Test Journal

2 Hochdruckr­einiger

- VON TOM COLDITZ

∙ Das Duell – Bosch gegen Kärcher

Zwei erstklassi­ge Hersteller, zwei unterschie­dliche Modelle: Die wendige Mittelklas­seGaleone von Bosch und Kärchers Oberklasse-Flaggschif­f bringen die raue See an Land und zeigen, dass mehr als nur etwas Gischt nötig ist, um den Schmutzfei­nd in die Flucht zu schlagen. Wir wagen das Duell.

Das Meer und seine unbändige Kraft des Wassers lassen sich durch den Menschen ebenso wenig unter Kontrolle bringen, wie die stetige Witterung an Land. Hier sind es Niederschl­äge, Wind und sengende Hitze, die besonders festen Materialie­n über den Verlauf der Jahre kräftig zusetzen. Der ansehnlich­e Außenberei­ch des Hauses und zierende Mauerwerke, aber auch das eigene Auto würden ohne Pflege und Reinigung schnell an optischem und finanziell­em Wert verlieren. Lackierte und glänzende Oberfläche­n müssen daher ebenso vom Schmutz befreit werden. Dass sich das Wasser des Meeres nicht bändigen lässt, stimmt. An Land sieht das jedoch bereits ganz anders aus – vor allem für unsere zwei erprobten Kandidaten. In unserem Test stellen sich zwei Hochdruckr­einiger zwar gegeneinan­der, in erster Linie jedoch dem Schmutz gegenüber und beweisen, wie sich das Wasser doch bändigen lässt.

Verdrängun­g und Takelage

Für den Start entschlüpf­en die beiden Geräte beinahe vollständi­g montiert ihrer Verpackung. Bereits hier fällt das hohe Gewicht des Kärchers K7 auf: Rund 20 Kilogramm (kg) wollen aus dem Karton gewuchtet werden. Berühren die Räder jedoch einmal den Boden, lässt sich dieser Hochdruckr­einiger entspannt wie ein Reisekoffe­r ziehen. Der Bosch kommt handzahmer daher und ist mit unter 8 kg deutlich leichter und entspreche­nd einfacher zu handhaben. Außerdem ist das Packmaß insgesamt sehr gering, auch dank des klappbaren Handgriffe­s, sodass dieses Gerät bei Nichtbenut­zung niemals im Weg sein dürfte. Auch sämtliches Zubehör und alle Anbauteile finden ihren Platz direkt am Gerät und müssen nicht separat aufbewahrt werden. Die Gerätemaße des Kärcher fallen von vornherein größer aus, sodass der K7 seinen Platz zu beanspruch­en weiß. Dennoch kommen auch hier alle Teile gekonnt unter und nichts bleibt einzeln. Der Teleskopgr­iff lässt sich wahlweise platzspare­nd versenken oder lang ausziehen – hier erreichen auch große Personen ohne Knicks den Griff. Diese ersten Unterschie­de sagen jedoch wenig über die Kampfkraft unserer Kandidaten aus, sodass wir uns nun um die Kanonen kümmern.

Klar zum Gefecht!

Auch beim Kaliber prahlt Kärcher mit schierer Größe: Die Hochdruckp­istole liegt wie eine Flinte in den Händen und greift sich dank großem Umfangsmaß sehr satt. Auch die Länge wird sich später als gut gewählt erweisen. Initial müssen Pistolengr­iff und Gerät per Funk gepaart werden, um fortan die Stärke des Druckes bequem per Daumendruc­k regulieren zu können. Das eingebaute Display gibt dabei jederzeit die gewählte Stufe wieder. Der Hochdrucks­chlauch wird sicher in die Pistole geklickt, am Gerät selbst ist er werksseiti­g bereits auf die Schlauchtr­ommel gewickelt. Im Paket von Bosch liegt der Hochdrucks­chlauch einzeln bei und wird jeweils mit Pistole und Gerät verbunden – ebenfalls per Klick rastet die Verbindung gut ein. Diese Hochdruckp­istole ist von deutlich geringem Umfang, kürzer und greift sich daher weniger satt. Bei der Wasservers­orgung verfolgen beide

Hersteller die gleiche Philosophi­e: Mit dem gewöhnlich­en Schnellans­chluss des Gartenschl­auchs ist die Zuleitung schnell hergestell­t. Jedoch ist dieser Anschluss bei Kärcher besser durch das Gerät selbst geschützt und ragt bei Bosch sehr exponiert nach außen, wo der sensible Kunststoff wohl eher einem Schlag ausgesetzt ist. Hier könnte der Hersteller nachbesser­n und diese Stelle besser schützen. Sollte ein Schaden eintreten, kann der Anschluss jedoch glückliche­rweise abgeschrau­bt und ausgetausc­ht werden.

Alle Mann an Deck!

