14 Kapselmaschinen
Unkomplizierte Genuss-Produzenten
Die Möglichkeiten zur Zubereitung von Kaffee sind beinahe so vielfältig wie die erhältlichen Kaffeesorten und Röstungen. Kapselmaschinen versprechen dabei einen unkompliziertes Erlebnis – vom Knopfdruck bis zum Genuss. Doch können sie diesen Komfort immer leisten?
Auf der Suche nach einer Kaffeemaschine, die den eigenen Ansprüchen gerecht wird, stolpert man über eine Vielzahl von Gerätschaften und Brühmethoden. Angefangen bei Handbrew und French Press, über Filtermaschinen und bis hin zu Vollautomaten und Siebträgermaschinen scheint die Auswahl schier endlos zu sein. Dabei stellen diese Varianten keine Skala dar, an der man graduell von schlecht nach gut entlang geht. Vielmehr positioniert sich jede Methode auf separatem Grund und Boden mit ganz exklusiven Eigenschaften – inklusive aller Vorund Nachteile. Wer sich für eine Kapselmaschine entscheidet, entsagt sich auch bewusst den vielen Gedanken über Mahlgrade, Blooming, Brühzeiten und Druck.
Fast vollautomatisch
Diese Geräte stehen für eine völlig automatisierte Zubereitung, deren Entscheidungswelt sich auf die Art der Kapsel und womöglich die Wassermenge begrenzt. Während einige Kaffeegourmets dieser Welt den handwerklichen Vorgang der Zubereitung gerade zu zelebrieren und beinahe meditativ genießen, will der Besitzer einer Kapselmaschine vor allem eines: Einen heißen Kaffee, und den schnell und unkompliziert! Die einfache Handhabung als Maxime vereint unser Testfeld – allen Geräten ist gleich, dass weder ein komplizierter Aufbau noch eine umfangreiche Inbetriebnahme den Anwender von seinem ersehnten Getränk trennt. Beinahe vollständig montiert entschlüpfen die Maschinen ihrer Verpackung, neben wenigen Handgriffen für manche Anbauteile muss nur der Wassertank gefüllt und eingesetzt werden. Wie für alle Geräte der Lebensmittelbereitung üblich, empfiehlt sich zunächst eine erste Spülung, um eventuell vorhandene Produktionsrückstände zu tilgen. Die mit Display ausgestatteten Geräte (Nespresso Creatista Plus von Sage und You-Rista von Qbo/Tchibo) führen dabei sehr gut nachvollziehbar durch diese ersten Schritte. Aber auch ohne digitale Anleitung sind alle Maschinen schnellsten gespült und bereit. Nach diesen wenigen Minuten Vorbereitung schließt sich ein Vorgang an, der sich ab jetzt stets und ständig wiederholen wird: Kapsel rein, Hebel runter, Knopf drücken. Beim Kauf der Kapsel muss dabei gut auf die passende Variante geachtet, denn teils unterscheidet sich selbst innerhalb der Produktlinien (Beispiel Nespresso) die Kapselgestalt. Da die zumeist versiegelten Kapseln vor dem Brühen durchstochen werden wollen, ist ein Minimum an Kraft nötig um die jeweiligen Mechanismus zu schließen. Heraus sticht hierbei die Idola von Lavazza mit ihrem großen und eleganten Metallarm, der schick und per schierer Hebellänge eine gute Portion Haptik in den sonst automatisierten Vorgang zu bringen weiß. Die Nespresso Vertuo Plus entledigt dem Kaffeetrinker jeder Handwerklichkeit, indem sie elektrisch öffnet und schließt und somit beinahe völlig automatisch arbeitet. Die Iperespresso X7.1 von Illy möchte einer Siebträgermaschine nahe sein: Hier werden die Kapseln in einen ebensolchen Siebträger-Arm gesteckt, der dann eingerastet wird. Dies sieht allerdings schicker aus als es sich handhabt, denn die Maschine nimmt den Arm nur hakelig auf. Vor allem für große Personen könnte hier das Bücken-und-Prüfen auf Dauer doch zur Last werden. Die Nori von beanarella verträgt dank der ausgesprochen robusten Bauweise auch grobe Hände, möchte beim Verschließen aber auch einiges an Kraft erfahren. Für einen netten Plausch während der Kaffeezubereitung in der heimischenoder Büroküche sind manche Maschi
nen nur sehr bedingt geeignet. Um sich der Physik zu bedienen, Wasser schnell heiß zu bekommen und schlussendlich den Espresso auch unter Druck zu brühen, leisten die eingebauten Kompressoren mit 15 bis 20 bar ganze Arbeit.
