|5 Thermosbehälter
∙ Kalter Kaffee? Von wegen!
Isolierkannen, die Heißes heiß und Kaltes kalt halten, gibt es seit über 100 Jahren. Heute sind sie stets dabei: im Haushalt, im Büro, auf der feinen Kaffeetafel und beim Biken oder Picknick. In unserem Testlabor werden Thermobecher, -Flaschen und Kannen auf ihre Alltagstauglichkeit untersucht.
Die Erfindung der Thermoskanne wird Reinhold Burger nachgesagt, der 1866 im brandenburgischen Glashütte geboren wurde. Dem Tüftler und Erfinder wurde inzwischen mit dem Museumsdorf Baruther Glashütte ein Denkmal gesetzt. Hier sind neben zahlreichen Original-Dokumenten und Patentschriften auch die einzigartigen Thermosgefäße, original von Burgers Hand geschaffen, ausgestellt.
Verspiegelte Glaskolben
Ursprünglich suchte Burger im Auftrag eines Eismaschinenfabrikanten einen Behälter, in dem man minus 194,5 Grad kalte, verflüssigte Luft aufbewahren und transportieren konnte. Bei diesen nach dem schottischen Physiker und Chemiker Sir James Dewar benannten Behältern handelte es sich um doppelwandige, innen verspiegelte Glaskolben, bei denen ein Vakuum zwischen den beiden Außenhüllen als Isolierschicht diente. Für die Nutzung als Transportbehälter waren sie allerdings zu zerbrechlich. Und so machte Burger alle möglichen Versuche, um ihnen eine größere Stabilität zu verleihen. Erst später kam der Sohn eines Glasbläsers auf die Idee, darin auch heiße und kalte Getränke aufzubewahren. 1903 folgte seine bekanntere Patentanmeldung auf die alltagstaugliche Thermosflasche. Drei Jahre später gründete der Glastechniker die Thermos GmbH. Ihren Siegeszug in die Welt und auch in die deutschen Haushalte gelang der Thermoskanne allerdings erst über den Umweg über die USA, nachdem das Patent an die American Thermos Bottle Company in New York ging und von dort aus vermarktet wurde.
Thermobecher to go
Ein echtes Isoliergefäß kommt nur mit dem Vakuum und mit einer Doppelwand aus, mit der die Luft als Wärmeleiter total wegfällt. Weil so kaum noch Hitze von der inneren Wand auf die äußere übertragen werden kann, wird die Wärme besser gespeichert. Die Thermobecher sind eigentlich nichts anderes als kleine Thermoskannen. Unser Testmodell, der Edelstahl-Isolierbecher von Rosenstein & Söhne, ist zwar doppelwandig, allerdings nicht mit dem oben beschriebenen doppelwandigen Glasgefäß, auch Dewargefäß genannt, ausgestattet. Folglich bleibt der Kaffee nicht über so viele Stunden heiß wie in einer guten Isolierkanne mit einem Innenleben aus Glas, was nur befriedigende Noten in Sachen Isolierleistung zur Folge hat (siehe auch Tabelle). Doch unsere Probanden verweisen auf die großen ökologischen Vorteile des kleinen Bechers: Gegenwärtig besteht die Mehrzahl der Coffee-to-go-Becher aus Pappe. Und laut Deutscher Umwelthilfe (DUH) werden in der Bundesrepublik stündlich 320000 Einwegbecher verbraucht. Pro Jahr sind das insgesamt fast drei Milliarden Stück, die so für mehrere tausend Tonnen Müll sorgen. Nach Angaben der Umwelthelfer ist für deren Herstellung neben zehntausenden Tonnen Holz und Kunststoff sowie Milliarden Liter Wasser eine jährliche Energiemenge nötig, mit der man eine Kleinstadt versorgen könnte.
Stoßfester Edelstahl
Auch unserem zweiten Kandidaten im Testlabor, der Thermosflasche von Rosenstein & Söhne, fehlt das sogenannte Dewargefäß. Doch ihre Isolierungsleistung kann der eines Vakuums noch eher standhalten als der kleinere Becher aus demselben Haus. Denn sie ist doppelwandig, glänzt mit doppeltem Verschluss und abnehmbarem Deckel, der zugleich als Tasse dient. Zudem passt die bruchsichere Flasche in Getränkehalter von Auto und Fahrrad. Nicht zufällig wird Edelstahl gerade
bei Thermobechern und Isolierflaschen eingesetzt, so unsere erfahrenen Tester. Dadurch halten die Gefäße beim Transport wesentlich mehr Stöße und Schläge aus, während Kannen mit einem Innenleben aus Glas doch eher zu Bruch gehen würden. Im Outdoor-Bereich zählen eben andere Werte in Komfort und Bedienfreundlichkeit.
