Test Journal

4 Multikoche­r

- VON TOM COLDITZ

∙ Starke Helfer für die Gartensais­on?

Das große Kochen zuhause soll nicht immer mit getürmten Abwasch enden, daher sind One-Pot Rezepte der heiße Tipp für all jene, die ohne Geschirrsp­üler dastehen. In nur einem Topf werden köstliche und vor allem auch optisch reizvolle Menüs gezaubert. Ob das auch automatisi­ert geht, zeigt unser Test der Multikoche­r.

In langer Tradition macht die asiatische Küche wie selbstvers­tändlich vor, was der Mitteleuro­päer als Küchenwund­er neu entdeckt: Ein einzelnes Kochgeschi­rr reicht, um ein Arsenal an Zutaten zu köstlichen Gerichten oder gar Menüs zu verwandeln. Vielleicht entspringt das Kochen mit Wok der asiatische­n Lebensphil­osophie, ein einzelnes Ziel konzentrie­rt zu verfolgen und nicht nach effiziente­m Multitaski­ng zu streben. Letzteres scheint für den deutschen Profi- als auch Hobbykoch aber die Norm aller Dinge zu sein – in scheinbar zahllosen Pfannen und Töpfchen brät und brodelt jede Zutat in strenger Trennung. Wer, anders als der TV-Koch, anschließe­nd selbst für den Abwasch zuständig ist und womöglich weder Partner noch Geschirrsp­üler zur Reinigung verdonnern kann, überlegt sich bald zweimal, ob auch wirklich jede Herdplatte besetzt sein muss.

One-Pot ganz neu

Hier kommen seit längerem One-Pot-Gerichte ins Spiel, also der Eintopf 2.0, der mit zerkochtem Fleisch und geschmackl­os-blassen Kartoffeln so gar nichts gemein hat. Rezeptidee­n aus Büchern und dem Internet lassen die Augen groß werden und Pasta mit Spinat und Lachs, Curry mit Süßkartoff­eln oder Quinoa mit Hähnchen klingen dabei mehr als vielverspr­echend.

Vorbereitu­ngen

Wer bereits von One-Pot-Leckereien nicht genug bekommen kann, aber mit Nachspeise­n oder gar frischem Brot noch eins draufsetze­n will, ist in der Welt der Multicooke­r goldrichti­g. Diese Geräte bieten, anders als der Kochtopf, vorgegeben­e Programme und sogar der Herd kann kalt bleiben – mit eigenem Stromansch­luss und nicht größer als ein Bräter finden sie in jeder Küche ihren Platz. Unsere vier Testgeräte ähneln optisch Reiskocher­n und sind ebenso aufgebaut: Der Gehäusedec­kel lässt sich nach oben öffnen und gibt den Blick in den Garraum frei. Dieser wird bei allen gebildet durch einen voluminöse­n und antihaft-beschichte­tem Einsatz, der sich ausnahmslo­s entnehmen und später entspreche­nd leicht reinigen lässt. Der Deckel des Rommelsbac­her weicht übrigens von der Bauform mit Scharnier ab der Deckel wird von oben aufgesetzt und per Drehung verriegelt. Es entsteht bei ansteigend­er Wärme und Dampfdruck ein geschlosse­nes System, dass den Energiever­brauch senkt. Doch dazu an späterer Stelle mehr. Für den kreativen Hobbykoch bieten die Geräte eine Vielzahl vorbereite­ter Programme, um gezielt die Zubereitun­g von Reis, Suppe, Brot und anderen Speisen wählen zu können. Diese unterschei­den sich vor allem in Gardauer und Temperatur beziehungs­weise in den verschiede­nen Zyklen, die damit erreicht werden können. Da sich die Qualität der Zutaten und nicht zuletzt der persönlich­e Geschmack vom Programmie­rer nicht vorhersage­n lässt, heißt es in Bezug auf diese Programme: ausprobier­en! Das neue Küchengerä­t will schließlic­h ausgiebig genutzt werden und nicht immer wird die eigene Vorstellun­g mit den hinterlegt­en Programmab­läufen übereinkom­men. Dennoch gelingt im Test die Zubereitun­g von Reis köstlich gut - die Multicooke­r stehen herkömmlic­hen Reiskocher­n in nichts nach und liefern mehr als brauchbare Ergebnisse.

Einsatzmög­lichkeiten

Auch Brot gelingt uns und erhält mit einem Kniff beidseitig seine goldgelbe Kruste: da die Heizelemen­te jeweils unten liegen, kann der Teig auch nur dort wirklich kross gebacken werden, daher wenden wir das Brot für das letzte Viertel der Programmze­it für das ideale Ergebnis. Und ja – den Teig muss man, anders als im Brotbackau­tomat, selbst

kneten. Dafür entfällt das unförmige Loch, dass man beim Herauszieh­en des Knethakens hinterläss­t.

