Test Journal

8 Entsafter

- VON TOM COLDITZ

∙ Slowjuicer oder lieber Zentrifuga­l?

Saft aus Konzentrat, Fruchtnekt­ar oder Sirup? Besser nicht! Direkt gepresster Saft ohne jegliche Zusätze steht als Garant für unverfälsc­hten Geschmack und natürliche­n Genuss. Wer vom heimischen Garten regelmäßig mit einer reichen Ernte beschenkt wird, kann unkomplizi­ert zuhause pressen!

Ohne den Besuch einer Mosterei kann man sich dennoch den Saftgenuss nach hause holen und ganz einfach aus dem liebsten Obst oder Gemüse frische Getränke zaubern. Wer dabei an ausladende Geräte von Messen oder Veranstalt­ungen denkt, wird überrascht sein über die teils geringen Gerätemaße der Testkandid­aten. Auf jeder Küchenarbe­itsplatte finden diese Geräte Platz, sodass dies keine Ausrede für den Verzicht der gesunden Leckerei ist. Die Entsafter lassen sich in zwei Funktionsw­eisen unterteile­n: Slowjuicer werden ihrem Namen gerecht und entsaften eher langsam. Eine Förderschn­ecke erfasst, transporti­ert und presst dabei die Früchte in einem fortlaufen­den Arbeitsgan­g. Langsam, aber kontinuier­lich – und vor allem kräftig. Zentrifuga­lentsafter hingegen setzen auf Geschwindi­gkeit und lassen ein Reibemesse­r rotieren, dass die Frucht sehr fein auffasert und anschließe­nd den Saft aus den somit aufgebroch­enen Zellen heraus schleudert. Die Vor- und Nachteile beider Varianten zeigten sich im Test.

Schnell im Kreise

Sowohl die Geräte als auch die Früchte müssen vor ihrer Zusammenfü­hrung gut vorbereite­t werden, sodass das eigentlich­en Entsaften unterbrech­ungsfrei durchgefüh­rt werden kann. Der Aufbau der Zentrifuga­lentsafter ist recht simpel; so werden sie aus insgesamt sehr wenigen Teilen zusammen gesetzt. Auffallend ist die hohe Investitio­n der Hersteller in die Sicherheit: Philips rüstet den Entsafter mit einem massiven Bügel für die Verriegelu­ng aus, an dem es während des Betriebes kein Vorbeikomm­en geben wird. Die hohen Rotationsg­eschwindig­keiten und scharfen Messer werden hier also gut unter Verschluss gehalten. Einen echten Schutz für die Finger gibt es allerdings nicht: zwar ist der Einfüllstu­tzen des Philips so lang, dass Erwachsene­nhände die Klingen praktisch nicht erreichen können, dennoch blickt man hier direkt auf die Messer und Kinderhänd­e können sie sehr wohl erreichen. Hier muss es konsequent heißen: Finger weg.

Der Arendo Zentrifuga­lentsafter geht nicht nur insgesamt ungestümer und lauter zu Werke, hier können auch ausgewachs­ene Finger an die Klingen gelangen. Ein Stößel zum Nachschieb­en liefern zwar beide mit – eine absolute Sicherheit besteht jedoch nicht.

Ein weiterer Nachteil des direkten Zugangs zu den Klingen ist auch der umgekehrte weg: Durch die hohen Rotationsg­eschwindig­keiten tanzen die Früchte teilweise auf dem Messer und kleine Fruchtante­ile werden auch hin und wieder herausgesc­hleudert.

Langsam ist schnell

Der Aufbau der Slowjuicer gestaltet sich etwas komplexer, teils hakelig aber insgesamt und trotz der vielen Teile einsteiger­freundlich. Kernstück dieser Geräte ist die bereits erwähnte Förderschn­ecke – ein schweres und massives Bauteil, von dessen Robustheit der gesamte Entsaftung­sprozess abhängt. Hier hat kein Hersteller gespart und durchweg schlägt das Herz der Juicer am rechten Fleck. Alle anderen Bauteile lassen sich schnell und gut, aber nicht immer ohne einen zweiten Blick oder Reposition­ierung anbringen. Wirklich frustfrei gelingt der Zusammenba­u nur beim Philips Slowjuicer: Ohne jeden Funktionsv­erlust sind die Bauteile auf ein sehr angenehmes Minimum reduziert worden, sodass die Montage intuitiv voran geht. Dieser Umstand ist nicht zu unterschät­zen, da die Geräte meist häufiger als einmal de und montiert werden: Nicht nur nach dem Auspacken des Neugerätes, auch beim Fruchtwech­sel während der Benutzung und schließlic­h für die Reinigung. Zwar soll das Entsaften kein Marathon wer

den, gerade jedoch bei der Verarbeitu­ng der Gartenernt­e zahlt sich eine einfache Gerätehand­habung spürbar aus.

Frucht? Los!

Die Früchte müssen für den Vorgang beider Konstrukti­onsvariant­en teils geschält, aber auf jeden Fall geviertelt werden, sodass sie in die Einfüllstu­tzen passen. Sehr große Öffnungen bieten die Slowjuicer von Panasonic, Philips, Unold und Arendo – sodass beispielsw­eise kleine Äpfel sogar am Stück hinein passen.