Innen heiß und außen kalt
Zuhause, in Firmen, Kliniken und der Gastronomie zählen Isolierkannen zu den absoluten Alltags-Klassikern, die Tag für Tag von unzähligen Menschen genutzt werden. Gebrühter Kaffee verliert bekanntlich seinen Frischegeschmack durch Temperaturschwankungen und Sauerstoffzufuhr. Unsere beiden nächsten Testkandidaten können jedoch über Stunden genussvolle Momente aromatischen Kaffees versprechen und auch halten, wie unsere Tester Schluck für Schluck herausfinden. Sowohl die Isolierkanne Samba von Emsa als auch die Isolierkanne Columbus von Leifheit fassen jeweils einen Liter, was rund acht Tassen entspricht. Beide Kannen glänzen mit dem klassischen Glaseinsatz und schneiden beim Isoliertest mit „Sehr Gut“ab. Die Temperatur bleibt über lange Zeit konstant. Selbst nach 15 Stunden (die außerhalb des Testbereichs liegen) ist der Kaffee bei Emsa immer noch 62 und der bei Leifheit 61 Grad Celsius heiß. Beide Kandidaten fühlen sich dank Doppelwand und Vakuum von außen dagegen kühl an, so dass die Wärme innen nahezu verlustlos gespeichert werden kann. Auch die Deckel, die beide jeweils zu 100 Prozent dicht schließen, spielen dabei eine wesentliche Rolle. Einen weiteren Pluspunkt erhält die Emsa-Kanne für ihren Quick-Press-Verschluss, der portionsgenaues und tropffreies Ausgießen per Knopfdruck und die einfache Bedienung mit nur einer Hand möglich macht. Komfortabel mit nur einer Hand lässt sich auch die Columbus von Leifheit bedienen. Möglich machen das die Leifheit Aromataste und der integrierte Schnabel an der Kanne.
Titanen mit Pumpe und Hebel
Die Titanen unter den Thermoskannen sind zweifellos jene mit Pumphebelsystem. In unserer Testküche auf dem Prüfstand steht die Pump-Isolierkanne Ponza von Emsa. Wer bislang bei Geburtstagsfeiern und anderen Familienfesten die Gäste mühsam per Padmaschine oder Kaffeevollautomaten Tasse für Tasse einzeln bedient hat, weiß, wieviel pfiffiger es ist, frischen Kaffee vorzukochen. In der Ponza-Kanne jedenfalls hält das aromatische Getränk über sehr lange Zeit seine Temperatur. Eine Stunde nach dem Aufbrühen messen unsere Probanden 97 und nach zwei Stunden 86 Grad Celsius. Und nach insgesamt vier Stunden zeigt das Thermometer noch immer 80 Grad Celsius an. Wenn beispielsweise ein Meeting mal 12 Stunden dauert, ist der Kaffee noch längst nicht kalt und hat angenehme Temperaturen von knapp 60 Grad Celsius, wie in unserer Testküche nachgemessen wird. Denn wie die Mehrzahl der Pumpthermoskannen ist auch die Ponza mit dem bereits oben beschriebenen Dewargefäß sowie einer eleganten Ummantelung ausgestattet. Doch während bei konventionellen Kannen normalerweise der Deckel aufgeschraubt werden muss, kümmert sich hier praktisch der Druckhebel alleine um die Getränkeausgabe. Durch den Druck, der bei der Bedienung der Pumpe entsteht, kann die Flüssigkeit durch den Hahn fließen. Ein weiterer Vorteil ist, dass beim Pumpen der Kaffee sehr gut portioniert werden kann. Der Drehfuß macht möglich, dass die Pump-Isolierkanne, die insgesamt 1,9 Liter Inhalt fasst, von allen Seiten des Tisches zur Selbstbedienung der Gäste einlädt.