Kompressorpower
Das entstehende Geräusch reicht im Test von Dezibelwerten im oberen 60er Bereich und sehr starken Vibrationen (Illy Iperespresso X7.1, De’Longhi Dolce Gusto Infinissima und essenza mini, Tchibo Cafissimo mini) über etwas sanftere End-50er Werte (beanarella Nori, De’Longhi Latissima One) bis hin zu fast gesprächsfreundlichen 50er Werten (Sage creatista plus, De’Longhi Vertuo Plus, Qbo You-Rista, Lavazza Jolie Plus). Wirklich dezent und im Flüsterbetrieb arbeiten die Lavazza Deséa und Idola sowie die cremesso Easy – hier rückt das Geräusch wahrlich in den Hintergrund.
Reinigung!
Nach dem Kaffee ist vor dem Kaffee, vor allem wenn dank Wassertank lediglich die Kapsel ausgetauscht werden muss. Am Auslass bemisst sich allerdings, wie oft der Genuss auch mit dem Putzen einher geht. Die Dolce Gusto Infinissima und die Illy bemühen den Putzlappen öfter, da das bereitete Getränk nicht vollständig den Weg in die Tasse, sondern auch daran vorbei findet. Die Spritzer lassen sich bei der Infinissima trotz der variablen Tassenhöhe kaum vermeiden, bei der Illy fehlt diese Möglichkeit. Diese beiden Maschinen, als auch die beanarella Nori und Cafissimo Classic von Tchibo, verzichten auf einen internen Kapselfang. Stattdessen gibt die Öffnung des Verschlusses die Kapsel direkt wieder her – ein kleines Abfallgefäß bietet sich griffbereit in deren Nähe an. Alle anderen Geräte lassen die Kapsel ins Innere fallen. Die Sammelbehälter müssen daher regelmäßig geleert werden. Die Modularität aller Testkandidaten ist indes tadellos – sowohl Tassenstand, Tropf- als auch Kapselfang lassen sich vollständig entnehmen und gründlich säubern.
Bessere Heißwasserspender?
Da das Kaffeepulver der Kapselmaschinen fertig portioniert daher kommt, bleibt für die Variation des Kaffees nur die Wassermenge. Einige erkennen die Art der Kapsel selbstständig (Beispiel You-Rista und Vertuo Plus) und passen entsprechend das Brühprogramm und Wassermenge automatisch an. Bei der Infinissima wird stets manuell geregelt: Ein Wahlhebel entlockt der Maschine wahlweise heißes Wasser oder jenes direkt aus dem Wassertank. Eine konstante Menge für die perfekte Kaffeestärke wird also zur Übungssache. Bei allen anderen Maschinen lassen sich die Wassermengen direkt anpassen (Beispiel Sage creatista plus) oder die vorhandenen Programme überspeichern, sodass fortan per Knopfdruck die gewünschte Menge ausgegeben wird. Das geht stets kinderleicht und lässt sich auch zurücksetzen, sodass Raum für Experimente ist. So können die meist mehreren Wahlknöpfe individuell programmiert werden.
Ökologisch?
Die Einfachheit der Kaffeebereitung mit den Kapselmaschinen hat jedoch seinen Preis. Pro Getränkeportion entsteht unweigerlich Müll, der mit Kunststoffanteilen und/oder Aluminium in die Tonne wandert und aufwändig recycelt werden muss. Einzig die beanarella Nori kann hier ein deutliches Zeichen in Sachen Nachhaltigkeit setzen und liefert vollständig biologisch abbaubare Kapseln, die somit über den Biomüll entsorgt oder direkt auf den Kompost landen können. Vorbildlich!