9 Küchenmesser
Mit großen Augen bestaunt man einstweilen die Geschwindigkeit und Fingerfertigkeit von Chefköchen, während sie ihre Messer über das Schneidbrett tanzen lassen. Neben der bloßen Schärfe der Klinge erheben jedoch auch andere Merkmale ein Messer zu einem Pro
∙ Gut balanciert ist halb geschnitten
Dass man sich an scharfen Messern oder anderem gut geschärften Werkzeug leicht verletzt, ist ein weit verbreiteter Irrglaube. Denn stumpfes Werkzeug oder stumpfe Messer führen viel häufiger zu Verletzungen, auch wenn dies im ersten Moment widersprüchlich klingt. Egal ob in der Werkstatt, auf der Baustelle oder in der Küche – scharfes Werkzeug garantiert ein müheloses Arbeiten, ganz ohne unnötig viel Kraft aufzuwenden oder Druck aufzubringen. Die Gefahr eines Schnittes sinkt also – erst mit stumpfen Gerät werden zu hohe Kräfte aufgewendet, um die fehlende Schärfe auszugleichen – dann kommt es zu teils schweren Unfällen durch ein kraftvolles Abrutschen. Im Bereich der Küche ist das Herz des (Hobby-) Kochs beim Kauf eines neuen Messers oft schnell befriedigt. Denn selbst sehr günstige oder gar billige Messer sind auf den ersten Anhieb scharf. Erst im Gebrauch zeigt sich dann, wie schnitthaltig die Klinge wirklich ist und welche vielen anderen Details ein gutes Messer wirklich ausmachen.
Schwergewichte
Entnimmt man ein Messer seiner Verpackung, fällt einem selbstredend zunächst das Gewicht in die Hände. Spitzenreiter sind hier die großen Messer von WMF und das Cerasteel von Paul Wirths. Auch kleine Messer sind in dieser Hinsicht nicht nur nach den bloßen Längenmaßen zu beurteilen. So sind die Testkandidaten von Gehring annähernd gleich groß, unterscheiden sich jedoch in ihrem Gewicht erheblich. Wie sich diese unterschiedlichen Massen dann tatsächlich in der Hand anfühlen, hängt dabei sehr stark von der Gesamtkonstruktion des Messers ab. Hier spielen die Balance und die Form des Griffes die größte Rolle und lassen selbst schwere Messer ungeahnt leicht wirken. Spitzenreiter in Sachen Balance ist im Test das Santuko Damastmesser von Paul Wirths (212 Gramm), dass schwungvoll in der Hand liegt und sich dank griffigem Echtholz leicht und beinahe fechtend führen lässt. Das Gewicht rückt hier vollständig in den Hintergrund und sowohl Schnitt- als auch Arbeitsgefühl sind erstklassig. Die nahtlose und äußerst hochwertige Verarbeitung lässt weder bei der Reinigung noch bei Sicherheitsmerkmalen Fragen offen. WMF schickt zwei ihrer großen Kochmesser ans Schneidbrett und weiß in Sachen Balance gut mitzuhalten. Vornan das vollständig und nahtlos aus Edelstahl gefertigte Grand Gourmet (268g). Der wohlgeformte Griff überreicht das Gewicht gekonnt der Hand, wo es sich äußerst leicht anfühlt, die Balance hält und trotzdem nicht an Kraft verliert. Die Materialwahl lässt es unerreicht hygienisch sein. Das Grand Gourmet (275 g) ist das längste Messer und gleichzeitig Top-Schwergewicht im Test. Die gute Balance fällt hier leicht zugunsten der Klinge aus, sodass es sich nicht schwer, aber dennoch wuchtig dem Schneidbrett nähern will. Durch die stabilen Klingen beider WMF-Messer lassen sie sich beinahe gnadenlos durch die Lebensmittel führen, außerdem zeugen die sehr guten Sicherheitsmerkmale beider Messer von hoher Kompetenz. Das nächste Paul Wirths Messer Cerasteel ist etwas leichter (248g), im Schnitt neigt es jedoch dazu etwas nach vorn zu sacken. Die Balance tendiert hier also deutlicher in Richtung Klinge. Wird dieses Messer zu weit vorn am Griff auf dem Zeigefinger geführt, verursacht die sich schnell verjüngende Griffform zu einem zu spielerischem Tanzen über die Längsachse. Die etwas schmalere Klinge führt dennoch kompromisslos durch die Lebensmittel und lässt in dieser Hinsicht keine Fragen offen. Kleines Manko ist der nicht optimale Klingen