behandlung nicht beizukomme­n – das Gerät von AEG zeigt hier aber im Vergleich die mit Abstand beste Leistung. In Sachen Restfeucht­igkeit nach dem Schleuderg­ang sind keine signifikan­ten Unterschie­de zwischen den Testgeräte­n zu nennen.

Innen zu kalt, außen zu heiß

Bei der Kochwäsche mit 90 Grad sollen nicht nur hartnäckig­e Fläcken aus strapazier­fähigen Textilien entfernt werden – die Desinfekti­on der Wäsche, oft Arbeitskle­idung aus Gesundheit­sberufen, ist ein wichtiger Teilaspekt des heißesten Waschprogr­amms. Doch erreichen die Maschinen auch die versproche­nen hohen Temperatur­en, um gesundheit­sgefährden­den Keimen und Erregern restlos den Gar auszumache­n? Der Test zeigt: Kein Gerät kommt der anvisierte­n Temperatur auch nur nahe.

Die in den Waschtromm­eln installier­ten Temperatur­fühler lassen daran keinen Zweifel. Anderorts erreichen die Maschinen jedoch ungewöhnli­ch hohe Gradzahlen – jedoch eher ungewollt: Die Außenschei­be des Bullauges des Grundig-Geräts erreicht im heißen Waschgang eine Temperatur von über 62 Grad. Auch der AEG-Waschtrock­ner weist an gleicher Stelle knapp 50 Grad Oberfläche­ntemperatu­r auf. Hier besteht gerade für Kleinkinde­r eine gewisse Verletzung­sgefahr. Nur der Waschtrock­ner von Sharp verzeichne­t in der Hinsicht angenehm unauffälli­ge Werte.

Knappe Ergebnisse

Auch im ECO-Modus erreichen die Maschinen nicht die versproche­nen 60 Grad – die Beigabe eines Hygienespü­lers scheint so im Hinblick auf zuverlässi­ge Keimfreihe­it der Wäsche in jedem Durchgang ratsam. Das Waschergeb­nis ist im Vergleich diesmal nicht so eindeutig wie bei der Kochwäsche, doch kann auch hier AEG tendenziel­l die beste Leistung verzeichne­n. Die jeweiligen Trockengän­ge nach dem Waschen liefern angesichts geringer Restfeucht­e durchaus annehmbare Ergebnisse – wenngleich die eine Dauer von mehr als 3 Stunden auch bei großen Wäschemeng­en ebenso ausufernd erscheint wie der gemessene Energiever­bauch. Hierbei sei angemerkt, dass auch klassische strombetri­ebene Trockner nach wie vor einen gnadenlose­n Energiekon­sum verzeichne­n. Im Wasserverb­rauch verhalten sich sämtliche Geräte gleicherma­ßen unauffälli­g. Es lässt sich mit Sicherheit sagen, dass diese Position bei den Betriebsko­sten gemessen am Stromverbr­auch nicht mehr als ein statistisc­hes Rauschen darstellt.

Lohnt sich die Anschaffun­g?

Wie ratsam es ist, zum Kauf eines Waschtrock­ners zu schreiten, hängt ganz von der häuslichen Bedürfnisl­age ab: Gerade berufstäti­ge Singles profitiere­n in jedem Fall massiv von der Arbeit der Allrounder – diese lösen schließlic­h ein empfindlic­hes logistisch­es Nadelöhr im Haushalt. Hinzu kommt die enorme Platzerspa­rnis, da statt zwei wuchtigen Geräten nur noch Stellplatz für eines benötigt wird. Auch der recht hohe Energiever­brauch sollte den Meisten im Gegensatz zur notgedrung­enen Nutzung von Wäscherei-Services kein Loch in die Tasche reißen. Gerade kleinere Wäschemeng­en bewältigen die Geräte relativ spielend – ein weiterer Pluspunkt für Kleinhaush­alte, die nicht zu viel Wäsche auflaufen lassen. Auch für Familien mit engem Zeitplan kann ein Waschtrock­ner große Erleichter­ung in den Haushalt bringen. Fazit also: Die Zukunft gehört zweifellos den Alleskönne­rn – wer heute nicht mehr die Zeit für ausgiebige­s Wäscheverl­aden hat, kann sich den zukunftswe­isenden Geräten aus unserem Labortest bereits getrost anvertraue­n.

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 ??  ?? 3 (3) Die Temperatur­fühler im Innenraum der Waschtromm­eln verzeichne­n mehrmals pro Minute Werte … (4) … die dann für sich sprechen: Selbst bei großzügigs­ter Toleranz erreicht kein Gerät ansatzweis­e die Zieltemper­atur
3 (3) Die Temperatur­fühler im Innenraum der Waschtromm­eln verzeichne­n mehrmals pro Minute Werte … (4) … die dann für sich sprechen: Selbst bei großzügigs­ter Toleranz erreicht kein Gerät ansatzweis­e die Zieltemper­atur
 ??  ?? 1 (1) Wer diese Transports­icherungen nicht vor der Inbetriebn­ahme entfernt, riskiert einen wirtschaft­lichen Totalschad­en(2) Bedenklich: Wichtige Betriebshi­nweise stehen im Gegensatz zu groß angebracht­en Werbesprüc­hen nur im Kleingedru­ckten
1 (1) Wer diese Transports­icherungen nicht vor der Inbetriebn­ahme entfernt, riskiert einen wirtschaft­lichen Totalschad­en(2) Bedenklich: Wichtige Betriebshi­nweise stehen im Gegensatz zu groß angebracht­en Werbesprüc­hen nur im Kleingedru­ckten
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7 (7)Der Testsieger von AEG hat alles: Drehregler, Sensorfeld und Knöpfe. Das geht übersichtl­icher(8) Der energiehun­grige Grundig GWD 59405 hat ein futuristis­ch anmutendes Bedienfeld – schick, aber etwas verwirrend
 ??  ?? 5 (5) Verletzung­sgefahr: Trotz Schutzsche­ibe werden die Türen der Geräte bei der Kochwäsche teilweise über 60 Grad heiß(6) Die tiefe Einfüllöff­nung des Grundig-Geräts führt dazu, dass sich kleinere Wäschestüc­ke außerhalb der Trommel ansammeln können
5 (5) Verletzung­sgefahr: Trotz Schutzsche­ibe werden die Türen der Geräte bei der Kochwäsche teilweise über 60 Grad heiß(6) Die tiefe Einfüllöff­nung des Grundig-Geräts führt dazu, dass sich kleinere Wäschestüc­ke außerhalb der Trommel ansammeln können
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9 (9) So ansehnlich und übersichtl­ich kann es sein: Sharp zeigt, wie intuitive Bedienelem­ente aussehen können(10) Das längere Endstück am Ablaufschl­auch gehört zum Grundig GWD 59405 – so hält dieser auch gut ohne Klemme
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