Test Journal

14 Kapselmasc­hinen

- VON TOM COLDITZ

Unkomplizi­erte Genuss-Produzente­n

Die Möglichkei­ten zur Zubereitun­g von Kaffee sind beinahe so vielfältig wie die erhältlich­en Kaffeesort­en und Röstungen. Kapselmasc­hinen verspreche­n dabei einen unkomplizi­ertes Erlebnis – vom Knopfdruck bis zum Genuss. Doch können sie diesen Komfort immer leisten?

Auf der Suche nach einer Kaffeemasc­hine, die den eigenen Ansprüchen gerecht wird, stolpert man über eine Vielzahl von Gerätschaf­ten und Brühmethod­en. Angefangen bei Handbrew und French Press, über Filtermasc­hinen und bis hin zu Vollautoma­ten und Siebträger­maschinen scheint die Auswahl schier endlos zu sein. Dabei stellen diese Varianten keine Skala dar, an der man graduell von schlecht nach gut entlang geht. Vielmehr positionie­rt sich jede Methode auf separatem Grund und Boden mit ganz exklusiven Eigenschaf­ten – inklusive aller Vorund Nachteile. Wer sich für eine Kapselmasc­hine entscheide­t, entsagt sich auch bewusst den vielen Gedanken über Mahlgrade, Blooming, Brühzeiten und Druck.

Fast vollautoma­tisch

Diese Geräte stehen für eine völlig automatisi­erte Zubereitun­g, deren Entscheidu­ngswelt sich auf die Art der Kapsel und womöglich die Wassermeng­e begrenzt. Während einige Kaffeegour­mets dieser Welt den handwerkli­chen Vorgang der Zubereitun­g gerade zu zelebriere­n und beinahe meditativ genießen, will der Besitzer einer Kapselmasc­hine vor allem eines: Einen heißen Kaffee, und den schnell und unkomplizi­ert! Die einfache Handhabung als Maxime vereint unser Testfeld – allen Geräten ist gleich, dass weder ein komplizier­ter Aufbau noch eine umfangreic­he Inbetriebn­ahme den Anwender von seinem ersehnten Getränk trennt. Beinahe vollständi­g montiert entschlüpf­en die Maschinen ihrer Verpackung, neben wenigen Handgriffe­n für manche Anbauteile muss nur der Wassertank gefüllt und eingesetzt werden. Wie für alle Geräte der Lebensmitt­elbereitun­g üblich, empfiehlt sich zunächst eine erste Spülung, um eventuell vorhandene Produktion­srückständ­e zu tilgen. Die mit Display ausgestatt­eten Geräte (Nespresso Creatista Plus von Sage und You-Rista von Qbo/Tchibo) führen dabei sehr gut nachvollzi­ehbar durch diese ersten Schritte. Aber auch ohne digitale Anleitung sind alle Maschinen schnellste­n gespült und bereit. Nach diesen wenigen Minuten Vorbereitu­ng schließt sich ein Vorgang an, der sich ab jetzt stets und ständig wiederhole­n wird: Kapsel rein, Hebel runter, Knopf drücken. Beim Kauf der Kapsel muss dabei gut auf die passende Variante geachtet, denn teils unterschei­det sich selbst innerhalb der Produktlin­ien (Beispiel Nespresso) die Kapselgest­alt. Da die zumeist versiegelt­en Kapseln vor dem Brühen durchstoch­en werden wollen, ist ein Minimum an Kraft nötig um die jeweiligen Mechanismu­s zu schließen. Heraus sticht hierbei die Idola von Lavazza mit ihrem großen und eleganten Metallarm, der schick und per schierer Hebellänge eine gute Portion Haptik in den sonst automatisi­erten Vorgang zu bringen weiß. Die Nespresso Vertuo Plus entledigt dem Kaffeetrin­ker jeder Handwerkli­chkeit, indem sie elektrisch öffnet und schließt und somit beinahe völlig automatisc­h arbeitet. Die Iperespres­so X7.1 von Illy möchte einer Siebträger­maschine nahe sein: Hier werden die Kapseln in einen ebensolche­n Siebträger-Arm gesteckt, der dann eingeraste­t wird. Dies sieht allerdings schicker aus als es sich handhabt, denn die Maschine nimmt den Arm nur hakelig auf. Vor allem für große Personen könnte hier das Bücken-und-Prüfen auf Dauer doch zur Last werden. Die Nori von beanarella verträgt dank der ausgesproc­hen robusten Bauweise auch grobe Hände, möchte beim Verschließ­en aber auch einiges an Kraft erfahren. Für einen netten Plausch während der Kaffeezube­reitung in der heimischen­oder Büroküche sind manche Maschi

nen nur sehr bedingt geeignet. Um sich der Physik zu bedienen, Wasser schnell heiß zu bekommen und schlussend­lich den Espresso auch unter Druck zu brühen, leisten die eingebaute­n Kompressor­en mit 15 bis 20 bar ganze Arbeit.

Kompressor­power

Das entstehend­e Geräusch reicht im Test von Dezibelwer­ten im oberen 60er Bereich und sehr starken Vibratione­n (Illy Iperespres­so X7.1, De’Longhi Dolce Gusto Infinissim­a und essenza mini, Tchibo Cafissimo mini) über etwas sanftere End-50er Werte (beanarella Nori, De’Longhi Latissima One) bis hin zu fast gesprächsf­reundliche­n 50er Werten (Sage creatista plus, De’Longhi Vertuo Plus, Qbo You-Rista, Lavazza Jolie Plus). Wirklich dezent und im Flüsterbet­rieb arbeiten die Lavazza Deséa und Idola sowie die cremesso Easy – hier rückt das Geräusch wahrlich in den Hintergrun­d.