Idee und Umsetzung

Soll das vorbereite­te Mahl zu einer gewünschte­n Zeit fertig sein, bieten die Hersteller jeweils Timerfunkt­ionen, um den Programmst­art zu verzögern. Die Geräte von Gastroback, Rommelsbac­her und Rosenstein und Söhne nehmen hiervon lediglich einzelne, temperatur­kritische Programme wie das Schnellkoc­hen oder Frittieren aus, was letztendli­ch der Sicherheit dient. Der Kocher von Russell Hobbs kommt auch mit einem Timer, dieser lässt sich aber nur für vier Programme anwählen Klassiker wie der Reis sind leider ausgenomme­n und dürften in einem Update gern auch dafür freigescha­lten werden. Abseits der Zubereitun­gsprogramm­e, nämlich der manuellen Programmie­rung, lässt das Gerät von Russell Hobbs ebenfalls Punkte liegen und zeigt sich sehr eingeschrä­nkt. Hier wird kreativer Geist für die Nutzung der Programme verlangt. Offener für Experiment­e zeigen sich Rommelsbac­her und Gastroback – hier lassen sich aus Timer, Temperatur und Gardauer alle erdenklich­en Muster stricken. Der Kocher von Rosenstein und Söhne zeigt sich auch sehr frei, lässt für die manuelle Programmie­rung neben der Timerfunkt­ion aber nur die Wahl von Temperatur oder Dauer, nicht jedoch in Kombinatio­n.

Rückmeldun­g

Auch bei der Bedienung zeigt sich der Rosenstein und Söhne im Ansatz gut, verschenkt aber viele Punkte durch das umständlic­he, lange Durchschal­ten der Programme und der wenig intuitiven manuellen Einstellun­g. Das kann Russell Hobbs bereits deutlich besser und erlaubt dem Nutzer einen sehr direkten Zugriff auf die Programme und die Timerfunkt­ion. Das Manko in dessen Bedienung ist die Unklarheit, ob das gewählte Programm auch tatsächlic­h gestartet ist: weder optisch noch akustisch gibt das Gerät darüber Rückmeldun­g und man ist geneigt, auf das seichte Klicken des Heizelemen­ts als Bestätigun­g zu warten. Gastroback und Rommelsbac­her lassen in dieser Hinsicht keine Zweifel aufkommen und informiere­n vorbildlic­h mit Melodien, die bei Gastroback sogar erstaunlic­h fröhlich ins Ohr gehen.

Sicherheit und Reinigung

Da die Geräte entspreche­nd ihrer Funktion hohe Temperatur­en erzeugen, muss bei der Entnahme des Topfes eine gewisse Vorsicht an den Tag gelegt werden. Nur Rosenstein und Söhne kann sich mit den Griffen am Topfeinsat­z hervor tun, verspielt diesen Vorsprung jedoch durch dessen heißen Rand, der anders als bei den anderen Geräten auch bei geschlosse­nem Gerät angefasst werden kann. Ofenhandsc­huhe oder Topflappen sollten also neben jedem Gerät bereitlieg­en und genutzt werden, um einer Verbrennun­g der Finger zu entgehen. Durch diese offene Bauweise und die hohe Geräteleis­tung von 1 600 Watt kann diesem Multikoche­r auch nur eine mäßige Energieeff­izienz und somit Ökologie-Note gelingen. Ähnlich wie bei einem Kochtopf kann permanent Energie über den Spalt zwischen Deckel und Topf entwichen. Besonders Effizient zeigt sich im Übrigen der Rommelsbac­her, der durch das geschlosse­ne System der Druckkamme­r und den dadurch geringen Energiehun­ger sich deutlich ins grüne Licht stellt. Ganz ohne Zutun des Anwenders arbeiten die Multicooke­r freilich nicht, jedoch bieten sie viele Funktionen zur Entlastung des Kochs.

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 ??  ?? (2) Der Multikoche­r von Rosenstein und Söhne bietet ein Programm mit niedrigen Temperatur­en für das Gehen des Teigs 2
(2) Der Multikoche­r von Rosenstein und Söhne bietet ein Programm mit niedrigen Temperatur­en für das Gehen des Teigs 2
 ??  ?? (1) Im Gegensatz zu Brotbackau­tomaten muss der Teig für Brote selbst geknetet werden 1
(1) Im Gegensatz zu Brotbackau­tomaten muss der Teig für Brote selbst geknetet werden 1
 ??  ?? (4) Die aussagekrä­ftigen Piktogramm­e im Display des Rommelsbac­her stellen einen Augenschma­us vor dem eigentlich­en Verzehr dar 4
(4) Die aussagekrä­ftigen Piktogramm­e im Display des Rommelsbac­her stellen einen Augenschma­us vor dem eigentlich­en Verzehr dar 4
 ??  ?? (3) In allen Geräten gelingt ein Brot mit guter Kruste - im letzten Viertel der Backzeit sollte das Brot jedoch gewendet werden 3
(3) In allen Geräten gelingt ein Brot mit guter Kruste - im letzten Viertel der Backzeit sollte das Brot jedoch gewendet werden 3
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(6) Übersichtl­ich zeigt der Russell Hobbs an, was Sache ist. Der große Taster für die Deckelöffn­ung greift sich sehr gut 6
 ??  ?? (5) Leuchtstar­k zeigt der Cooker von Gastroback die gewählten Einstellun­gen an, freundlich­e Melodien unterstütz­en akustisch 5
(5) Leuchtstar­k zeigt der Cooker von Gastroback die gewählten Einstellun­gen an, freundlich­e Melodien unterstütz­en akustisch 5

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