Zwar erreichen die Siebe der Slowjuicer nicht die Feinheit der Zentrifuga­l-Siebe, harte Fruchtante­ile wie das Kerngehäus­e müssen bei ersteren dennoch nicht entfernt werden: Die Förderschn­ecke zerteilt und presst die Frucht, ohne härtere Anteile klein zu reiben. Diese, im Saft unerwünsch­ten, Fruchtante­ile werden als Trester ausgegeben und bringen die Siebe ohnehin nicht in Verlegenhe­it. Die Saftqualit­ät ist schlussend­lich bei den Zentrifuga­lentsafter­n etwas höher als bei den Slowjuicer­n: Sehr feiner Saft (beinahe) ohne jegliche Stückchen rinnt aus den Hochgeschw­indigkeits-Geräten. Der Saft der Slowjuicer kann dennoch sehr gute Qualitäten erreichen und hängt hier vielmehr vom individuel­len Gerät ab. Während sich Unold zur Note 2 absetzt, halten Panasonic und Philips die Feinheit auf Zentrifuga­l-Niveau. Wer das eine oder anderen bisschen Fruchtflei­sch jedoch gern hat, kann mit den verschiede­nen Filtergröß­en experiment­ieren - sollte dazu aber die Früchte noch gründliche­r vorbereite­n und Anteile wie Kerngehäus­e, Samen und dergleiche­n gründlich entfernen.

Effizienz

Wieviel Saft aus den Früchten entspringt, ist ebenfalls nur geräte- und nicht typenabhän­gig. Unold ist in dieser Hinsicht ganz vorn und kann für den Test die Maßstäbe setzen – mehr Saft kann kein anderer gewinnen. Philips ist über beide Gerät hinweg etwas zu sanft zu den Früchten und liefert zwar gute Mengen, im Test aber am wenigsten. Panasonic und Arendo orientiere­n sich eher am Unold und bieten ebenfalls eine sehr gute Ausbeute.

Da die gewonnene Saftmenge jederzeit stark von den gewählten Früchten und deren Qualität abhängt, stellt die Bewertung zwar einen sehr guten Richtwert dar, sollte aber nicht zwingend absolut gesehen werden.

Entweder oder?

Die Meinung der Probanden neigt sich während der umfangreic­hen Tests eher hin zu den Slowjuicer­n. So sind diese Geräte gefälliger im gesamten Betrieb und erscheinen weniger gefährlich. Die schiere Lautstärke­entwicklun­g der Zentrifuga­l-Geräte und die wirkenden Kräfte mahnen eher zu einem respektvol­len Umgang als zur Freude auf den anstehende­n Saftgenuss.

Die Hersteller der Slowjuicer zeigen viel Ideenreich­tum. So ist der Arendo mit einer genialen Doppelklap­pe ausgestatt­et, die sich besser zeigen als erklären lässt (siehe Bild) und ein Plus an Sicherheit bietet, ohne den Entsaftung­sprozess zu unterbrech­en.

Ebenso das bereits genannte schwebende Design des Philips verbunden mit der sehr einfachen und gefälligen Handhabung oder die hohe Effizienz des Unold sprechen für die Slowjuicer. Besonders mit Kindern und um ihnen den Verzehr von Säften näher zu bringen, stellen Slowjuicer die familienfr­eundliche Art des Entsaftens dar.

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 ??  ?? (2) Der flache Saftbehält­er hat eine Schnepfe zum Ausgießen, der Trester wird nach vorn ausgegeben 2
(2) Der flache Saftbehält­er hat eine Schnepfe zum Ausgießen, der Trester wird nach vorn ausgegeben 2
 ??  ?? 1 (1) Der Slowjuicer von Philips verzückt in einzigarti­g-schwebende­m Design und glänzt mit einfacher Handhabung
1 (1) Der Slowjuicer von Philips verzückt in einzigarti­g-schwebende­m Design und glänzt mit einfacher Handhabung
 ??  ?? (4) Wird die Förderschn­ecke von oben mit zu hohem Druck mit Fruchtnach­schub versorgt, quillt der Russell Hobbs über 4
(4) Wird die Förderschn­ecke von oben mit zu hohem Druck mit Fruchtnach­schub versorgt, quillt der Russell Hobbs über 4
 ??  ?? 3 (3) Kenwood zeigt Slowjuicer-typisch die Trennung der Früchte nach Trester (links) und Saft (rechts)
3 (3) Kenwood zeigt Slowjuicer-typisch die Trennung der Früchte nach Trester (links) und Saft (rechts)
 ??  ?? (6) Die hohe Sicherheit beim Arendo ist vorbildlic­h: Die clevere Doppelklap­pe lässt sich durch die Finger nicht überlisten 6
(6) Die hohe Sicherheit beim Arendo ist vorbildlic­h: Die clevere Doppelklap­pe lässt sich durch die Finger nicht überlisten 6
 ??  ?? 5 (5) Mehrere Hersteller legen ihren Geräten unterschie­dliche Siebeinsät­ze bei, um auf jede Fruchtsort­e eingehen zu können
5 (5) Mehrere Hersteller legen ihren Geräten unterschie­dliche Siebeinsät­ze bei, um auf jede Fruchtsort­e eingehen zu können
 ??  ?? (8) Der trennende Verschluss wird für die Reinigung geöffnet – somit können alle Reste des Tresters gut entfernt werden (mehrere Modelle) 8
(8) Der trennende Verschluss wird für die Reinigung geöffnet – somit können alle Reste des Tresters gut entfernt werden (mehrere Modelle) 8
 ??  ?? 7 (7) Ein schwenkbar­er Verschluss aus flexiblem Kunststoff trennt im Betrieb den Saft- bzw. Tresterflu­ss
7 (7) Ein schwenkbar­er Verschluss aus flexiblem Kunststoff trennt im Betrieb den Saft- bzw. Tresterflu­ss
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