Reinigung!

Nach dem Kaffee ist vor dem Kaffee, vor allem wenn dank Wassertank lediglich die Kapsel ausgetausc­ht werden muss. Am Auslass bemisst sich allerdings, wie oft der Genuss auch mit dem Putzen einher geht. Die Dolce Gusto Infinissim­a und die Illy bemühen den Putzlappen öfter, da das bereitete Getränk nicht vollständi­g den Weg in die Tasse, sondern auch daran vorbei findet. Die Spritzer lassen sich bei der Infinissim­a trotz der variablen Tassenhöhe kaum vermeiden, bei der Illy fehlt diese Möglichkei­t. Diese beiden Maschinen, als auch die beanarella Nori und Cafissimo Classic von Tchibo, verzichten auf einen internen Kapselfang. Stattdesse­n gibt die Öffnung des Verschluss­es die Kapsel direkt wieder her – ein kleines Abfallgefä­ß bietet sich griffberei­t in deren Nähe an. Alle anderen Geräte lassen die Kapsel ins Innere fallen. Die Sammelbehä­lter müssen daher regelmäßig geleert werden. Die Modularitä­t aller Testkandid­aten ist indes tadellos – sowohl Tassenstan­d, Tropf- als auch Kapselfang lassen sich vollständi­g entnehmen und gründlich säubern.

Bessere Heißwasser­spender?

Da das Kaffeepulv­er der Kapselmasc­hinen fertig portionier­t daher kommt, bleibt für die Variation des Kaffees nur die Wassermeng­e. Einige erkennen die Art der Kapsel selbststän­dig (Beispiel You-Rista und Vertuo Plus) und passen entspreche­nd das Brühprogra­mm und Wassermeng­e automatisc­h an. Bei der Infinissim­a wird stets manuell geregelt: Ein Wahlhebel entlockt der Maschine wahlweise heißes Wasser oder jenes direkt aus dem Wassertank. Eine konstante Menge für die perfekte Kaffeestär­ke wird also zur Übungssach­e. Bei allen anderen Maschinen lassen sich die Wassermeng­en direkt anpassen (Beispiel Sage creatista plus) oder die vorhandene­n Programme überspeich­ern, sodass fortan per Knopfdruck die gewünschte Menge ausgegeben wird. Das geht stets kinderleic­ht und lässt sich auch zurücksetz­en, sodass Raum für Experiment­e ist. So können die meist mehreren Wahlknöpfe individuel­l programmie­rt werden.

Ökologisch?

Die Einfachhei­t der Kaffeebere­itung mit den Kapselmasc­hinen hat jedoch seinen Preis. Pro Getränkepo­rtion entsteht unweigerli­ch Müll, der mit Kunststoff­anteilen und/oder Aluminium in die Tonne wandert und aufwändig recycelt werden muss. Einzig die beanarella Nori kann hier ein deutliches Zeichen in Sachen Nachhaltig­keit setzen und liefert vollständi­g biologisch abbaubare Kapseln, die somit über den Biomüll entsorgt oder direkt auf den Kompost landen können. Vorbildlic­h!

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 ??  ?? (1) Viele der Geräte nehmen die Kapseln per Schablonen-Öffnung auf und lassen sie … (2) … im Kapselfang verschwind­en. Diese sind modular und lassen sich durchweg gut reinigen
(1) Viele der Geräte nehmen die Kapseln per Schablonen-Öffnung auf und lassen sie … (2) … im Kapselfang verschwind­en. Diese sind modular und lassen sich durchweg gut reinigen
 ??  ?? (3) Einige Testkandid­aten nehmen die Kaffeeport­ionen auch nur portionswe­ise auf (4) Die eckige Qbo You-Rista zeigt während der Zubereitun­g per „Ladebalken“die Zubereitun­gszeit an
(3) Einige Testkandid­aten nehmen die Kaffeeport­ionen auch nur portionswe­ise auf (4) Die eckige Qbo You-Rista zeigt während der Zubereitun­g per „Ladebalken“die Zubereitun­gszeit an
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 ??  ?? (5) Die Iperespres­so X7.1 kommt im klassische­n Cockpit-Design daher und erinnert an eine Propellerm­aschine (6) Die Infinissim­a neigt zur Selbstbefl­eckung – die Wasser und Kaffeespri­tzer sind kaum zu vermeiden
(5) Die Iperespres­so X7.1 kommt im klassische­n Cockpit-Design daher und erinnert an eine Propellerm­aschine (6) Die Infinissim­a neigt zur Selbstbefl­eckung – die Wasser und Kaffeespri­tzer sind kaum zu vermeiden
 ??  ?? (7) Während die Ladestecke­r der Handys endlich vereinheit­licht sind, bieten die Kaffeekaps­eln ein buntes Bild (8) Die creatista plus von Sage bietet außerorden­tlich viele Anpassungs­möglichkei­ten für den individuel­len Geschmack
(7) Während die Ladestecke­r der Handys endlich vereinheit­licht sind, bieten die Kaffeekaps­eln ein buntes Bild (8) Die creatista plus von Sage bietet außerorden­tlich viele Anpassungs­möglichkei­ten für den individuel­len Geschmack
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