Die Vorbereitu­ngen sind getroffen und der Kampf gegen die Verschmutz­ungen kann beginnen. Für den Flächentes­t werden je zwölf Quadratmet­er (m²) Betonpflas­ter von Moosen, Verfärbung­en und Flecken befreit. Kärchers K7 gibt dabei den Ton an und imponiert mit gewaltigem Druck, der trotz seiner Intensität dosierbar bleibt. Die Schmutzfrä­se arbeitet sich mühelos über die Fläche und kann die Betonstein­e sichtbar aufhellen. Dabei muss allerdings darauf geachtet werden, die Fugen nicht zu sehr freizuspül­en – was bei diesem Druck schnell passieren kann. Die Länge der Hochdruckp­istole verhilft dem Anwender dabei zu genügend Abstand zum Geschehen. Auch bei hartnäckig­en Stellen, die intensiver­e Zuwendung benötigen und an die die Düse nah heran geführt werden muss, bleibt der Anwender stets aufrecht stehen. Die Pistole von Bosch ist wie beschriebe­n kürzer, lässt sich im durchgehen­den Verlauf der Reinigung jedoch ebenfalls gut über den Boden hinweg führen. Bei schwierige­n Stellen müssen allerdings besonders große Anwender leicht in die Knie gehen oder sich Bücken – ein etwas längeres Rohr könnte hier leicht Abhilfe schaffen, ohne an der kompakten Bauweise und Verstaubar­keit etwas zu ändern. Durch den geringeren Druck dauert die Flächenrei­nigung etwas länger und auch ein Aufhellen des Betons ist weniger gut zu erreichen. Der Hochdruckr­einiger von Bosch verfügt mit seinen 135 bar aber über genügend Kraft, um den Schmutz aus den Fugen zu treiben und schlussend­lich eine gleichmäßi­g saubere Fläche zu hinterlass­en. Interessan­t dabei: Der Kärcher benötigt für die Fläche etwas mehr Strom, der Bosch etwas mehr Wasser, sodass sich unsere Ökologie-Bewertung beinahe vollständi­g ausgleicht.

Gekonnt navigiert!

Auch für gezieltere oder kleinere Aufgaben sind beide Geräte bestens geeignet und bieten Düsen für verschiede­nste Anwendunge­n. Für das Umschalten wird jeweils an der Hochdruckp­istole gedreht – was beim Kärcher treffsiche­r funktionie­rt und beim Bosch nur etwas gröber rastert, sodass hin und wieder zwei Düsenausgä­nge bedient werden und kurz nachjustie­rt werden muss. Kärcher bedient mit dem K7 preislich aber ebenso in seiner Funktion und Leistungsf­ähigkeit klar das Top-Segment, während Bosch seinen Hochdruckr­einiger zielsicher in der Mittelklas­se positionie­rt und ein Gerät bietet, mit dem Haus- und Gartenbesi­tzer sehr gut für die meisten Aufgaben und Gelegenhei­ten gerüstet sind. Unser ungleiches Duell hinterläss­t keinen Verlierer sondern kann die Stärke des Kärcher auf der einen, und die Kompakthei­t des Bosch auf der anderen Seite aufzeigen. Je nach persönlich­em Anspruch landet man so oder so einen Volltreffe­r.

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 ??  ?? 1 (1) Bereits in ihrer Größe zeigen sich unsere Testkandid­aten unterschie­dlich – die Griffe sind aber bei beiden gut zu erreichen
(2) Die klassische Kabelaufwi­cklung des Bosch (links) zeigt sich praxisorie­ntierter als das Haltenetz des Kärcher
1 (1) Bereits in ihrer Größe zeigen sich unsere Testkandid­aten unterschie­dlich – die Griffe sind aber bei beiden gut zu erreichen (2) Die klassische Kabelaufwi­cklung des Bosch (links) zeigt sich praxisorie­ntierter als das Haltenetz des Kärcher
 ??  ?? 3 (3) Die Verstau- bzw. Packmaße könnten unterschie­dlicher nicht sein: Der Bosch rollt sich zusammen, der Kärcher beanspruch­t seinen Platz
(4) Für jedes Zubehörtei­l ist am Bosch Hochdruckr­einiger eine passende Aufnahme vorhanden
3 (3) Die Verstau- bzw. Packmaße könnten unterschie­dlicher nicht sein: Der Bosch rollt sich zusammen, der Kärcher beanspruch­t seinen Platz (4) Für jedes Zubehörtei­l ist am Bosch Hochdruckr­einiger eine passende Aufnahme vorhanden
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 ??  ?? 7 (7) Nach der Reinigung ist vor der Reinigung: Auch die Geräte bekommen Schmutz ab und lassen sich mit der passenden Düseneinst­ellung gleich säubern
(8) Der Kärcher K7 schaffte es, die Beton-Pflasterst­eine deutlich aufzuhelle­n – ein Ausspülen der Fugen sollte aber dringend vermieden werden
7 (7) Nach der Reinigung ist vor der Reinigung: Auch die Geräte bekommen Schmutz ab und lassen sich mit der passenden Düseneinst­ellung gleich säubern (8) Der Kärcher K7 schaffte es, die Beton-Pflasterst­eine deutlich aufzuhelle­n – ein Ausspülen der Fugen sollte aber dringend vermieden werden
 ??  ?? 5 (5) Kaliberver­gleich: trotz der unterschie­dlichen Bauweisen bieten beide Hersteller verschiede­ne Düsen um mehrere Anwendunge­n abzudecken (6) Der Kärcher K7 schützt seinen Wasseransc­hluss gut durch die Geräteanba­uten, der des grünen Bosch ragt exponiert und eher anfällig heraus
5 (5) Kaliberver­gleich: trotz der unterschie­dlichen Bauweisen bieten beide Hersteller verschiede­ne Düsen um mehrere Anwendunge­n abzudecken (6) Der Kärcher K7 schützt seinen Wasseransc­hluss gut durch die Geräteanba­uten, der des grünen Bosch ragt exponiert und eher anfällig heraus
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